Köln | aktualisiert | Cineasten gilt Michelangelo Antonionis 1964 gedrehter Film „Die rote Wüste“ als Meilenstein in der Filmgeschichte. Ein halbes Jahrzehnt später dient der Klassiker des Autorenfilms über 30 Fotografinnen und Fotografen als thematische Inspirationsquelle. Die weit über 100 Arbeiten, darunter auch einige Videos, sind jetzt in der SK Stiftung Kultur zu sehen.

Antonionis Liebesgeschichte spielt im Industriegebiet um Ravenna. Ein wichtiges Element war für ihn die Wirkung der Farbe, so ließ er eine ganze Häuserzeile und sogar einen Wald bemalen. Heute sind viele der einst florierenden Fabriken stillgelegt. Muss man den Film kennen? Die heutige Landschaft? Hilfreich wäre es sicher, um mögliche Verbindungen der aktuellen Arbeiten zum Film zu erkennen.

Wer den Film nicht kennt, dem bleiben schöne Bilder und Anregungen, über ästhetische Aspekte und heutige Sichtweisen zu sinnieren. Etwa über die konzentrierte Kraft der unterschiedlichen Farben der fast 30 Inkjet-Drucke: Joao Grama fotografierte dafür die Wandfarben einer Nervenklinik bei Ravenna.

Wenn ein Löwe sich nach Publikum sehnt


Foto: Daniele Ansidei | Daniele Ansidei: Life is somewhere else (2016).

Nostalgische Wehmut wecken die Bilder von Daniele Ansidei, der die Überbleibsel einer Unterhaltungsindustrie fotografierte: Einsam und traurig thront da ein Löwe in einem Safaripark auf einem Podest. Und ebenso trostlos wie manche menschenleere Landschaftsaufnahmen im Dunst wirken William Guerrieris Ansichten von leeren Wartesälen mit roten Plastik-Sitzschalen.

Auf vielen Fotos wirken die Menschen wie Fremdkörper in einem unwirtlichen Umfeld – seien es Industriebrachen oder Wohnhäuser. Und der dickbäuchige Mann, der seinen Schatten auf ein Strandhäuschen wirft, lässt den Betrachter schmunzeln. Ist da eine Verbindung zu Antonioni?

Für das Projekt „Il deserto rosso“ („Die rote Wüste“) arbeiteten die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und Linea di Confine (Rubiera) sowie Osservatorio Fotografica (Ravenna) zusammen. Dem in dieser Ausstellung vertretenen Francesco Neri widmet die SK Stiftung Kultur noch eine kleine Sonderausstellung aus eigenen Beständen: „Trophy and Treasures“ dokumentiert Beruf und Jagdleidenschaft seines Vaters.

[infobox]„Il deserto rosso“ – bis 28. Januar 2018, Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur, Komed-Haus, Im Mediapark 7, Tel. 0221 / 888 95-311, täglich außer Mittwoch 14-19 Uhr, Eintritt 5,50/3 Euro, am ersten Montag im Monat frei, Kataloge: “Red Desert Now!” 32 Euro, “In Referenz zu: Die rote Wüste” 20 Euro, „Trophy and Treasures“ 48 Euro

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Autor: ehu | Foto: William Guerrieri
Foto: William Guerrieri: Public Spaces (1991–1993).