Frankfurt/Main | aktualisiert | Nachdem ein Kind am Montagvormittag am Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen und dabei getötet wurde, ist das Motiv des Täters noch unklar.

„Ein Beziehungsverhältnis zwischen Täter und Opfer besteht nach aktuellen Erkenntnissen nicht“, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Polizei am Montagmittag vor Journalisten. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hatte demnach ein 40-jähriger Mann den achtjährigen Jungen sowie dessen Mutter gegen 10:00 Uhr ins Gleisbett gestoßen.

Die Mutter konnte sich rechtzeitig retten, während das Kind von dem einfahrenden Zug überrollt wurde. Die Frau wurde im Anschluss in ein Krankenhaus eingeliefert. Bei dem Tatverdächtigen, der vorläufig festgenommen wurde, handelt es sich nach Angaben der Polizeisprecherin um einen Mann afrikanischer Herkunft.

Er war nach der Tat geflüchtet, kurz darauf aber in der Nähe des Hauptbahnhofs gestellt worden.

Fahrgastverband: Bahnsteige sind nicht zu sichern

Die Tötung von Menschen an Bahngleisen ist nach Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn nicht durch eine Sicherung der Bahnsteige zu verhindern. „Sollte sich herausstellen, dass es sich bei dem Vorfall in Frankfurt um einen absichtlichen Tötungsdelikt handelt, kann die Bahn so etwas im Prinzip nicht verhindern“, sagte Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender vom Fahrgastverband Pro Bahn, der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe) zu Meldungen, wonach ein Junge am Montag vor einen Zug gestoßen wurde und starb. „Bahnsteige können nicht etwa mit Schutzgittern so gesichert werden, dass niemand vor einen Zug gestoßen oder aus Versehen ins Gleis fallen kann“, so Naumann.

Das Problem sei, dass Züge nie präzise an immer derselben Stelle halten könnten. So etwas funktioniere nur bei vollautomatisierten Systemen wie Shuttlezügen an Flughäfen. „Wenn brutale Menschen es darauf absehen, Unbeteiligte auf so eine Art zu töten, finden sie immer einen Weg“, sagte Naumann.

Es sei nicht leistbar, funktionierende Schutzgitter an den mehr als 6.000 Bahnhöfen in Deutschland zu installieren.

Innenminister unterbricht wegen Frankfurter Vorfall seinen Urlaub

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) unterbricht wegen des Vorfalls am Frankfurter Hauptbahnhof seine Ferien. „Angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit werde ich meinen Urlaub unterbrechen und nach einem Treffen mit den Chefs meiner Sicherheitsbehörden morgen die Öffentlichkeit informieren“, teilte Seehofer am Montagnachmittag mit. Er „nehme zur Kenntnis, dass in Teilen der Öffentlichkeit bereits jetzt eine Bewertung des Sachverhalts vorgenommen wird“.

Dies sei „seriös aber erst möglich, wenn die Hintergründe aufgeklärt sind“, so der Innenminister. Er stelle dem Land Hessen jede Unterstützung, beispielsweise der Bundespolizei oder des Bundeskriminalamts, zur Verfügung. Am Montagmorgen gegen 9:50 Uhr hatte ein 40-jähriger Tatverdächtiger im Frankfurter Hauptbahnhof am Gleis 7 eine 40-jährige Mutter und ihren 8-jährigen Sohn vor einen einrollenden ICE auf die Gleise gestoßen.

Während die Mutter sich auf einen Fußweg zwischen Gleis 7 und 8 retten konnte, wurde ihr Kind vom Zug erfasst und verstarb noch vor Ort. Hinweise deuten darauf hin, dass der mutmaßliche Täter im Anschluss eine weitere Person auf die Gleise zu stoßen versuchte, die sich jedoch in Sicherheit bringen konnte. Der mutmaßliche Täter flüchtete im Anschluss aus dem Hauptbahnhof, wurde aber von Passanten überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.

Es handelt sich nach Angaben des Innenministeriums um einen eritreischen Staatsangehörigen.

Autor: dts
Foto: Das Symbolbild zeigt den Frankfurter Hauptbahnhof