Köln | Die freien und privaten Theater in Köln locken auch junge Menschen zwischen 30 und 45 Jahren in die Säle und überzeugen durch ein gutes Programm und künstlerische Qualität. Zu diesen teils überraschenden Ergebnissen kommt eine aktuelle Befragung der Besucher der freien Theaterszene. Kölns Kulturdezernent Georg Quander kündigte nun an, die Rolle der Stadt als Förderer überdenken zu wollen.

Quander würdigt freie Szene

Das Programm der freien und privaten Theater in Köln spricht vor allem Besuchern zwischen 19 und 65 Jahren an. Dass dabei die Altergruppe der 30- bis 44-Jährigen die zweitstärkste Besuchergruppe bildete, überraschte heute Kölns Kulturdezernent Georg Quander. Schließlich nehme diese Gruppe sonst kaum am gesellschaftlichen Freizeit-Leben teil, da sie als Berufseinsteiger und oftmals Familiengründer zu eingespannt seien. Eine weitere Überraschung für Quander: Die meisten befragten Besucher der freien Theater-Szene gehen nur selten oder gar nicht in eine Vorstellung im Schauspielhaus oder der Oper. „Die freien Theater sprechen mit ihrem Angebot also ein ganz anderes Publikum an“, sagte Quander. Damit unterstrichen sie ihre Bedeutung für die Kölner Kultur, die eben von den städtischen Bühnen nicht befriedigt werde.

Nach der Sommerpause will Quander sich nun mit der Kölner Theaterkonferenz zu einem Gespräch zusammen setzen, um die Rolle der Stadt neu zu überdenken. Zwar zeige die Studie auch, dass die freie Szene „gut aufgestellt ist und die Förderung der Stadt nicht so falsch ist“, so Quander. Dennoch müsse sicherlich der ein oder andere Aspekt neu überdacht werden. Eine höhere Bezuschussung könne er der freien Szene jedoch nicht versprechen. Diese sei grundsätzlich zwar wünschenswert, allein der Stadt fehle derzeit das Geld dafür.

Kabarett und Sprechtheater besonders beliebt

Die Studie befragte im Dezember 2011 rund 860 Theaterbesucher von 12 verschiedene freien oder privaten Theatern in Köln. Durchgeführt wurde die Untersuchung von der Universität zu Köln. Heute präsentierten die Studenten nun ihre Ergebnisse. Die geben etwa Aufschluss über die Besucher der freien Szene. Von ihnen haben etwa 67 Prozent das Abitur oder einen Hochschulabschluss. Die meisten wohnen in Köln und gehen mehrmals im Jahr ins Theater. So gaben über 32 Prozent an, alle zwei bis drei Monate eine Vorstellung zu besuchen, weitere fast 25 Prozent gehen etwa ein- oder zweimal im Jahr ins Theater. Über 13 Prozent besuchen sogar monatlich eine Vorstellung. „Das zeigt die Bedeutung der freien und privaten Theater“, freute sich Dietmar Kobboldt, Vorstand der Theaterkonferenz Köln.

Besonders beliebt sind bei den Besuchern dabei Kabarett-Vorstellungen sowie „klassisches“ Sprechtheater. Entsprechend wurden das Theater im Bauturm und das Theater der Keller zu den beliebtesten Häusern der Befragten ernannt. Als Grund für einen Besuch gaben die Befragten vor allem Unterhaltung und kulturelles Interesse an. Zufrieden zeigten sich die Besucher dabei von dem Angebot der Spielstätten (85 Prozent) sowie der künstlerischen Qualität fast 95 Prozent). Verbesserungswürdig bewerteten die meisten Besucher allein die Parkplatzsituation der Theater sowie die Bestuhlung. Entgegen Kobboldts Erwarten waren dagegen fast 88 Prozent mit dem gastronomischen Angebot der Häuser zufrieden.

Autor: Cornelia Schlösser