Das Pressefoto des Westdeutschen Rundfunks zeigt Fritz Pleitgen. | Foto: WDR

Köln | aktualisiert | 84 Jahre alt wurde der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Er ist in Köln verstorben. Tom Buhrow würdigte Pleitgen.

Der WDR-Intendant und aktuelle ARD-Vorsitzender Tom Buhrow wird in einem schriftlichen Statement des Senders zitiert: „Der Tod von Fritz Pleitgen ist für uns alle im WDR eine sehr traurige Nachricht. In unseren Herzen sind die Flaggen auf Halbmast. Ein großer Kapitän verlässt nun die Bühne des Lebens. Er hat den WDR geprägt wie kaum ein anderer. Fritz Pleitgen stand für Mut und Fairness, und er liebte seinen WDR. Seine Ausstrahlung geht aber weit über diesen Sender hinaus. Er stand sein ganzes Leben lang für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seine Rolle in der Gesellschaft. Als Intendant und hochangesehener Rundfunkmanager, Korrespondent und politischer Journalist hat er den Westdeutschen Rundfunk über viele Jahrzehnte entscheidend geprägt und zum Erfolg geführt. Fritz Pleitgen war ein kluger Stratege, der sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk voll und ganz verpflichtet fühlte und sich energisch und leidenschaftlich für ihn einsetzte. Vorbild, Ratgeber, Mentor war er für viele, auch für mich. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Ihm gebührt ein ganz besonderer Platz in der WDR-Geschichte.“

Pleitgen stammt aus dem Ruhrgebiet. Dort wurde er am 21. März 1938 geboren. Früh wurde er journalistisch aktiv und schrieb schon mit 14 Jahren für die „Freie Presse“ in Bielefeld. Dort wurde er Volontär. 1963 wechselte Pleitgen als Reporter zum WDR für die „Tagesschau“. Er war unter anderem Korrspondent in Moskau und interviewte den damaligen Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Die nächste Station auf dem Weg Pleitgens war sein Wechsel nach Ost-Berlin. Von dort berichtete er als DDR-Korrespondent. Ab 1982 wechselte Pleitgen in die USA und wurde Studioleiter der ARD in Washington und New York.

1988 siedelte sich Pleitgen in Köln an. Er wurde Fernseh-Chefredakteur und übernahm 1994 die Direktion des WDR-Hörfunks. 1995 wählte ihn der Rundfunkrat zum Intendanten des Westdeutschen Rundfunks. Als Jung aus dem Ruhrgebiet kümmerte er sich von 2007 bis 2010 als Vorsitzender der Geschäftsführung der Initiative RUHR.2010 um die Kulturhauptstadt Ruhrgebiet 2010. Wer heute durchs Ruhrgebiet fährt findet an den Autobahnbrücken noch Reste durch die Sinnsprüche, die dort montiert wurden. Die Ruhr 2010 kam aber nicht wegen der Autobahnbrücken in die Schlagzeilen, sondern wegen des Unglücks bei der Loveparade 2010. Am 9.2.2010 wandte sich Fritz Pleitgen in seiner Funktion als Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH gegen eine mögliche Absage der Duisburger Loveparade: „Hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um dieses Fest der Szenekultur mit seiner internationalen Strahlkraft auf die Beine zu stellen.” 21 Menschen starben damals in Duisburg. Der Prozess zum Unglück der Loveparade 2010 wurde 2020 ohne Urteil endgültig eingestellt.

Pleitgen engagierte sich in den Jahren 2011 bis 2021 als Präsident der Deutschen Krebshilfe. Zudem engagierte sich Pleitgen im Lew Kopelew Forum und ist neben Dr. Marion Gräfin Dönhoff dort Ehrenvorsitzender.

Ministerpräsident Hendrik Wüst würdigt den früheren WDR-Intendanten: „Mit Fritz Pleitgen verliert Nordrhein-Westfalen einen großen Medienmacher, einen Journalisten mit Weitsicht und höchsten Anspruch an Glaubwürdigkeit. Wie kaum ein anderer hat er den Westdeutschen Rundfunk und dessen Entwicklung geprägt – und damit in besonderer Weise auch unser Land Nordrhein-Westfalen. Er baute den WDR als Regionalsender aus und sorgte für hohe Präsenz des Senders auch abseits der großen Metropolen. Von diesem starken Angebot profitieren die Menschen in Nordrhein-Westfalen bis heute. Das ist auch das Verdienst von Fritz Pleitgen. Seinem großen Engagement verdankt Nordrhein-Westfalen die Durchführung der Kulturhauptstadt Europas 2010. Mit seinen Initiativen und Ideen hat er maßgeblich dazu beigetragen, das große kulturelle Potential der Metropolregion über die Grenzen unseres Landes wirken zu lassen.“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Mit großer Trauer habe ich die Nachricht vom Tod von Fritz Pleitgen aufgenommen. Nicht nur als aktiver Journalist, sondern auch als Intendant des Westdeutschen Rundfunks, ARD-Vorsitzender und Präsident der Europäischen Rundfunkunion hat er seine profunden Fähigkeiten unter Beweis gestellt und den Ruf der Medienstadt Köln gefestigt. Absolut beeindruckt hat mich sein soziales Engagement, etwa bei der Aktion Deutschland Hilft, als Pate für das Kinderhospiz Bethel oder die Präsidentschaft der Deutschen Krebshilfe und nicht zu vergessen seine vielbeachtete, leidenschaftliche Arbeit als Gründungsvorsitzender des Lew-Kopelew-Forums mit Sitz am Neumarkt. Mit Fritz Pleitgen verlieren wir eine vertraute Stimme, die bis zuletzt mit Sachverstand und Kenntnis globaler Zusammenhänge das Weltgeschehen für uns einordnete. Eine Stimme der Vernunft und eine großartige Persönlichkeit, die wir auch in Köln sehr vermissen werden.“