Köln | „Beim Essen und beim Geschäft solltest du nicht bescheiden sein.“ Mit diesem indischen Sprichwort eröffnete Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung Kölnmesse die gestrige Pressekonferenz zur bevorstehenden Anuga Messe vom 7 bis 11 Oktober in Köln. Rund 7.400 Anbieter aus 107 Ländern stellen auf der 34. Anuga Messe in diesem Jahr aus. „Wir haben full house und einen neuen Ausstellerrekord“, erklärt Böse. Mehr Anbieter als in den starken Vorjahresmessen 2011, 2013 und 2015. Was 1919 als Wanderausstellung zum ersten Mal durchgeführt wurde, ist seit 1951 dauerhaft in Köln zu Hause. Doch wie sieht es eigentlich in der Lebensmittelbranche aus?

Ernährungsindustrie auf Wachstumskurs

Die Ernährungsindustrie war im ersten Halbjahr 2017 auf Wachstumskurs, denn in den ersten sechs Monaten konnte die Brance ihren Umsatz nach ersten Ergebnissen um 5,7 Prozent auf 87,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr steigern, sagt Stefanie Sabet von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) im Vorfeld der Ernährungsmesse Anuga. Deutsche Lebensmittel sind nicht nur in Europa, sondern auch weltweit gefragt: so wuchs die Branche im Ausland im ersten Halbjahr um 5,8 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro, erklärt Sabet.

Bis September erwarte die Branche nach BVE-Schätzungen einen Umsatz von 132,8 Milliarden Euro. Im Inland erwartet der Verband einen stabiles Wachstum und im Exportgeschäft einen leichten Auftrieb.

40.000 neue Produkte jährlich

Der demographische Wandel, eine hohe Mobilität, die zunehmende Digitalisierung und Alltagsstress beeinflussen wann und wo der Verbraucher isst. Über 81 Millionen Konsumenten entscheiden täglich an der Kasse über dem Erfolg von Produkten und Herstellern. In Deutschland beschränkt sich die Vielfalt an Lebensmitteln und Lebensmitteltrends nicht nur auf quantitative, sonder betreffe auch insbesondere qualitative Aspekte. Daher ist die Lebensmittelindustrie in einem ständigen Wandel. 40.000 neue Produkte kommen jährlich auf den Markt von denen sich rund 13.000 über zwei Jahre hinaus behaupten können, erklärt Sabet.

„Für alle, die als Besucher zur Anuga kommen, spielen Trends eine große Rolle. Auf der Anuga kann ein Einkäufer die Hand an den Puls der Branche legen. Er kann sich ein Bild von den Aufgaben, Chancen und Herausforderungen machen, die auf ihn und sein Business warten“, erklärt Böse.

Protein-Produkte sind gefragt – Deutsche sind Frischorientiert

In einer gemeinsamen Verbraucherstudie haben die BVE und die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hinterfragt, welche Produkt- und Ernährungstrends sich dauerhaft am Markt etablieren. „Jeder Dritte treibt regelmäßig Sport und kauft mindestens ein Protein-Produkte pro Jahr. Protein-Produkte sind das Wachstumssegment. Immer wichtiger wurde in den letzten zehn Jahren die Frische-Orientierung der deutschen Haushalte. Heute bevorzugt fast jeder Zweite, also 46 Prozent, Lebensmittel aus dem Frischesortiment im Gegensatz zu Konserven, sagt Sabet.

Die Studie hierzu mit dem Titel „Auf der Suche nach neuen Ernähungsmustern. Die Verbindung von Genuss, Gesundheit und Gemeinschaft in einer beschleunigten Welt“ wird am 6. Oktober um 11 Uhr auf der der Anuga-Messe vorgestellt.

Partnerland der Anuga-Messe ist in diesem Jahr: Indien

Die deutsche Ernährungsindustrie ist fest in den globalen Agrarhandel eingebunden und zählt hier zu den größten Playern. Auch der Agrarexporteur Indien gewinne für die Branche als Handelspartner an Bedeutung, insbesondere wenn es um den Bezug von Rohstoffen für die Lebensmittelproduktion geht, erklärt Sabet. Indien zähle hier zu den 30 wichtigsten Lieferländern. Die deutschen Lebensmittelhersteller exportieren vor allem Fertiggerichte, Milch- und Milchprodukte, sowie Süßwaren nach Indien. Aus Indien kommen ebenfalls Fertigprodukte, Fisch sowie Öle und Fette.

Autor: Irem Barlin