Die Schilderung der Bundespolizei zu dem Vorfall am Bahnhof Köln-Mülheim ist ungeheuerlich: " Die Fangruppe aus Münster befand sich im Regionalexpress 10139 auf der Fahrt von Köln-Hbf nach Dortmund, als sich die Fans unmittelbar vor Einfahrt in den Bahnhof Köln-Mülheim vermummten und mit Schlagstöcken bewaffneten. Beim Halt des Regionalzuges stürmten rund 30 Kölner Fanchaoten den Zug, wobei fünf Personen verletzt und die Reisezugwagen zum Teil nicht unerheblich beschädigt wurden." Die Kölner Fußballfans konnten allerdings fliehen, von den Münsteraner Fans, rund 100, nahmen die Beamten die Personalien auf.

Die Münsteraner Fangruppe war auf der Rückfahrt eines Regionalliga-West Spiels, wo Kaiserslautern II gegen Preußen Münster gespielt hatte. Nach ersten Ermittlungen der Bundespolizei handelt es sich um eine gezielte und offensichtlich verabredete Schlägerei zwischen den Fangruppen aus Münster und Köln. Das Spiel in Kaiserslautern verfolgten nach Angaben der Website des Münsteraner Vereins gerade mal insgesamt 680 Menschen. Münster verlor das letzte Saisonspiel mit 0:3, wurde aber dennoch Meister. Umso unverständlicher ist die Fanrandale, denn heute soll, so liest man in einem Interview mit dem Münsteraner Oberbürgermeister, das erfolgreiche Team auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt gefeiert werden und sich im Goldenen Buch der Stadt verewigen. Vor dem Hintergrund der Kölner Ausschreitungen sind solche Ehrungen durch die Politik allerdings unverständlich. Dann außer Jubelarien sind auf der offiziellen Vereinsseite keine Meldungen zu Konsequenzen gegen die Schlägerfans des eigenen Clubs veröffentlicht, oder wenigstens eine Entschuldigung.

Die Entgleisung der beiden  Fangruppen störte den Bahnverkehr erheblich. Neben dem beschädigten Wagen musste ein Regionalzug ausgesetzt werden. Der Bahnhof Köln-Mülheim musste für 45 Minuten komplett gesperrt werden. 26 Züge der Deutschen Bahn hatten dadurch insgesamt 600 Minuten Verspätung. Zumindest erwartet man eine Entschuldigung des Vereins und harte Konsequenzen gegen die eigenen Fans, anstatt von Jubelarien auf der eigenen Homepage. Kommentieren kann man solche Vorfälle auch nur noch mit der Forderung, dass die Vereine endlich für die Kosten der Polizeieinsätze und die Schäden, die ihre Fans verursachen in voller Höhe aufkommen müssen. Es ist nicht hinzunehmen, gerade vor dem Hintergrund der klammen öffentlichen Kassen, dass die Allgemeinheit für diese Schäden aufkommt und dann auch noch Jubelfeiern und Stadien finanziert. Vor allem fallen die Fans aus Münster – die Kölner stehen dem in nichts nach – immer wieder negativ auf.

Aktualisiert am 30.5.2011, 17:25 Uhr
Präsident der Bundespolizei: "Fußball-Gewalt ist besorgniserregend" 
Eine Massenschlägerei mit über hundert Beteiligten, ein zerstörter Regionalzug, Überfälle maskierter Chaoten, gefährliche Zündeleien mit Pyrotechnik, Zehntausende Euro Sachschaden – die bittere Bilanz des letzten Spieltages in den Regionalligen. Für die Bundespolizei ist das keine Ausnahme mehr, verkündete heute der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Matthias Seeger. An jedem Wochenende setze sie viele Hunderte Beamte ein, um rivalisierende Fußball-Chaoten auseinander zu halten und friedliche Fans zu schützen. Seeger warnte heute vor einer neuen Qualität der Gewalt am Rande von Fußballspielen – auch in unteren Ligen: "Es ist klar erkennbar, dass gewaltbereite Fußball-Chaoten ihre brutalen Aktionen immer mehr von den Spielbegegnungen weg in den öffentlichen Raum verlagern. Dabei nehmen sie hohe Sachschäden am Eigentum der Eisenbahnunternehmen aber auch schwere Verletzungen anderer Fans aber auch von Unbeteiligten in Kauf. Diesem Trend müssen wir einen Riegel vorschieben", so Seeger.

Ein weiteres Indiz für die neue Qualität der Fußballgewalt sieht Seeger in einem anderen Zwischenfall. Ebenfalls am Samstag war nach einer Begegnung der Regionalligaclubs VfB Lübeck und der zweiten Mannschaft von Energie Cottbus ein mit Cottbusser Fans besetzter Regionalexpress am Haltepunkt Schwerin-Süd von maskierten Gewalttätern mit Steinen, Pyrotechnik und Nothämmern angegriffen worden. Bei den Tätern handelt es sich vermutlich um Hooligans aus dem Umfeld des Zweitligisten Hansa Rostock. Die Täter müssen den Angriff vorbereitet haben, weil sie auch versucht haben, die Videoüberwachung am Ort der Attacke mit Rauchbomben zu vernebeln. Glücklicherweise kam bei dem Zwischenfall kein Mensch zu schaden, allerdings zerstörten die Angreifer 17 Scheiben. Der Sachschaden: Etwa 8.000 Euro. Hinweise nimmt die Bundespolizei unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 6888 000 entgegen.

[ag; ots]