Geisterzug 2023 in Köln. Foto: Bopp

Köln | Hunderte Geister zogen gestern durch Riehl nach Nippes. Der Kölner Geisterzug 2023 also eine Woche vor Straßenkarneval. Das war neu. Der Grund: der Kölner Geisterzug versteht sich als politische Demonstration. Das Motto: „Fastelovend es för all – halal, koscher un liberal – Mir fiere politisch“. Mit tollen Fotos von Eduard Bopp.

Darum läuft der Geisterzug eine Woche vorab

Schon das Vorverlegen des Geisterzug 2023 in Köln zeigt eine politische Dimension. Der Geisterzug läuft traditionell an Karnevalssamstag. An Karnevalssamstag verbietet die Landesordnungsbehörde die Demonstration. Sie fordert die Macher:innen des Kölner Geisterzuges auf, diesen als Brauchtumsveranstaltung bei der Kölner Ordnungsbehörde anzumelden. Eine interessante Frage: Seit wann entscheiden Ordnungsbehörden darüber was Brauchtum und was politische Demonstration ist und wann gegen etwas demonstriert werden kann? Der Geisterzug versteht sich aber seit jeher als politische Demonstration und sucht sich jedes Jahr ein politisches Motto, so wie in diesem Jahr „Fastelovend es för all – halal, koscher un liberal – Mir fiere politisch“. Er will ein Zeichen setzen für Liberalität und Weltoffenheit der Religionen und ein Signal für die Rechte der Frauen gegen patriarchale Strukturen weltweit. Stichwort: Iran und der durch Polizeigewalt herbeigeführte Tod von Jina Mahsa Amini in Teheran am 16. September 2022.

Protest gegen Pferde im Kölner Rosenmontagszug im Geisterzug 2023. | Foto: Bopp

Pferde im Rosenmontagszug – NTK protestiert im Geisterzug 2023

Neben den politischen Positionen zu Weltoffenheit und Toleranz schloss sich auch das Netzwerk für Tiere Köln (NTK) dem Geisterzug an und schrieb auf einem Transparent: „Mir Jecke bruche kein Pääder em Fasteleer!“ Ein Appell und eine Aufforderung an den organisierten Kölner Karneval und an die Politik in Kölner Stadtrat und im Landtag NRW dafür zu sorgen, dass keine Pferde mehr im Kölner Rosenmontagszug mitlaufen. Die Debatte gewinnt an Aktualität nachdem der Festausschuss Bonner Karneval sich entschied 2023 keine Pferde mehr im Bonner Rosenmontagszug mitlaufen zu lassen. Beim Zug 2020 liefen in Kölns Nachbar-Bundestadt zum letzten Mal Pferde mit. Der Bonner Karneval argumentiert mit der Sicherheit der Teilnehmer und Zuschauer. So stellen diese fest: „Trotz all un- seren gemeinsamen Überlegungen bleibt es dabei, dass Pferde nur bis zu einem begrenzten Maß beherrschbar sind. Gerade bei einer Veranstaltung im innerstädtischen Umfeld, in der die Pferde über mehrere Stunden hinweg durch Menschenmassen reiten und geführt werden, entsteht hieraus ein Risiko – auch für schwer- wiegende – Verletzungen, das für uns nicht mehr kalkulierbar und hinnehmbar ist.“ Sie ziehen damit die Konsequenzen aus dem Durchgehen der Pferde einer Kutsche im Jahr 2017. Es passierte damals nichts Schlimmeres, da sich der Vorfall auf dem fast menschenleeren Auflösungsgelände ereignete. Nicht auszudenken, was passieren hätte können, wenn in einer vollen Straße der Innenstadt ähnliches passiert werden. Ein Jahr später ging eine Kutsche im Kölner Rosenmontagszug durch, es gab mehrere Verletzte. In Köln werden auch im Jubiläumsjahr 200 Jahre organisierter Karneval wieder Pferde im Rosenmontagszug geritten.

So zog der Geisterzung durch Riehl bis nach Nippes

Der Geisterzug startete gestern in Riehl zwischen Flora und Zoo und zog über Stammheimer Straße, Riehler Gürtel, Pliniusstraße, Philipp-Wirtgen-Str., Hildegardisstraße, Naumannstraße, Goldfußstraße, Barbarastraße, Amsterdamer Straße, Friedrich-Karl-Straße Niehler Kirchweg, Neusser Straße, Viersener Straße bis zum Nippeser Wilhelmplatz, wo er sich auflöste. Ohne Pferde dafür aber mit ganz, ganz vielen toll verkleideten jecken Geistern. Aber das zeigen die Bilder vom Geisterzug 2023 in Köln eindrucksvoll.

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