Berlin | Gerhard Richter, einer der bedeutendsten und teuersten Maler der Gegenwart, hatte Anfang der 50er Jahre ein Schlüsselerlebnis mit dem Thema Holocaust. „Ich war damals ungefähr zwanzig, als auf dem Pausenhof der Dresdner Kunstakademie ein Student eine Fotoreportage zeigte, eine Dokumentation über Konzentrationslager. Erschreckende Bilder, die die Amerikaner bei Kriegsende aufgenommen hatten“, sagte der 84-Jährige der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

„Ich konnte zwar kein Wort Englisch, aber die Bilder gingen mir nicht aus dem Kopf. Danach hatte ich mich gewundert, dass es so etwas in der DDR nicht gab.“ In Richters Familie war das Thema Auschwitz bereits in dessen Kindheit präsent: „Meine Tante war zur Zeit des Nationalsozialismus in einer geschlossenen Anstalt in Großschweidnitz. Die Mutter meiner Tante und ihre Schwester weinten und schrien manchmal, wenn sie von der Anstalt zurückkamen, von Besuchen. Sie haben das Elend gesehen. Das kriegt man mit, auch wenn ich als Kind das nicht wollte und lieber draußen war.“

Autor: dts
Foto: Gerhard Richter bei der Verleihung der Kölner Ehrenbürgerwürde im Jahr 2007