Die Gründe sind so einfach wie bedauerlich: Zum einen öffnet Richter nie wie manch anderer Kölner Künstler sein  Atelier ("Tag des offenen Ateliers"), zum anderen lässt er sich nicht durch eine Kölner (oder nur deutsche) Galerie vertreten.
Offiziell als so genannte "primary dealers" (Primärhändler) für Richters Arbeiten fungieren die New Yorker Galeristin Marian Goodman und – durchaus erstaunlich – der junge Tokioter Galerist Wako Kiyoshi.
Wenn also eine Galerie neueste Arbeiten von Gerhard Richter zeigt, dann ist es die Marian Goodman Gallery in New York oder Paris, wie etwa zuletzt die Ausstellung "Abstract Paintings" im Jahre 2009/2010.
Penibel jedoch wird Richters künstlerisches Schaffen auf seiner eigenen Website dokumentiert. Hier lässt er auch seine aktuelle Produktion zeigen, so etwa 30 neue Arbeiten aus dem Jahr 2010. Einige wenige waren bereits im letzten Jahr öffentlich ausgestellt,  so etwa in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden oder im Kunstmuseum Winterthur die meisten sind bisher nie öffentlich zu sehen gewesen.
Erkennbar wird, dass Richter gegenwärtig mit einer neuen Technik (Lack hinter Glas) experimentiert und sich, wie die Serien "Aladin" und "Adallah" zeigen, stark mit den "Erzählungen aus Tausenduneiner Nacht" beschäftigt hat.
Welche Motive Richter hat, diesen Weg der Publikmachung zu wählen, bleibt unklar. Aber egal ob er sich künstlerisch nicht sicher fühlt, persönlich beweisen muss, dass er auch mit fast 80 noch produktiv ist oder ein kommerzielles Signal ("es gibt frische Ware") aussenden will, für die Kölner bietet die Richter-Website immerhin die Gelegenheit zu sehen, was ein Weltkünstler in Köln produziert.

Christoph Mohr