Köln | Es ist eine dieser „Bilderbuch“-Ausstellungen, die man täglich besuchen möchte und hofft, dass über Nacht umgeblättert wurde. Helga Elben (1930 – 2014) war eine manische Zeichnerin. Doch nicht nur ihre Skizzenbücher, sondern auch ihre ihre Künstlerbücher – alle in niedrigen, oft nur einstelligen Auflagen – sind in der aktuelle Ausstellung der Kunst- und Museumsbibliothek im Treppenhaus des Museums Ludwig zu sehen.

Auf ihren zahlreichen Reisen insbesondere durch Italien und Griechenland war das Skizzenbuch – durchaus auch in größerem Format – immer dabei. Sie zeichnete mit flottem Strich Passanten, Kellner und Touristen, Tiere, Landschaften und Architekturen. Gleichberechtigt dazu in zierlicher Schrift und grafisch gleichberechtigt hielt sie fest, was ihr dazu gerade durch den Kopf ging. Einige der Bilder dienten später als Inspiration für Gemälde, Skulpturen und kinetische Plastiken.

Mit stiller Ironie hinterfragt Helga Elben heutige Wertvorstellungen

Der Titel der Ausstellung „Götter, Helden und andere Menschen“ verweist auf ihr zentrales Thema, bei dem sie mit stiller Ironie heutige Wertvorstellungen hinterfragt. Bei den Göttern hatte es ihr vor allem der trickreiche Hermes angetan, Sohn des Zeus und Gott der Händler und der Diebe; ihm hat sie gleich ein ganzes Buch gewidmet. Fündig wurde sie auch bei Kleist oder Heine.

Mit den Helden war es früher zweifellos einfacher als heute, Ikarus war zweifelsohne ein Held, wenn auch ein tragischer. Aber sind die jungen US-Soldaten Helden, die im Golfkrieg „für die Demokratie“ starben? Elben stellt diese Frage mit großformatigen Porträts. In Zeitungsbildern von Frauen sucht sie Parallelen zu antiken Göttinnen. In einem anderen Buch – geprägt durch abstrakte Grafiken – stellt sie den Jubelfeiern zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas die negativen Folge-Ereignisse gegenüber. Von einem ganz besonderen grafischen Reiz sind schließlich die Arbeiten, bei denen sie zum Beispiel alte handschriftliche Geschäftsunterlagen „überzeichnete“.

[infobox]Helga Elben: Götter, Helden und andere Menschen“ – bis 23. April 2017, Treppenhaus zum Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek im Museum Ludwig, Mo 14-21 Uhr, Di-Do 10-21 Uhr, Fr 10-18 Uhr. Der Lesesaal im Museum Ludwig ist zusätzlich alle zwei Wochen auch samstags von 11-16 Uhr geöffnet. Eintritt frei 

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Autor: ehu | Foto: Atelier Helga Elben / KMB
Foto: Wird leider nicht umgeblättert: Zwei Seiten aus einem Skizzenbuch von Helga Elben, gezeichnet in Kairo.