Per GPS durch das Veedel
"Ich finde es toll, dass ich jetzt mehr weiß", sagte heute Melina. Schon oft sei sie an den Orten im Veedel vorbei gegangen, habe sogar teilweise direkt daneben gespielt. Von der Bedeutung der Orte habe sie jedoch nichts gewusst. "Ich würde die Routen gerne noch einmal mit meiner Mutter oder meiner Klasse abgehen", so Melina weiter. Zusammen mit vier weiteren Freunden aus dem Don Bosco-Club testete sie heute die erste GPS-Route durch Mülheim zur NS-Vergangenheit. Und alle fünf zeigten sich begeistert. Nur das GPS-Gerät selbst überzeugte sie nicht so ganz. Das sei zu verwirrend, meinte Lukas. Denn das Gerät zeigt nur einen Kompass, auf dem eine Nadel in die richtige Himmelsrichtung zeigt. Spannend fanden die Jugendlichen es aber allemal, sich per GPS durch ihr Veedel führen zu lassen. Hatten sie einen Ort erreicht, schauten sie in ihrer Mappe nach, was dort während der NS-Zeit geschah.

Auf der ersten Route besuchten sie etwa den Gedenkstein im Mülheimer Stadtgarten der 1934 in Gedenkn an gefallene Krieger eingeweiht worden war. Auf dem Programm standen außerdem noch das HJ-Heim Hacketau, von dem heute allerdings nichts mehr zu sehen ist, und die Kreisverwaltung der NSDAP. Die nahm 1936 das Kolpinghaus in Beschlag. Noch heute erinnert ein Steinadler an diese Zeit. Neben den Hintergrundinformationen zu den Orten lieferte die Mappe auch kleinere Aufgaben, die es von den Jugendliche zu lösen galt. So galt es etwa herauszufinden, welche Bedeutung der Gedenkstein für die damalige Gesellschaft hatte. "Die Aufgaben sollen zur Diskussion anregen", betonte Barbara Kirschbaum, Museumspädagogin des NS-Dokumentationszentrums. Ziel des Projektes sei es, den Jugendlichen ihr Veedel mit anderen Augen zu zeigen.

Routen-Koffer kostenlos ausleihbar
Die sechs GPS-Routen entstanden im 2009 im Rahmen des Lokalen Aktionsplans Köln in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum und der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Ab sofort können sie dort nun kostenlos ausgeliehen werden. Verliehen werden sechs GPS-Geräte (für jede Route eins) sowie eine Mappe mit Fotos und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Stationen. Wer möchte kann darüber hinaus auch weiterführendes Material zur Vor- oder Nachbereitung erhalten. Die Routen selbst beschäftigen sich dabei mit drei verschiedenen Themen-Komplexen: Die beiden Rundgänge zum Thema "Aufwachsen" stellen Orte vor, an denen Kinder und Jugendliche in Mülheim während der NS-Zeit aufgewachsen sind. Die beiden Routen zum Thema "Arbeiten" beschäftigen sich mit dem Arbeiterwiderstand. Aufgesucht werden hier etwa Produktionsstätten für Militärgüter und Zwangsarbeiterlager. Die beiden letzten Rundgänge beleuchten das Thema "NSDAP" und präsentieren Standorte und Strukturen der Partei in Mülheim. Alle Routen sind nur wenige Kilometer lang und lassen sich bis auf eine Strecke auch mit dem Rollstuhl bewältigen.

Hier kann der Routen-Koffer ausgeliehen werden:
Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Richartzstr. 2-4
50667 Köln
Tel.: 0221-617284
Fax: 0221-617286
Chrjuedzus@aol.com

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