Bürgermeisterin Angela Spizig beschrieb in ihrem Grußwort das Dokument: "Sie ging auf keine Kuhhaut – die ellenlange Schlichtung zwischen dem furiosen und kriegerischen Erzbischof und den Vertretern der Stadt vor 750 Jahren, die man nach langen und zähen Verhandlungen zustande gebracht hatte. Man musste mehrere Häute aneinander nähen, um die gegenseitigen Vorwürfe und die komplizierten Vereinbarungen schriftlich zu fixieren." Es ging um Macht und wirtschaftliche Interessen, um die Stellung des Erzbischofs in der Stadt. Zuvor gab es eine blutige Auseinandersetzung. Das Ergebnis war die Durchsetzung der, wie man es heute nennt kommunalen Selbstverwaltung unter Oberaufsicht des Erzbischofs, der quasi seine reale Macht einbüßte.

Bürgermeisterin Angela Spizig betonte das Schiedsgerichtsverfahren auch in der heutigen Zeit wieder an Bedeutung gewinnen. Streitschlichterinnen und Streitschlichter an Schulen, Ombudsfrauen und Männer in Betrieben, Schiedsfrauen und Männer und auf zwischenstaatlicher Ebene die "Elder Statesmen" gehören heute zum Alltag, Sie beraten, schlichten und suchen den Ausgleich, ohne Einsatz der Justiz.

Erzbischof Joachim Kardinal Meissner erinnerte in seinem Grußwort auch an die Zeit der Säkularisation vor rund 200 Jahren, als der Kirche "die Bürde der weltlichen Macht" genommen wurde. Meissner sieht sich und die Kölner Erzbischöfe in der Tradition des Albertus Magnus, der selbst im Jahr 1260 die Bischofsweihe empfangen hat. Albertus Magnus habe die Stadt Köln in einer Zeit des stürmischen Umbruchs erlebt, als er mit Thomas von Aquin nach Köln kam um bei den Dominikanern eine ordensinterne Universität (Das Generalstudium der Dominikaner) aufzubauen. Zunächst, so der Kölner Erzbischof habe sich Albertus Magnus nur seinen Studien gewidmet, sich aber dann seiner gesellschaftlichen Verantwortung gestellt und im Großen Schied von 1258 eine Meisterleistung der Vermittlung geschaffen.

Der Frieden nach dem großen Schied hielt zunächst nur ein einziges Jahr und Erzbischof Konrad von Hochstaden zettelte die "Revolution von oben" an. Man suchte abermals die kriegerische Auseinandersetzung mit Engelbert II von Falkenburg seinem Nachfolger. In zwei Sühneverträgen von 1262/63 kehrte man zu den Regelungen des Großen Schied zurück.
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"Der Große Schied von 1258. Erzbischof und Bürger im Kampf um die Kölner Stadtverfassung"
Der Kölner Rechtshistoriker Prof. Dr. Dieter Strauch hat ein Buch über den "Großen Schied" geschrieben, in dem er sich mit der Geschichte des Dokumentes auseinandergesetzt hat.
Erschienen im Böhlau Verlag

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung