Ralph Herbertz vom ADFC Köln zeigt die Probleme an den Fahrradwegen an den Kölner Ringen

Los ging es am Kölner Hauptbahnhof, An den Dominikanern, Unter Sachsenhausen, die kleine Gruppe von 17 Fahrradfahrern beansprucht eine ganze Fahrspur, die Autofahrer akzeptieren das ohne zu hupen. Unser erster Stopp ist an der riesigen Kreuzung Christophstr./Klingelpütz/Mohrenstr./Gereronstr, gegenüber die Baustelle für die neue Bauwenszentrale. Hier fordern die Kölner Grünen einen Kreisverkehr, die Rotphasen der Ampelanlage sind zu lang, es ist zu wenig Verkehr, auch unter der Woche. Der Bezirksbürgermeister Hupke spricht von einer Autobahn die keiner brauche, vor allem weil die Straße sowieso einspurig wird und sich der Kreisverkehr an der Marzellenstrasse auch bewährt hätte. Hupke hätte gerne einen Boulevard mit einem breiten Fahrstreifen, Fahrradweg und breiten Gehwegen, vielleicht auch Bäumen. Wenn mann dann noch die Gladbeckerstrasse für den zweispurigen Fahrradverkehr öffnen würde, hätte man eine optimale Anbindung der westlichen Stadtteile mit Innenstadt, Dom und Hauptbahnhof. Ralph Herbertz vom ADFC regte an, ob man die Realisierung nicht zweistufig durchführen könne, zunächst könne man mit Markierungen arbeiten und dann die baulichen Massnahmen durchführen.

Aber schon an den Ringen, Ecke Christophstrasse gibt es massive Probleme. Radwege die zu schmal sind, hier gibt es keine Radwegepflicht mehr, schneller Autoverkehr und die existierenden Radwege sind auch noch gefährlich. Die weißen Begrenzungssteine sind bei Regen lebensgefährlich, denn sie sind aus Marmor und damit sehr rutschig, aber auch die Pflaster mit ihren Kanten, die mal herausragen und mal abgesenkt sind bergen permanente Unfallgefahren. Es geht weiter über die schmalen Radwege, dann wieder Straße, dann wieder Radweg bis zum Bahnhof West.


Schluß mit Schöner Radeln, an der Aachenerstrasse gibt es keine Möglichkeit zum Aachener Weiher zu kreuzen.

Auch die dortige Situation ist unbefriedigend. Fahrräder an Haarnadeln oder wild abgestellt. Hier fordern die Grünen eine Radstation, wie am Hauptbahnhof. Räume wären vorhanden, man könnte kleine Reperaturen erledigen lassen und sein Fahrrad trocken und sicher abstellen. Es folgt der schönste Teil der Tour, es geht in den Grüngürtel, vorbei an Kids die Baskteball spielen, herrlich die Herbstsonne bricht durch die Bäume. Fahrradfahren in Köln ist schön. Aber dann gibt es eine abrupte Sperre. Stopp, Aachenerstraße plus KVB. Gegenüber glitzert der Aachener Weiher. Nach links dürfen wir nicht, ein Fahrradverbotsschild verbietet die Weiterfahrt. Wo lang? Also stadtauswärts, wir kreuzen Aachenerstrasse, Universitätsstrasse und kommen an die Ecke Dürener Straße. Die Kölner Grünen fordern einen Überweg für Fahrradfahrer und Fußgänger. An der Dürenerstraße herrscht eine total bescheuerte Situation für alle Radler vor, die einfach nur geradeausfahren wollen. Um den mit Signalanlage geregelten Rechtsabbiegerverkehr zu queren, damit man geradeaus mit dem Fahrrad weiterfahren kann, muss man zwei Rotphasen hinter sich bringen und diesen queren. Oder man macht es wie viele Radlerinnen und Radler und reiht sich in den schnellen Autoverkehr ein und überwindet in diesem die Dürenerstrasse. Die Strecke Innere Kanalstr./Universitätstr. ist die direkte Verbindung zwischen Köln-West und der Kölner Universität. Man mag gar nicht glauben, dass Köln Geld für einen Fahrradbeauftragten ausgibt und auch noch Mitglied bei den fahrradfreundlichen Städten ist, wenn man diese Situation sieht.

Unsere Tour über holprige Fahrradwege oder ungesicherte Querungen an der Zülpicherstrasse, führt uns letztlich zum Bahnhof Süd. Auch hier Tristesse. Vergammelte Fahhradabstellanlagen, zwischen Autoparkplätzen. Immerhin die sind überdacht und von einer grünen Moosschicht überzogen. Vor allem Menschen, die aus dem Umland kommen und im Umfeld der Universität arbeiten, haben hier ein Zweitfahrrad stehen, oft das alte Möhrchen, um sich schnell in Köln zu bewegen. Das Bahnhofsgebäude scheint leerzustehen, zumindest signalisieren das die verstaubten Fenster. Auch hier müsste dringend eine Radstation entstehen, in der man sicher und für kleines Geld sein Fahrrad parken kann, damit auch die Platzsituation wieder hergestellt werden kann. Denn es ist ein kleier innerstädtischer Platz mit angrenzender Gastronomie. Die kann aber in der aktuellen Situation nichts entwickeln. Ein solcher Platz in Paris wäre voller Leben, man könnte Kaffee trinken, essen, oder nur klönen, in Köln ist es eine innerstädtische Brache und eine Schande für alle die, die in Köln hier ankommen. Die Kölner Grünen kritisieren auch, dass man das Gleis in südlicher Richtung, weder mit dem Fahrrad, noch mit dem Kinderwagen oder Rollstuhl erreichen kann. Das grüne Vorstandsmitglied Manfred Waddey erzählt, dass die Bahn seit 15 Jahren vertröste und die Barrierefreiheit an die Ring-S-Bahn koppeln will, Waddey: "Da warten wir noch 15 Jahre und nichts passiert".

„Der Autoverkehr trägt nicht nur maßgeblich zum klimaschädlichen CO2-Ausstoß bei, insbesondere in den Städten ist er auch nach wie vor Verursacher gesundheitsschädlicher Luftbelastung wie Feinstaub und Stickstoffoxide. Dazu kommen Lärm und Gefährdung durch Unfälle“, erklärt die umweltpolitische Sprecherin der Ratsfraktion, Dr. Sabine Müller, die auch hofft, dass durch Klimadebatte und Umweltzone mehr für den Fahrradverkehr in Köln erreicht wird.

Kommentar: Die kleine Fahrradtour zeigt in erschreckender Form, dass sich der Fahrradverkehr in Köln auf Steinzeitniveau befindet. Sanierungsstau ist angesagt. Gleichzeitig wird Fahrradfahren aber immer beliebter. Auf unserer Tour ist uns eine Touristengruppe begegnet, die eine Fahrrad-City-Tour machte. Man hätte die Tour auch in jedem anderen Stadtteil Kölns durchführen können, die Ergebnisse wären immer die gleichen gewesen. Der Kölner Fahrradbeauftragte will nun mehr Abstellmöglichkeiten bieten und hat dies auf seiner Prioritätenliste. Das alles wird nicht reichen. Die Kölner Politik und Verwaltung muss dem Fahrradverkehr den gleichen Stellenwert wie dem Autoverkehr einräumen, dass fängt vor allem bei der Planung an und ist auch ein Teil von Stadtplanung und Entwicklung. Denn die fahrradfreundliche Stadt hat neben der finanziellen, eine mentale und wirtschaftsfördernde Komponente. Und die findet bei vielen der Entscheidern, die aktuell an der Stadt und ihrem Verkehr planen dürfen, nicht im Kopf statt. Dabei ist das eigentlich ganz einfach: Es gibt auf jeder Strasse, ruhenden und fließenden Verkehr, Automobile-, Fahrrad- und Fußgängerverkehre, die miteinander klar kommen und ermöglicht werden müssen. Die Kölner Stadtplaner vergessen gerne zwei Verkehrsarten. Es gibt auch Foren und Veranstaltungen in Köln, wie der Radverkehrskongress anläßlich der IFMA, die fußläufig vom Kölner Stadthaus entfernt sind, bei denen man sich hervorragende Anregungen holen hätte können, wenn man will. Denn es ist nicht nur ein Thema für den Verkehrsausschuss, sondern auch für den Bau- und Wirtschaftsdezernenten. Wer innerstädtische Plätze wie den hinter dem Bahnhof Süd in seiner aktuellen Form akzeptiert und deren Potential nicht erkennt, wird die Stadt auch wirtschaftlich nicht nachhaltig entwickeln können, denn Urbanität und städtisches Leben geht nicht nur von einer großen Kirche und einem, oder später drei Kranhäusern aus. Das ist Arbeit, unangenehme Arbeit, aber brächte die Stadt nachhaltig voran, da muss man die eigene Verwaltung und die Bahn in die Pflicht nehmen, Konzepte entwickeln, private Investoren finden und den Rahmen schaffen. Eine Radstation, gekoppelt mit einem Fahrradladen und Reparaturservice in den alten ungenutzten Bahnhofsräumen, ein netter Platz der, der dort angesiedelten Gastronomie gestattet Außengastronomie anzubieten, schafft ein schönes Entree und Arbeitsplätze. Vielleicht sogar mehr als mancher Versicherer, den man ja schon bei Ansiedelung von 14 Arbeitsplätzen in den Himmel lobt.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung