Berlin | Artikel ergänzt | Der Bundesvorstand der Jugendorganisation der Grünen hat seinen Parteiaustritt erklärt. Ein entsprechendes dreiseitiges Schreiben machte am späten Mittwochabend im politischen Berlin schnell die Runde.
Überschrieben ist es mit „Erklärung an Parteivorstand und Bundestagsfraktion“. Darin schreibt das zehnköpfige Führungsgremium, dass die Entscheidung, aus der Partei auszutreten, schon gefallen sei, bevor der Bundesvorstand am Mittwoch seinen Rücktritt angekündigt hatte. Man habe lediglich noch die Landtagswahlkämpfe abwarten wollen.
„Wir gehen nicht davon aus, dass eine personelle Neuaufstellung zu einer inhaltlichen und strategischen Neuausrichtung der Partei in unserem Sinne führen wird“, heißt es in dem Text weiter. „Es ist besser, wenn sich unsere Wege jetzt trennen und ihr gut neu starten könnt“, so die Jungpolitiker weiter.
Die Konflikte zwischen grüner Partei und Grüne Jugend hätten sich in den letzten Jahren immer weiter zugespitzt. Sei es bei der Debatte um das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr, bei der Auseinandersetzung rund um Lützerath oder bei Asylrechtsverschärfungen. „In allen Fällen haben wir parteiintern versucht, Entwicklungen aufzuhalten, die wir für falsch gehalten haben – und konnten uns damit nicht durchsetzen“, so die Chefs der Jugendorganisation.
Man wolle nun „an einem anderen Ort“ Politik machen und dafür auch weiteren Mitgliedern der Grünen Jugend ein Angebot machen. Konkret ist die Rede von einem „neuen, dezidiert linken Jugendverband“.
Hofreiter begrüßt Rückzug des Vorstands der Grünen Jugend
Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), hat den Parteiaustritt des Vorstands der Grünen Jugend als Chance für einen Neuanfang in der Jugendorganisation seiner Partei begrüßt.
„Es ist gut, wenn es hier einen Neustart gibt, der der Grünen Jugend wieder eine starke Stimme gibt“, sagte Hofreiter der „Welt“ (Freitagsausgabe). Angesichts der Umfragewerte bei jungen Wählern befinde sich die Grüne Jugend derzeit „in einer besonders schwierigen Lage“. Die Grüne Jugend könne auch künftig dazu beitragen, „für Mehrheiten zu kämpfen, wo progressive Ideen noch nicht mehrheitsfähig sind“.
Der zehnköpfige Vorstand der Grünen Jugend hatte zuvor seinen geschlossenen Rücktritt und auch den Parteiaustritt angekündigt. Die Nachwuchspolitiker wollen stattdessen eine eigene linke Bewegung gründen.