Das Plakat an der Saaltür

Köln | „Kein Kölsch auf der Bühne“ sagte der Kölsche Schutzmann im Gespräch mit report-K am vergangenen Donnerstag. Das sei in Sälen wie dem Gürzenich nicht mehr erwünscht, so Jupp Menth. Hat der Mann seherische Fähigkeiten? Am gestrigen Freitag hingen weiße Plakate an den Saaltüren des Gürzenich „Kölsch ist im gr. Saal nicht erlaubt“.

Griff die Aussage des Schildes an der Gürzenich-Tür auf: Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval

„Kölsch ist im gr. Saal nicht erlaubt“ kann so oder so interpretiert werden: Bier oder Sprache? Der Präsident des Festkomitee Kölner Karneval Christoph Kuckelkorn nahm den Spruch des Plakates auf, als er die Große Kölner Karnevalsgesellschaft zur Tradionsgesellschaft machte und fragte, ob die Ansage „Kölsch im Saal verboten“ sich auf die Bühnensprache beziehe. Er sprach Hochdeutsch weiter und merkte an, dass auch bei der Prinzenproklamation Hochdeutsch gefordert sei.

Der Gürzenich und der Weinzwang, dass ist Jupp Menth auch immer eine Riesenpointe wert, wenn er nüchtern feststellt, zwischen Bestellen und Trinken, habe der Wein dreimal den Jahrgang gewechselt. Das Plakat bezieht sich auf das gelbe Kühle eingefasst in einer dünnen Glasröhre. Das symbolisiert auch die Zeichnung neben dem Wort „Kölsch“.

Dennoch muss die Frage erlaubt sein: 200 Jahre organisierter Karneval, Brauchtum und Tradition, wie paßt das zueinander, wenn des Lokalkolorit der Kölschen Sprache als Sprache der Bütt gar nicht mehr durchklingt?

Gegenüber NWZ Online sagte schon 2014 Dr. Marron C. Fort, ehemaliger Leiter der Arbeitsstelle „Niederdeutsch und Saterfriesisch“ an der Universität Oldenburg und amerikanisch-deutscher Germanist und Frisist: „Saterfriesisch, Nordfriesisch, die verschiedenen plattdeutschen Mundarten, Bayrisch, Hessisch, Sächsisch, Schwäbisch, Kölsch sind ein Teil der deutschen Kulturgeschichte. Jeder Dialekt ist ein Spiegel der jeweiligen Regionalkultur. Niederdeutsch und Friesisch sind verankert in den Orts-, Flur- und Straßennamen unserer Region, aber wo bleiben die Menschen, die wissen, was diese Namen bedeuten? Nur durch Heimatkunde und Heimatliebe bewahren wir uns vor Heimatlosigkeit.“

„Kölsch ist im gr. Saal nicht erlaubt!!“ und damit ist jetzt nicht der Weinzwang gemeint ist das die Lösung?

Jupp Menth, der virtuose und kernige Kölsch-Sprachkünstler, hat aber auch Recht, wenn er sagt, es sollten nicht die versuchen Kölsch zu sprechen, die es nicht können.

ag