Die Macher der Volksbühne werden in Berufung gehen. Foto: Digitalfotografie Fischer

Köln | Schwere Zeiten für die Volksbühne am Rudolfplatz.

Laut Kölner Verwaltungsgericht dürfen dort keine Konzerte und Kabaretts mehr stattfinden. Ein Nachbar, der sich wegen Lärms „unzumutbar beeinträchtigt“ fühlte, hatte erfolgreich geklagt.

Kern des Streits ist eine offenbar von der Stadt Köln erteilte fehlerhaft Baugenehmigung, die laut Gericht nicht rechtens war.

Das sagt Franz-Xaver Corneth zum Urteil gegen die Volksbühne

Die Folgen sind für den Kulturbetrieb verheerend und dementsprechend die Reaktionen der Beteiligten.

Das Herrengedeck bei seinem Auftritt am 17.5.2022 auf der Volksbühne am Rudolfplatz. Foto: privat

„Ich habe nach der Verhandlung erst davon erfahren. Jetzt haben wir eine Mitteilung des Gerichts, aber das Urteil liegt noch nicht vor. Ich denke die Einschätzung und Gewichtung dessen, was die Volksbühne macht, ist aus meiner Sicht nicht korrekt“, sagt Franz-Xaver Corneth, erweiterter Vorstand der Freien Volksbühne, gegenüber report-K: „Wir sind ein Kulturbetrieb und eine wesentliche Institution der Gesellschaft, und wir sind kein Freizeitbetrieb. Kabarett ist zum Beispiel das Leiseste was es auf der Bühne gibt.“

Corneth weiter: „Wir vermitteln Kultur, dafür steht das Haus seit 1905. Wir sorgen dafür, dass nicht so reiche Menschen auch die Möglichkeit haben, an der Kultur sich zu beteiligen. Eine Freizeiteinrichtung wie Disko oder Kino ist ganz was ganz anderes.“

Franz-Xaver Corneth. Foto: privat

Der Vorsitzende des Kölner Mietervereins hofft, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist: „Man sollte intensiv die Berufung prüfen, damit ggfs. andere juristische Aspekte hinzukommen. Die Volksbühne ist eine Einrichtung zur Integration und Inklusion, das verbindet mich besonders damit.“

es ist jetzt so, als würde man die Identität von Willy Millowitsch löschen.“

JP Weber

Humorist JP Weber ist ebenfalls konsterniert.

Unter der Woche trat er im ruhmreichen Haus noch mit dem „Herrengedeck“ auf der Bühne auf: „Als volksnaher Mensch macht es mich traurig und beschämt mich, einen solchen Menschen wie den Nachbarn einen Kölner zu nennen.

Dieses Haus ist ein Stück Identität von Köln, dort wurde ein Wert für Jahrhunderte geschaffen, es ist jetzt so, als würde man die Identität von Willy Millowitsch löschen.“

Als Reaktion auf das Urteil war für den Sonntag um 12 Uhr eine Demo vor Ort geplant.

Volksbühnen-Macher geben sich kämpferisch

Die Initiatorin schrieb dazu in den sozialen Netzwerken: „Wie kann es sein, dass wir in der Großstadt eine ländliche Ruhe einfordern? Wie kann es sein, dass man neben ein Theater, einen Club, eine Konzertbühne zieht und es möglich ist, jahrelang gewachsene Strukturen zu zerstören? Wir erleben ein Clubsterben, ständige Klagen, den Verlust von Bühnen. Uns Künstler:innen stinkt es. Den Betreiber:innen stinkt es. Der Gastro stinkt es. Dem Publikum stinkt es. All den Leute im Hintergrund stinkt es.“

Am Sonntag Abend dann meldeten sich die Verantwortlichen der Volksbühne selbst öffentlich zu Wort: „Wir werden die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln angreifen und in Berufung gehen!“, kündigten sie da an, „Die übergroße Solidarität zahlreicher Künstler:innen, der Veranstaltungskollegen:innen und unseres Publikums hat uns sehr gefreut und bestärkt. Der Spielbetrieb geht zunächst unverändert weiter und wir werden kämpfen für das beliebte und älteste Theaterhaus Kölns!“