Die Ostwestfalen reisen ausgeruht nach Gummersbach. Das letzte Ligaspiel des TVG liegt schon über zehn Tage zurück. Am vergangenen Spieltag musste sich der aktuelle Tabellenneunte den Rhein-Neckar Löwen erst Sekunden vor Schluss mit 25:26 (11:11) geschlagen geben.

Trotz der Niederlage ist die Mannschaft von Trainer Dirk Beuchler mit 6:4 Punkten im Soll: Die Aufsteiger Bergischer HC und Hüttenberg geschlagen, das Derby gegen Lübbecke gewonnen und nur gegen die höher eingestufte Konkurrenz aus Mannheim und Flensburg den Kürzeren gezogen. Die Stimmung wäre sicherlich noch besser, wenn die Lemgoer nicht schon aus dem DHB-Pokal ausgeschieden wären. Denn für den Deutschen Meister von 2003 war nach einem 30:41 beim Zweitligisten Nordhorn in Runde 2 schon Endstation.

Das frühzeitige Abschiednehmen von der Möglichkeit, endlich einmal das Final Four in Hamburg zu erreichen, ist nun aber abgehakt. Denn der Handball-Standort Lemgo steht ebenso wie der des VfL vor einem Umbruch. Zum ersten Mal seit 16 Jahren spielt der TBV nicht international. Nach dem Rückzug des bisherigen Mehrheitsgesellschafters Heristo ist das Geld knapp. Und die Mannschaft ist nach den Abgängen von Martin Galia, Holger Glandorf, Sergo Datukashvilli und Ferenc Ilyes zwar kostengünstiger, wird nach Expertenmeinung aber nicht den hohen Ansprüchen im Lemgoer Umfeld gerecht.

Das muss sich nun daran gewöhnen, dass Trainer Dirk Beuchler und Geschäftsführer Volker Zerbe es ernst meinen mit der Bescheidenheit. Keine teuren Abenteuer mehr, sondern Vertrauen in die Jugend. Wie der VfL hat auch der TBV eine A-Jugend in der neu gegründeten Bundesliga sowie eine U23 in der 3. Liga. Die höchste Amateurklasse wird von Lemgo II angeführt.

Im Kader der Profis stehen die Youngster Nikolai Link für Halblinks und der Neuzugang und Junioren-Weltmeister Nils Dresrüsse für das Tor. Neu nach Ostwestfalen gekommen sind außerdem Mait Patrail von den Kadetten Schaffhausen und Gunnar Dietrich aus Friesenheim. Die beiden Bewerber für die Königsposition sollen zugleich auch das Herzstück der neu formierten Abwehr bilden. Für halbrechts wurde der Schwede Patrik Johansson verpflichtet.

Die Neuzugänge sollen den immer noch sehr konkurrenzfähigen Etablierten wie Carsten Lichtlein im Tor, Regisseur Martin Strobel, dem Kreisspieler Sebastian Preiß sowie den Außen Manuel Liniger und Florian Kehrmann Druck machen. TBV-Geschäftsführer Volker Zerbe hat in jedem Fall schon ein Motto ausgegeben für die Saison: "Der Star ist die Mannschaft".

Einige dieser "Stars", Martin Strobel, Carsten Lichtlein, Nils Dresrüsse, Christoph Theuerkauf und Jens Bechtloff, waren unter der Woche beim Nationalmannschafts-Lehrgang des DHB. Anders als der VfL-Kreisläufer Patrick Wiencek ist das Lemgoer Quintett allerdings ohne Verletzung aus Hennef zurückgekehrt. Die Verletzung des Nachwuchsspielers der vergangenen Spielzeit (Riss des Ringbandes am rechten Ringfinger) macht die Partie gegen den TBV am Sonntag nicht unbedingt leichter. Dabei will der VfL Gummersbach jetzt zu Hause die Punkte einsammeln, die man auf fremder Platte hat liegen lassen.

"Die Saison ist zwar noch jung, aber wir haben uns das Leben selber unnötig schwer gemacht. Deshalb müssen wir jetzt zu Hause dringend punkten", so VfL-Trainer Sead Hasanefendic. Doch seine Mannschaft möchte auch aus einem anderen Grund unbedingt gewinnen. Beim letzten Gastspiel der Ostwestfalen in Gummersbach feierten Spieler und Fans der Gäste den 28:23-Auswärtssieg lautstark und ausgelassen auf dem Spielfeld. Ein "Vergnügen", das die VfL-Spieler ihren Fans unbedingt ersparen wollen.

[il]