Berlin | Der anstehende Lockdown und das bereits vorher schleppend laufende Weihnachtsgeschäft gefährden laut Handelsverband Deutschland (HDE) bis zu 250.000 Arbeitsplätze im Innenstadt-Handel. „Der Dezember ist unter normalen Umständen der wichtigste Monat im Jahr, in der Pandemie ist er ein Totalausfall“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der „Bild am Sonntag“. In den Schwerpunktbranchen des innenstädtischen Einzelhandels arbeiteten rund 560.000 Beschäftigte, zwischen 150.000 und 250.000 dieser Stellen seien akut bedroht.

Im Falle eines harten Lockdowns fordert Genth die gleiche Entschädigung für den Einzelhandel, die zuvor bereits die Gastronomie erhalten hat. „Wenn Läden geschlossen werden, müssen sie mit 75 Prozent des Vorjahresumsatzes entschädigt werden. Das gebietet schon die Gleichbehandlung.“

Ein Lockdown ohne Entschädigungen würde massiv Arbeitsplätze vernichten. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte eine solche Entschädigung am Freitag abgelehnt. Im Einzelhandel mehren sich zudem die Stimmen, die sich gegen einen schnellen Lockdown bereits am Anfang der Woche aussprechen.

Gunnar George, Geschäftsführer der Handelskette Depot (650 Filialen), sagte der Sonntagszeitung: „Ein überhasteter, schneller Lockdown, etwa bereits vom kommenden Mittwoch an, würde eher Panik und komplettes Chaos auslösen, weil dann jeder noch schnell in die Stadt will, um Geschenke zu kaufen.“

Ikea, Media Markt und Saturn: Kontaktlosen Abholservice erlauben

Angesichts des bevorstehenden harten Lockdowns und damit verbundener Schließungen von Geschäften fordern Ikea, Saturn und Media Markt von den Behörden, einen Abholservice mit kontaktloser Warenübergabe weiterhin zu erlauben. „In der aktuellen Situation halten wir es für dringend geboten, dem von Geschäftsschließungen betroffenen Einzelhandel weiterhin einen Abholservice mit kontaktloser Übergabe flächendeckend möglich zu machen“, sagte eine Ikea-Sprecherin dem Nachrichtenportal Watson. Das Angebot „Click & Collect“, bei dem Kunden ihre online bestellte und bezahlte Ware innerhalb eines vereinbarten Zeitfensters abholen, habe sich auch angesichts der hohen Dynamik in den vergangenen Monaten jederzeit bewährt.

Auch bei Saturn und Media Markt hofft man, nicht gänzlich auf reinen Online-Handel umsteigen zu müssen. „Wir stehen aktuell mit den politischen Entscheidungsträgern auf Bundes- und Landesebene im Austausch, um die Möglichkeit von `Click & Collect`, der Abholung online bestellter Waren an separaten Abholstationen an unseren Märkten, weiterhin zu ermöglichen“, sagte eine Sprecherin beider Elektronik-Ketten dem Portal.

Autor: dts