Köln | Am Samstagnachmittag wird das Stadionbad seinem Namen wirklich gerecht. Lautstark feuern die 8000 Fans ihre Helden an, wenn sie mit ihren Wakeboards über die Hindernisse gleiten und ihre Tricks zeigen. Binnen von nur wenigen Tagen hat sich das Bad in eine Wakeboard-Arena mit einer Wasserski-Anlage über alle drei Becken verwandelt, die wegen der Nähe der Sportler zum Publikum weltweit einzigartig ist. So verwundert es auch nicht, dass die Rider, wie die Fahrer auf den Brettern genannt werden, aus Australien genauso anreisen wie aus Asien, Nordamerika und Europa.

Einer von ihnen ist der Duisburger Steffen Vollert, der seit dem fünften Lebensjahr auf Wasserski unterwegs ist und der, seit dem er zwölf ist, bei Wakeboard-Contests an den Start geht. „Ich bin durch einen Onkel, der eine Wasserski-Anlage hatte, aufs Wasser gekommen. Das wurde mir quasi schon in die Wiege gelegt“, sagt der gebürtige Unterfranke, der inzwischen von seinem Sport leben kann.
Trainiert wird das ganze Jahr, im Sommer in Europa und im Winter in Thailand, den Philippinen oder in den USA. „Sponsoren finanzieren mit die Reisen und die Ausrüstung. Ich bin seit zwei Jahren Vollprofi. Dafür musste ich aber auch sehr hart arbeiten. Denn nur wer schnell gut und bekannt wird, hat eine Chance“, erklärt der 25-Jährige.  „Wake the Line“ in Köln ist für ihn ein Highlight im Jahr: „Hier sind die besten Rider der Welt am Start. Das Level ist unglaublich hoch.“
Wer selbst das Wakeboard für sich testen will, dem empfiehlt der Profi zu einer der großen Wasserskianlagen wie in Langenfeld zu gehen und dort das Ganze einmal stundenweise zu probieren. „Viele steigen über Wasserski ein, es gibt aber auch immer mehr, die direkt auf dem Wakeboard loslegen“, sagt Vollert. Wer sich selbst ein Brett kaufen will, muss zwischen 300 und 700 Euro investieren.
Billiger ist Ausrüstung bei den Wakeskatern, die am Samstag ebenfalls in Köln an den Start gehen. Anders als bei den Wakeboardern haben sie keine direkte Bindung zu ihrem Brett, was das Ganze deutlich anspruchsvoller macht. „Man steht mit ganz normalen Turnschuhen auf dem Brett, wenn man seine Tricks zeigt“, sagt Lukas Suess, einer von acht Startern. Er hat seinen Sport direkt für sich entdeckt, als er 2003 von den USA nach Europa kam und gehört inzwischen zu den Topfahrern.
Der Reiz liegt für ihn vor allem darin, mit den Kumpels viel Zeit am See zu verbringen und an den Tricks zu arbeiten. Etwa 100 Euro kostet ein Einstiegsboard. Trainiert wird fast jeden Tag. „Ich arbeite in Duisburg bei einer Wasserskianlage, das macht alles einfacher“, sagt der 22-Jährige, der seine Ausrüstung inzwischen von Sponsoren gestellt bekommt.
Wer beim Wettbewerb am Samstag bei den 24 Wakeboardern und acht Wakeskatern vorne liegt, darüber entscheiden die vier Schiedsrichter, die auf dem Sprungturm hoch über dem Bad ihren Platz eingenommen haben. Ihr Chef ist der Deutsche Flo Meeh. „Entscheidungskriterien ist die Höhe, die Sauberkeit und der Schwierigkeitsgrad der Tricks. Wichtig ist auch, ob ein Rider es schafft, seinen eigenen Stil zu finden“, der 32-Jährige, der selbst früher bei Wettbewerben am Start war.
Bei den Wakeskatern hat schließlich der erst 14-jährige Daniel Grant aus Thailand die Nase wie schon im Vorjahr vorne, der in beiden Disziplinen an den Start geht. „Das hier ist mein wichtigster Wettbewerb des Jahres. Die Stimmung in  Köln ist grandios und bis jetzt ist alles super gelaufen“, freut sich der Jüngste im Starterfeld. Auf den Plätzen zwei und drei liegen am Ende die beiden Deutschen Lukas Suess und Jann Kissmann. Bei den Wakeboardern siegt überraschend der Kanadier Raph Derome, während es der deutsche Favorit Nico von Lerchenberg nicht aufs Podest schafft. Platz zwei und drei gehen an Kevin Henshaw aus den Staaten und an Steffen Vollert.

Autor: Stephan Eppinger