Berlin | Mit Empörung hat der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, auf den von Schriftsteller Günter Grass gezogenen Vergleich zwischen der DDR und Israel reagiert.

„Es zeugt nicht gerade von intellektuellem Tiefgang, den israelischen Innenminister mit dem ehemaligen Stasi-Chef der DDR in einen Topf zu werfen“, sagte Knabe „Handelsblatt-Online“. „Israel ist eine Demokratie, die DDR war eine Diktatur – das ist ein fundamentaler Unterschied.“

Knabe fordert den Literaturnobelpreisträger auf, seine Israel-Attacken zu beenden. „Günter Grass täte gut daran, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, sondern das Gespräch mit der israelischen Regierung zu suchen“, sagte der Historiker. „Die von ihm angezettelte Debatte ist ebenso niveaulos wie überflüssig.“

Grass hatte den israelischen Innenminister Eli Jischai in einem Zeitungsbeitrag in die Nähe des früheren Stasi-Chefs Erich Mielke gerückt. Jischai hatte vor wenigen Tagen ein Einreiseverbot gegen Grass angeordnet, nachdem dieser den jüdischen Staat wegen des Iran-Konflikts als Bedrohung für den Weltfrieden bezeichnet und Israel eine mögliche „Auslöschung“ des iranischen Volkes durch einen Erstschlag unterstellt hatte Grass schreibt in seinem neuen Beitrag, das Einreiseverbot gegen ihn sei eine „in Diktaturen übliche Praxis“, die er selbst in der DDR und in Birma erlebt habe. Die Begründung Jischais für das Einreiseverbot erinnere ihn dem Tonfall nach an das Verdikt Mielkes.

Autor: dts