Das Cover des Köln-Krimis der als Bestseller gilt.

Tödliche Naturgewalten und eiskalte Mörder

Von Stephan Eppinger

Köln | Im Jahr 1784 herrscht ein extremer Winter, der einfach nicht enden will. Für viele Menschen am Rhein bedeutet das ein erbärmliches Leben mit eisigen Temperaturen, Unmengen von Schnee und eine große Hungersnot. Diese treibt sogar Wolfsrudel in die Nähe von Städten und Dörfern – mit fatalen Folgen für deren Bewohner.

Henrik Freiherr van Venray hat als Amtmann des bergischen Herzogs noch andere Sorgen. Brutale Räuberbanden ziehen durchs Land und machen vielen Menschen das Leben zur Hölle. Gerade sind Venray und seine Männer bei einem Überfall auf einen einsamen Bauernhof im Einsatz. Alle Bewohner wurden brutal ermordet und nun leisten die Räuber der Ordnungsmacht erbitterten Widerstand. Am Ende gelingt es Venray, die Oberhand zu behalten, auch wenn er auf seiner Seite große Verluste hinnehmen muss.

Köln-Mülheim – damals noch eigenständig

Sein nächster Auftrag führt den Amtmann an den Rhein, ins damals noch eigenständige Mülheim. Dort befindet sich die Hochburg der Protestanten, die in der linksrheinischen Reichsstadt Köln um ihr Leben bangen müssen. Venray soll überprüfen, wie weit der Bau eines mächtigen Damms am großen Fluss fortgeschritten ist. Noch ist dieser komplett eingefroren, doch wenn es wärmer wird, droht eine große Eisflut, die alles zerstören könnte. Bei den Bewohnern der Stadt stößt Venray auf nur mäßige Begeisterung für das wichtige Projekt, von dem bislang nichts umgesetzt worden ist – Mülheim liegt schutzlos am Rhein.

Die Leiche des Mönchs

Das sind allerdings nicht die einzigen Sorgen, die Venray umtreiben. Denn bei seinen Erkundungsgängen entdeckt der Amtmann die von Wölfen entstellte Leiche eines Mönchs. Er sucht den hiesigen Apotheker, der für die Leichenschau zuständig ist. Er trifft allerdings nur auf dessen Witwe Anna-Maria, die die Geschäfte ihres Mannes mit viel Kompetenz weiterführt. Beim Blick auf die Leiche entdeckt sie eine Wunde, die nicht von den Wölfen stammt – der Pater wurde mit einem Messerstich ermordet.

Venray gelingt es, die örtlichen Unternehmer und Verantwortlichen dazu bewegen, dass sie Arbeiter für den Deichbau abstellen, der nun endlich beginnen kann. Der Amtmann selbst begibt sich mit der Apothekerin auf die andere Rheinseite nach Köln, denn der Tote hatte zuletzt Kontakt mit dem Domküster. Doch der vertröstet den ungebetenen Gast aus dem feindlichen Gebiet jenseits des Rheins immer wieder. Währenddessen sucht Anna-Maria in der Stadt nach vermissten Kindern aus dem Mülheimer Armenhaus – besonders der kleine Niklas ist ihr dort ans Herz gewachsen. Fündig wird sie bei einem Kürschner – doch der Junge ist ihm gerade weggelaufen. Venray entdeckt derweil einen suspekten Prediger der Jesuiten, die in Köln eigentlich verboten sind. Bei seinen Nachforschungen kommt er nicht weit – die Kölner Stadtsoldaten nehmen ihn gefangen, demütigen ihn und treiben ihn aus der Stadt.

Kind enthauptet

In Mülheim wird inzwischen schon die nächste Leiche gefunden – ein enthauptetes Kind. Zum Glück ist es nicht Niklas, der kurz nach dem Fund wieder auftaucht. Auch für Anna-Maria wird es gefährlich – bei ihren Nachforschungen in der Umgebung einer alten Papiermühle wird sie niedergeschlagen und schwer verletzt. Nun wollen der Amtmann und die Apothekerin endgültig den brutalen Mörder finden und ihn seiner gerechten Strafe zuführen. Dafür müssen sie zurück nach Köln – wo große Gefahren auf die beiden lauern. Und auch die große Eisflut kommt immer näher – das Tauwetter hat eingesetzt.

„Eisflut 1784“ ist ein spannender, historischer Kriminalroman, der in eine Stadt führt, in der sich der Umbruch immer mehr abzeichnet. Alte Herrschaftsstrukturen und Glaubensstrukturen werden infrage gestellt und der Weg in die Neuzeit geebnet. Für die beiden Protagonisten beginnt ein so spannendes wie gefährliches Abenteuer im Köln im Jahre 1784.

Marco Hasenkopf: Eisflut 1784, Emons-Verlag, 336 Seiten, 13 Euro