Köln | Die aktuellen Bebauungspläne rund um den Historischen Park in Köln-Deutz sorgen für Unmut. Die logistische Versorgung des neuen Hochhauskomplexes am Rheinufer soll über die Urbanstraße, mitten durch das Herzstück der historischen Anlage führen. Dieses Vorhaben stößt bei den Förderern des Parks auf große Ablehnung.

Ist die Realisierung des Historischen Parks gefährdet? Diese Befürchtung hat der „Förderverein Historischer Park Deutz“ angesichts der Baupläne für den neuen „Lanxess-Towers“ und der „Rheinetagen“ am Deutzer Rheinufer. Gemeinsam mit dem „Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ und „Fortis Colonia“ informierte der Verein heute über die neuesten Entwicklungen der Bebauung rund um den geplanten Rheinboulevard und den Historischen Park. Die aktuellen Pläne sehen eine Verkehrsanbindung des Bürokomplexes über die Urbanstraße vor, die über die Fundamente des antiken römischen Ost-Tores und mitten durch das Herzstück des Historischen Parks führen würde. „Das Ergebnis wäre, dass der Historische Park, so wie er jetzt geplant ist, tot ist.“, sagte Thomas-Georg Tremblau, Vorsitzender des Fördervereins.

Neben der Lärm- und Abgasbelastung durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, stehe das Vorhaben auch der Idee des Parks entgegen. Der Historische Park soll die bei Ausgrabungen gefundenen Spuren aus über 1700 Jahren Stadtgeschichte sicht- und erlebbar machen. Dazu gehören auch die Überreste des römischen Kastells Divitia.

Sofortiger Baustopp gefordert

Die Vereine fordern nun einen Baustopp, bis alle Fragen zur nötigen Verkehrsentlastung und der Umsetzung des Parks geklärt sind. Ziel ist eine Orientierung an den Ergebnissen des Moderationsverfahrens „Rheinboulevard – Historischer Park Deutz“, welches im November 2011 mit mehreren Kompromissvorschlägen zu Ende ging. Statt der geplanten An- und Abfahrtwege über die Urbanstraße plädieren die Vereine für eine südliche Anbindung über den Herbert-Liebertz-Weg. Auf diese Weise bliebe der Charakter des Parks und des römischen Kastells erhalten. Dr. Reinhard W. Heinemann vom „Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ kritisierte in diesem Zusammenhang die bereits erfolgten Baumaßnahmen. Mit der Errichtung einer Anlieferungshalle gegenüber des Caritas-Seniorenzentrum St. Heribert wären absichtlich neue Fakten geschaffen worden, die eine Umsetzung der Kompromissvorschläge erschwere.

Informationspolitik in der Kritik

Thomas-Georg Tremblau kritisierte auch, dass trotz mehrmaliger Nachfrage seitens des Fördervereins bei der Stadt-Köln bis Ende 2011 keine konkreten Pläne vorgelegt worden seien. Von der geplanten logistischen Versorgung über die Urbanstraße sei man erst Ende März in Kenntnis gesetzt worden, erklärte Tremblau. Konrad Adenauer vom Verein „Fortis Colonia“ verglich die Pläne mit der Situation am Heumarkt, der auf ähnliche Weise durch Straßen zerschnitten werde. Adenauer warnte vor einer weiteren Zerstörung der historischen Anlagen, die von der langen Geschichte des Stadtteils zeugen. „Die Objekte sind äußert gefährdet!“ Zudem gehöre Kastell Divitia zum „Niederrheinlimes“. Dessen Anerkennung als Weltkulturerbe hänge auch von der Rekonstruktion in Deutz ab. Der Stadt könne daher auch eine mögliche Attraktion für den Tourismus verloren gehen.

Die Vereine appellierten an die Politik, die Bauplaner und den zukünftigen Hauptmieter „Lanxess“ die Pläne noch einmal zu überdenken. Zugleich boten sie eine konstruktive Zusammenarbeit an, um Alternativen zu entwickeln, die auch den Wünschen der Bevölkerung gerecht werden.

Autor: Björn Bourry
Foto: Thomas-Georg Tremblau, Vorsitzender des „Fördervereins Historischer Park Deutz“ und Dr. Rheinhard W. Heinemann vom „Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ sehen die Realisierung der Parkanlage am Deutzer Rheinufer gefährdet.