Köln | Mit Stefko Hanushevsky hat das Kölner Schauspiel nicht nur einen quirligen Mimen engagiert, sondern auch einen stimmgewaltigen Sänger und Kenner der Musikgeschichte. Der lädt jetzt mit dem Gitarrenvirtuosen Christopher Brandt schon zum 3. Mal zu einer Entdeckungsreise durch 400 Jahre Musikgeschichte ein: Am Wochenende wurde die Premiere von „Hit me Baby Vol. III“ begeistert gefeiert.

Bei seinem Streifzug durch vier Jahrhunderte gräbt das Duo so manches Schätzchen aus. Das früheste ist die englische Barockoper „Dido und Äneas“ von Henry Purcell, die 1689 Premiere hatte. Dann Robert Schumanns Vertonung von Heinrich Heines Gedicht „Ich grolle nicht“ aus dem frühen 19. Jahrhundert. Wenn sich Hanushevsky dieses Lied vornimmt, ist nichts zu spüren von einer Sanftheit a la Dietrich Fischer-Dieskau.

Englische Rockmusik ist die wahre Liebe von Hanushevsky und Brandt

Das ist’s dann aber auch schon mit der Reise in die Vergangenheit, denn die wahre Leidenschaft der Beiden gilt der englischsprachigen Rock- und Popmusik der letzten 50 Jahre. Ob Nirvana, Hot Chilli Peppers, oder Flashdance – von jeder Gruppe haben sie einen mehr oder weniger bekannten Song dabei. Und immer schaffen sie es dank der originellen Arrangements von Brandt, allein mit Stimme und Gesang eine perfekte Interpretation zu liefern.

Zu zweit ersetzen sie nicht nur eine Band, sondern gleich ein ganzes Orchester wie in „Bohemian Rhapsody“ von Queen. Das alles durchaus respektvoll, ohne sich über das Vorbild lustig zu machen oder es in den Himmel zu heben. Eine Ausnahme: Wenn Hanushevskys Ensemble-Kollege Thomas Brandt zu einem Ein-Song-Gastspiel auf die Bühne kommt und zu dritt „Sultans of Swing“ von den Dire Straits heruntergerockt wird, dann steht das Original doch etwas blass da.

Am Ende haut der Schauspieler gewaltig auf die dicke Trumm

Dass es eine sehr subjektive Auswahl ist, gibt Hanushevsky  freimütig zu. Leicht und witzig kommen seine informativen Begründungen daher. Und das Publikum hat er mit seiner charmanten Art immer im Griff. Das verzeiht ihm (und natürlich auch Brandt) gerne, dass er deren Wunsch-Liebeslieder von „Love me tender“ über „She loves you“ bis „This is not a lovesong“ in einem rasanten Potpourri absingt. Deutsches hat da allerdings – siehe oben – keine Chance.

Zum Schluss haut Multi-Instrumentalist Hanushevsky – er hat vorher nicht nur Trompete, sondern auch Schellentrommel, Schnarr-Gurke, Glockenspiel und Melodica gespielt – gewaltig auf die dicke Trumm. Da muss das Publikum einfach mitsingen: Es endet mit „ I love Rock’n’Roll“ – und drei Zugaben sind eingeplante Pflicht. Nach zwei Stunden dann der wohlverdiente Premieren-Applaus, garniert mit Trampeln und Pfiffen.

„Hit me Baby Vol. III“ – weitere Vorführungen: 10. März, 28. April, jeweils 20 Uhr, Schauspiel Köln, Depot 2 im Carlswerk, Schanzenstr. 6-20, 51063 Köln-Mülheim, Karten: Tel. 0221 / 22 12 84 00, Fax 0221 / 22 12 82 49. Tickets online bestellen; Kartenservice mit Vorverkauf und Abo-Büro in der Opernpassage zwischen Glockengasse und Breite Straße.

Autor: ehu; Foto: Mirko Plengemeyer / Schauspiel Köln
Foto: Christian Brandt (l.) und Stefko Hanushevsky und haben nicht nur Gitarre und Steuer fest im Griff, sondern in „Hit me Baby“ auch die Musikgeschichte und das Publikum. Foto: Mirko Plengemeyer / Schauspiel Köln