Kölns Oberbürgermeister Schramma ist Pate
Seit über 10 Jahren ist Köln von einem Rheinhochwasser wie es in den Jahren 1993 und 1995 auftrat verschont geblieben. "Innerhalb kurzer Zeit wurde der Pegel
des Hundertjährlichen Hochwassers von 1926 zweimal erreicht. Doch anstatt sich dem Schicksal zu ergeben und darauf zu hoffen, dass diese Hochwasserereignisse Ausnahmen darstellen, erkannten die Verantwortlichen sehr schnell, dass das Hochwasserrisiko und auch die zu erwartenden Schäden in den kommenden Jahren immer mehr zunehmen werden.", erklärte OB Schramma die umfangreichen Hochwasserschutzmassnahmen die man in den letzten Jahren in Köln in Angriff genommen hat. Denn schon 1996 beschloss der Kölner Rat das „Hochwasserschutzkonzept Köln“. So kann heute der Leiter der Hochwasserschutzzentrale Reinhard Vogt und zukünftige Geschäftsführer des HKC sagen, Köln sei im Vergleich zu anderen Städten im Hochwasserschutz gut aufgestellt.

Hochwasserschutz nicht nur lokal zu betrachten
Das Hochwasserschutz nicht mehr nur regional begrenzt ist, sondern weltweit ein Thema ist machte Otto Schaaf der Vorstandsvorsitzender des HKC klar und
erinnerte an die Nachrichten von Gestern in denen Hochwasser in Afrika gemeldet wurden. Das HKC soll sich nach seiner Aussage mit der gesamten Palette von Themen rund um den Hochwasserschutz beschäftigen und auseinandersetzen, Wissen sammeln, aber auch Erfahrungen weitergeben. Das HKZ sei ein ganzheitlicher Ansatz der es sich zur Aufgabe gemacht habe möglichst viel Fachkompetenz zu bündeln und Wissenschaft und Theorie mit den Praktikern vor Ort zusammenbringen und umgekehrt. Schaaf machte klar, dass man sich in Köln immer noch in einer sehr komfortablen Situation befinde, denn in der Regel dauere die Vorwarnzeit für das Rheinhochwasser 48 Stunden, also ein relativ langer Zeitraum. Ganz anders sehe es dagegen schon bei den Zuflüssen des Rheins in der Region aus, sei es die Wupper, Sieg oder die Agger, hier können Hochwasser in kürzester Zeit auftreten. Dies mache an allen Orten andere Massnahmen nötig, aber man kann dennoch voneinander lernen. So wolle man mit dem HKC Forschungsprojekte im Bereich des Hochwasserschutzes initiieren, begleiten und sich in der Ausbildung und Weiterbildung rund um den Hochwasserschutz engagieren. Es sollen gemischte Beiräte gebildet werden, aus Bürgerinitiativen, Hilfsdiensten, Produzenten von Hochwasserschutzmaterialien um herauszufinden wo die Probleme liegen, aber auch um Konzepte mit den Fachleuten zu erarbeiten und zu erörtern. Drei große Themenkomplexe hat man für die Beiräte ausgemacht: Grundlagen des Hochwasserschutzes, Hochwassermanagement und Risikomanagement/Strategie.

Think Tank zum Thema Hochwasserschutz
Das HKC soll nicht nur auf Köln beschränkt sein, sondern national und auf die europäische Ebene wirken. Prof. Dr. Heribert Nacken von der RWTH Aachen will die Kölner Kompetenz in die Region tragen und einen Brückenschlag zwischen heute schon bestehenden Netzwerken bilden. So sind etwa die im Bereich Hochwasserschutz forschenden Universitäten zwar meist gut untereinander vernetzt, oder auch die lokalen Bürgerinitiativen in eigenen Netzwerken verdrahtet, aber nicht miteinander. Schaaf betont aber in diesem Zusammenhang, dass man sich nicht als politischer Lobbyverein verstehe, sondern das Ziel verfolge Lösungen aufzuzeigen, sozusagen eine Art Think Tank zu bilden, der praktische Handlungsempfehlungen ausspricht. Prof. Nacken, der auch stellvertrender Leiter des HKC ist ergänztn, dass Hochwasserschutz eben früher eine Top-Down-Situation war, die Regierung hat etwas geplant und umgesetzt, der Bürger musste damit klar kommen. Jetzt möchte man die Perspektiven ändern und alle Beteiligten von Anfang an einbinden. Das dies notwendig ist unterstützte auch Vogt, der in den Jahren 2030 bis 39 mit den meisten Hochwassern rechnet und ergänzte, dass man nie weiß wann ein Jahrhunderthochwasser komme. Schließlich könne man derzeit im Jahr 99 sein und nächstes Jahr die Hundert erreicht sein. Als praktisches Anwendungsbeispiel, dass er sich vorstellen könne ist, das im Rahmen des HKC etwa ein Hochwasserhaus entwickelt werde, sagte Vogt.

Viele in einem Boot
Finanzieren will man sich aus Sponsoring und Mitgliedsbeiträgen, wird sich aber im Rahmen der Regionale 2010, oder bei der EU um Fördergelder bemühen. Ein besonderes Augenmerk wird man auf Herausforderungen haben, die sich mit verändernden Umweltbedingungen und durch die Klimaveränderung ergeben und die im Bezug auf einen ganzheitlichen Hochwasserschutz die nötigen Massnahmen identifiziert, um ihnen mit praktikablen und geeigneten Massnahmen zu begegnen. Mit im Boot sind übrigens nicht nur staatliche Stellen, sondern auch Versicherungen wie die AXA, oder Automobilhersteller Ford Werke Köln GmbH, die Bayer AG, die Stadt Bonn und Köln, die Universität zu Köln, der Wupperverband, der Erftverband und der Aggerverband, um nur einige zu nennen.

Der Kölner Oberbürgermeister begrüßte die Initiative: "Die Gründung des HochwasserschutzKompetenzCentrums Köln wird daher ganz sicher einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit dem Thema „Hochwasser“ leisten. Dieses Netzwerk wird dabei helfen, Schäden an der öffentlichen und privaten Infrastruktur wie auch Gefahren für Leib und Leben vorzubeugen bzw. einzugrenzen und neben den praxisorientierten Fragen der Organisation, Durchführung und Öffentlichkeitsarbeit auch den wirtschaftlichen Aspekt des Hochwasserschutzes zunehmend zu beachten. Das immer stärker werdende Interesse der Politik und die weiterhin wachsende Notwendigkeit der Hochwasservorsorge vor dem Hintergrund des zunehmenden Klimawandels zeigen deutlich auf, dass Köln mit der Gründung des HKC auf einem guten und richtigen Weg ist.

Mehr Informationen erhält man hier:
HochwasserKompetenzCentrum (HKC) e.V.
Ostmerheimerstrasse 555
51109 Köln

0221.22126160
0221.22123183 (FAX)
info@hkc-koeln.de
www.hkc-koeln.de


INFOBOX: Hochwasserschutz in Köln
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma skizzierte in seiner Rede den Hochwasserschutz in Köln:  So wird beispielsweise die Einrichtung von Retentionsräumen auch auf dem Kölner Stadtgebiet gefordert, von denen natürlich – bis auf eine Ausnahme in Köln-Worringen – zu allererst die Unterlieger profitieren. Dies hat jedoch eine Vorbildfunktion und soll die Oberlieger des Rheins zu einer entsprechenden Verhaltensänderung bewegen.  In den letzten Jahren wurde in Köln im Rahmen des Hochwasserschutzes die Abwicklung der Planfeststellungsverfahren für 18 gleichzeitig forcierte Genehmigungsabschnitte, die Einbeziehung und Abstimmung der Maßnahmen mit den Anwohnern, die Ertüchtigung von Deichen, die Auswahl und Erprobung mobiler Schutzelemente oder auch die Planung und Ausführung der Hochwasserschutzwände durchgeführt. Mobile Wände wurden und werden bereits seit Jahren in Zündorf, Rodenkirchen und  zum Schutz der Altstadt eingesetzt. Weiterhin finden sich mobile Wände im Bereich der Messe und – im Zuge der laufenden Baumaßnahmen – in vielen anderen Bereichen des gesamten Stadtgebiets. Schon lange vor den Hochwasserereignissen von 1993 und 1995 wurde darüber hinaus von der Stadtentwässerung die Hochwasserproblematik für das Kanalnetz bzw. die Klärwerke erkannt. Früher staute das Rheinhochwasser schon bei Pegelhöhen ab 7,00 Meter in das Kanalnetz ein bzw. mussten Klärwerke stillgelegt werden. Für Laien weitgehend unsichtbar wurden erhebliche Investitionen beispielsweise in Hochwasserpumpwerke getätigt, um das Kanalnetz und die Kläranlagen zu verbessern.D ie städtische Hochwasserschutzzentrale ist seit 1924 aus den Verwaltungsberichten der Stadt bekannt. Die vielfältigen Aufgaben des Hochwassermanagements, die auf dem reichhaltigen Erfahrungsschatz der erlebten Ereignisse basieren, werden hier fortwährend weiterentwickelt. Im Internet wurden Risikokarten veröffentlicht.


Andi Goral für report.-k.de / Kölns Internetzeitung