Das Kölner Palladium. Foto: Bopp

Köln | So schnell kann es leider gehen: Wegen Coronafällen muss die Band Il Extremo das für Samstag, 23. April, geplante Konzert im Palladium kurzfristig verschieben.

Die Musiker schreiben dazu: „Wegen positiven Corona-Fällen innerhalb der Band müssen die beiden kommenden Shows in Wiesbaden (22.04.2022) und Köln (23.04.2022) leider verschoben werden. Alle weiteren Konzerte der „Kompass zur Sonne“-Tour finden nach aktuellem Stand dann ab dem 06.05. wie geplant statt.

„Die neuen Termine für die beiden abgesagten Shows teilen wir euch schnellstmöglich mit. Wir bitten euch um Verständnis, dass die Verlegung etwas Zeit benötigt. Wir freuen uns dennoch unfassbar auf die anstehenden Konzerte mit euch und passt bitte weiterhin aufeinander auf! Eure 6! „

Das Konzert sollte ursprünglich am 2. Mai 2020 zum 25-jährigen Bestehen und zum im gleichen Jahr veröffentlichten Album „Kompass zur Sonne“ stattfinden. (Die Karten behalten ihre Gültigkeit). Vorab hat Report-K mit Frontmann Michael „Micha“ Robert Rhein, bekannt unter seinem Künstlernamen „Das letzte Einhorn“, gesprochen.

Wie erleben Sie nach den gut zwei Jahren unfreiwilliger Pause als Musiker die Situation?

Micha Rhein: Das war für uns eine ganz schön schwierige Zeit, die aber alle anderen Kulturschaffenden genauso betroffen hat. Schlimm war vor allem die stete Ungewissheit. Man lebt von Hoffnung zu Hoffnung, und dann wird trotzdem wieder alles verschoben. Jetzt stehen die Zeichen für unsere Tour aber gut und wir danken den Fans, die uns immer unterstützt haben. Das war wirklich großartig.

Wie konnten Sie die lange Pause als Band nutzen?

Rhein: 2020 waren gerade die letzten Proben in vollem Gange, am nächsten Wochenende sollte alles losgehen. Und dann kam Corona. Zunächst hatten wir gehofft, dass wir die Tour nur um ein paar Wochen verschieben müssen. Jetzt hat es zwei Jahre dauert, bis wir wieder groß auf Tour gehen können. Schade war das auch für unser Album „Kompass zur Sonne“, das sehr stark ist, aber das in der Pandemie leider ziemlich unterging. Selbst Treffen der Band waren zu Beginn wegen des Lockdowns nicht möglich. Wir konnten uns nur per Telefon, Zoom oder WhatsApp verständigen. Im vergangenen Jahr gingen zumindest ein paar Strandkorbkonzerte. Ich habe Respekt vor dem, was die Veranstalter da möglich gemacht haben. Aber das waren natürlich keine Konzerte, wie wir sie als In Extremo gewohnt sind. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf diese Tour.

Wie schwer ist es, sich als Sänger über eine so lange Zeit fit zu halten? Haben Sie jetzt Lampenfieber vor den ersten Konzerten?

Rhein: Mit der Stimme gab es keine Probleme. Das hat man oder man hat es nicht. Wir haben ein paar Aufnahmen gemacht und ich habe auch einige Hörbücher eingesprochen. Lampenfieber habe ich immer kurz vor dem Auftritt, das gehört einfach dazu.

Wie haben Sie sich auf die Tour vorbereitet?

Rhein: Wir haben jetzt etwa zwei Wochen lang intensiv mit der Band geprobt und sind entsprechend gut vorbereitet. Das gemeinsame Arbeiten mit den Bandkollegen war für mich wie Balsam auf die Seele.

In Extremo spielen am 23. April ein Konzert im Kölner Palladium. Foto: Kai Swillus

War es schwer, den Kontakt zu den Fans zu halten?

Rhein: Nein, wir haben sehr emsige und sehr treue Fans. Da gab es immer einen regen Austausch. Die Fans machen sehr viel für uns und haben sich auch bei Benefizaktionen zum Beispiel für die Opfer der Flutkatastrophe engagiert. So haben sie uns geholfen, einige Strandkörbe von den Konzerten für den guten Zweck zu versteigern.

Der Titel „Kompass zur Sonne“ strahlt viel Zuversicht und Optimismus aus.

Rhein: Unser eigener Kompass zeigt definitiv zur Sonne, auch bei all dem, was gerade Schreckliches in der Welt passiert. Uns geht es doch hier noch gut, da sollte man nicht ständig nur jammern, sondern auch mal dankbar sein. Das war auch die Motivation, aus der dieser Titel entstanden ist.

Wie gehen Sie mit dem Krieg in der Ukraine um?

Rhein: Das bekommt man natürlich auch bei der Tour nicht aus dem Kopf. Das beschäftigt uns ständig. Mich macht das sehr traurig. Ich kann es nicht verstehen, dass so etwas im Jahr 2022 mitten in Europa passieren kann. Wir haben sowohl mit unseren Fanclubs in Russland als auch in der Ukraine Kontakt aufgenommen. Die Konzerte in beiden Ländern haben wir wegen der aktuellen Situation natürlich abgesagt. Wir hatten uns schon sehr darauf gefreut. Jetzt hoffe ich nur, dass das bald aufhört und jemand diesen Kriegstreibern endlich das Handwerk legt. Bei den jetzt anstehenden Konzerten möchten wir mit den Fans einfach zwei Stunden am Abend erleben, in denen man sich etwas die Sonne ins Herz scheinen lassen kann.

Die Band ist inzwischen 27 Jahre alt, was hat sich in den fast drei Jahrzehnten verändert?

Rhein: Wir haben als Band viel Freude, aber auch Leid erlebt. Wir konnten in fast allen Ländern der Erde auftreten und waren auch schon in Japan und China unterwegs. Daran hätten wir zum Beginn nie geglaubt. Schwer war es, als wir einen Kollegen verloren haben, der gestorben ist. Aber es geht weiter, wir blicken nach vorne und wir haben immer noch Spaß, an dem, was wir machen.

Was macht den Sound von In Extremo aus?

Rhein: Das kann man selbst nur schwer beurteilen. Aber er ist klar erkennbar und zu unserem Markenzeichen geworden. Die Konstellation der Band, auch mit Instrumenten wie den Dudelsäcken, ist immer gleich geblieben. Sie stammt noch aus der Zeit, in der wir auf Mittelaltermärkten aufgetreten sind. Was sich aber in unserer Musik widerspiegelt, sind die Eindrücke, die wir auf unseren vielen Reisen gewonnen haben.

Welche Projekte stehen in diesem Jahr noch an?

Rhein: Wir werden einige Festivals in Belgien, den Niederlanden und auch in Wacken spielen. Dazu kommt unsere eigene Burgtour im September, bei der wir auch hier auf die Burg Satzvey kommen. Wir haben also gut zu tun und ich hoffe sehr, dass im Herbst nicht wieder alles zugemacht werden muss. Das wäre eine riesige Katastrophe für die gesamte Kultur.

Was erwartet die Fans beim Konzert in Köln?

Rhein: Das soll noch eine Überraschung bleiben, am Freitag spielen wir unser erstes Konzert in Wiesbaden. Es ist eine typische In-Extremo-Show, die ein neues Bühnenbild bekommen hat. Ansonsten spielen wir alles quer durch – von den neuen Songs bis zu unseren Klassikern. Das Repertoire an Stücken wird immer größer, entsprechend schwer ist es, eine Setlist zusammenzustellen.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln und dem Palladium?

Rhein: Ich wohne seit 27 Jahren in der Region und bin dort auch als gebürtiger Berliner heimisch geworden. Das Palladium mit seiner Empore ist eine wunderbare Location. Es ist gut, dass solche Clubs durchgehalten haben und uns und den Fans weiter zur Verfügung stehen. Leider gibt es auch viele tolle Orte, die heute nicht mehr existieren.

Karten für das Konzert bekommen Sie unter: www.inextremo-tickets.de