
Köln | Die Saison der Kölner Haie ist mit der Abschlussparty mit den treuen Fans in der Lanxess-Arena zu Ende gegangen. Jetzt gilt es für den DEL-Klub die abgelaufene Spielzeit genau zu analysieren und aus den Fehlern zu lernen. Im Interview mit Report-K spricht Geschäftsführer Philipp Walter über Vergangenheit und Zukunft.
Wie haben Sie die Saison als Geschäftsführer des KEC erlebt?
Die Saison war in vielerlei Hinsicht eine Achterbahnfahrt. Leider wurde sie weiter durch die Corona-Krise geprägt. Die Zuschauerbeschränkungen und die Spielausfälle anderer Mannschaften brachten viele Probleme mit sich, die auch Einfluss auf unsere Handlungsfähigkeit hatten. Sportlich ging es hoch und runter – und zum Glück wieder hoch. Wir haben einen guten Start hingelegt und gute Ergebnisse erzielt, dann einen schmerzhaften Einbruch erlebt. Zum Ende hat die Mannschaft die Kurve gekriegt. Wir haben bis zur Berlin-Serie im Viertelfinale fünf Spiele in Serie gewonnen. Da waren sehr emotionale Spiele dabei. Es hat mich sehr gefreut, dass wir gemeinsam mit unseren Fans wieder Playoff-Eishockey in Köln erleben durften. Das hat für einiges entschädigt. Die schlechte Phase, die im Dezember begann, hat die Saison dennoch sehr stark mitgeprägt.
Haben Sie schon Gründe dafür in der Analyse gefunden?
Es war aus meiner Sicht die Summe vieler Faktoren, die sich zu einer sehr unguten Dynamik entwickelt haben. Uns ist es erst sehr spät gelungen, erfolgreich gegenzusteuern.
Im Januar drohte sogar der Abstieg für die Kölner Haie!
Ja, dieses Szenario war in unseren Gedanken und wir mussten uns damit intensiv befassen. Nach der Niederlage in Nürnberg Ende Februar haben wir den Ton an die Mannschaft verändert. Daraufhin haben wir in den letzten neun Hauptrundenspielen sieben Mal gepunktet.

Durch die Pandemie sind einige DEL-Spiele ausgefallen. Wie bewerten Sie am Ende die Situation, dass einige Klubs nicht alle Begegnungen absolvieren konnten?
Alle Clubs wussten, dass es kommen konnte. Wenn es dann tatsächlich eintritt, merkt man aber erst, wie die Integrität des Wettbewerbs darunter leidet. Wir als Kölner Haie haben zu jedem Zeitpunkt der Saison alles dafür getan, den Spielbetrieb im Sinne der Liga aufrecht zu erhalten. Wir haben alle 56 Hauptrundenspiele bestritten. War das zu unserem Vorteil? Ganz sicher nicht.
Wie sehen Sie die Zukunft der Kölner Haie?
Wir haben in dieser Saison einen Schritt nach vorne gemacht. Der war klein, aber er war da. Der Weg dahin war sehr mühsam. Am Ende geht es darum, die Qualität der Mannschaft zu erhöhen. Als Geschäftsführer ist es meine Pflicht, den Standort Köln am Leben zu erhalten und weiterzuentwickeln – gemeinsam mit meinem Team. Unsere Aufgabe ist es, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wir unser Kerngeschäft Eishockey verbessern. Das war in den letzten zwei Jahren extrem schwierig. Es gab durch die Corona-Krise keine Verlässlichkeit. Wir generieren 80 Prozent unseres Umsatzes über die Heimspieltage und den Ticketverkauf. Bei anderen Clubs liegt dieser Anteil bei acht Prozent. Wir hatten in den letzten beiden Jahren 47 Hauptrunden-Heimspiele, bei 46 hatten wir eine eingeschränkte Zuschauerkapazität. Ich hoffe sehr, dass diese Fesseln nun endlich weg bleiben. Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir jedes Jahr einen Schritt machen können. Themen wie Zuschauergewinnung, Digitalisierung, Bindung von Fans sind sehr wichtig und können ein wirtschaftlicher Hebel sein, der am Ende auf den Sport einzahlt.
Die Kölner Haie sind eine große Marke im deutschen Eishockey. Muss da nicht das Ziel sein, in jedem Jahr um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen?
Wir setzen uns hohe Ziele. Es geht um Entwicklung. Aktuell sind wir kein Top-4 Team. Da wollen wir wieder hin kommen. Das geht Schritt für Schritt. Wirtschaftliche Entwicklung und sportliche gehen hier Hand in Hand. Wir haben in Köln durch unsere Arena ein großes Potenzial. Zwei Jahre wurde uns verboten, dies auszuschöpfen. Das hat uns zurück geworfen. Es ist wichtig, dass wir realistisch bleiben, trotzdem ambitioniert sind. Einen Anspruch einzig aus der Geschichte eines Clubs abzuleiten, hat schon vielen Sportvereinen extrem geschadet.
Was erhoffen Sie sich von der neuen Saison?
Wir begehen in der nächsten Saison unser 50.-jähriges Jubiläum. Darauf freuen wir uns sehr. Wir wollen die Geschichte, Tradition und die Besonderheit des KEC über die ganze Saison spürbar machen – gemeinsam mit unseren Fans. Ich hoffe sehr darauf, dass es keinerlei Zuschauereinschränkungen mehr geben wird. Man muss das Leben wieder leben können, sich beim Eishockey treffen, ein Bier zusammen trinken, die Mannschaft lautstark anfeuern oder sich nach einem Tor umarmen dürfen. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten mit emotionalen Spielen.