Prof. Dr. Jürgen Rockstroh (Vorstand Aidshilfe Köln), Ottmar Nachtsheim-Heer (GAG Immobilien AG), Benni Bauerdick (Moderator), Dr. Ralf Heinen (Bürgermeister Stadt Köln), Marcella Rockefeller, Melany Richter (NRW Gesundheitsministerium) und Matthias Eiting (Vorstand Aidshilfe Köln). Foto: Aidshilfe

Köln | Mit über 200 geladenen Gästen bestehend aus Politik, Wirtschaft, Mitgliedern, Unterstützer:innen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen hat die Aidshilfe Köln ihren neuen barrierefreien Standort am Heumarkt offiziell eröffnet.

Nach drei Jahren Umbau endete mit der Fertigstellung des neuen Kontakt- und Begegnungscafés in den letzten Tagen das größte Bau- und Umzugsvorhaben des Vereins in seiner über 35-jährigen Geschichte. Mit rund 1,5 Millionen Euro hat sich die Aidshilfe Köln an den Umbaukosten beteiligt.

Aidshilfe finanzierte die Bauvorhaben über Stiftungs- und Eigenmittel

Der Betrag wurde größtenteils aus Stiftungs- und Eigenmitteln finanziert. Neben Reden des Vorstandes der Aidshilfe Köln, Melany Richter (in Vertretung von NRW Gesundheitsminister Laumann) und Bürgermeister Dr. Ralf Heinen tauschten sich Vertreter:innen der Deutschen Aidshilfe, Aidshilfe NRW, Aidshilfe Köln und Dr. Katrin Baumhauer (Gesundheitsamt Köln) mit Klient:innen in einer Gesprächsrunde über die aktuelle Arbeit sowie über die zukünftigen Herausforderungen der Aidshilfe-Arbeit aus.

„Ein Traum ist wahr geworden“, sagte Elfi Scho-Antwerpes, Vorstandsfrau des Vereins, die Anwesenden. Vor sieben Jahren hatte sie im Vorstand gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Michael Schuhmacher den langfristigen Veränderungsprozess mit dem Ziel angestoßen, alle Angebote der Aidshilfe Köln an einem barrierefreien Standort zu bündeln.

Einen ersten Kontakt hatte Scho-Antwerpes zur GAG Immobilien AG aufgenommen, um vorzufühlen, ob es nicht möglich wäre, dass die Aidshilfe nach einem Umbau in der Pipinstraße 7 in ein barrierefreies Haus ziehen könnte.

Glücklicherweise stieß sie mit dem Anliegen bei der GAG Immobilien AG auf offene Ohren. Die Aidshilfe Köln kann die Räumlichkeiten für die nächsten 20 Jahre zum Preis von nur acht Euro pro Quadratmeter mieten! Ohne die großartige Unterstützung und das ständige Entgegenkommen der GAG Immobilien AG wäre die Fertigstellung so nicht gelungen.

„Dass uns u.a. die Auswirkungen von Corona und der Wegfall von weiteren beantragten Stiftungsgeldern am Ende in eine äußerst schwierige Situation gebracht haben, war mit Sicherheit nicht geplant. Deswegen möchten wir Danke sagen! Zum einen bei unserem Landesverband der Aidshilfe NRW und unserem Bundesverband der Deutschen Aidshilfe, die uns kollegial und strategisch beraten und zur Seite gestanden haben!“, erklärte Scho-Antwerpes.

„Aber auch beim Sozialdezernenten der Stadt Köln, Herrn Dr. Rau, und beim Gesundheitsamt, allen voran Herrn Dr. Nießen und Dr. Katrin Baumhauer, sowie bei der Politik, sprich allen demokratischen Fraktionen des Rates der Stadt Köln, die uns in den letzten Monaten zugehört haben, die verstanden haben und bei allen, die daran mitgewirkt haben, uns den Start in der neuen Aidshilfe so gut es geht zu ermöglichen. Danke von Herzen!“.

Aidshilfe: Schmuckstück im Herzen von Köln

Nach umfangreicher Modernisierung ist das Gebäude in der Pipinstraße wieder ein echtes Schmuckstück im GAG-Bestand. Und ich bin mir sicher, dass die Aidshilfe dieses Schmuckstück im Herzen von Köln zum Strahlen bringt“, so Kathrin Möller, Vorständin der GAG Immobilien AG.

Am neuen Standort wird sich die Aidshilfe Köln in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Denn neue Räume bedeuten neue Möglichkeiten! Dies gilt vor allem auch für den Checkpoint. Noch in diesem Jahr werden die Abläufe und Strukturen von Beratung und Test komplett digitalisiert. Von der Anmeldung über die einzelnen Stationen der Beratung und Testung bis hin zur Ergebnismitteilung wird alles miteinander vernetzt.

Die große Herausforderung dabei war, die komplett anonyme Struktur des Angebots auch weiterhin uneingeschränkt gewährleisten zu können. Lösungsansätze wurden gesucht, eine Möglichkeit gefunden! Nach Abschluss des Projekts wird es das erste vollständig digitale Angebot dieser Art deutschlandweit sein. Mit diesem innovativen Ansatz wird der Checkpoint nachhaltiger, effektiver und vor allem noch niedrigschwelliger.

„Wir freuen uns, dass wir dieses Angebot für die rund 5.000 Menschen, die es jährlich nutzen, noch attraktiver gestalten können. Die HIV- und STI-Prävention hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Die Botschaften sind vielfältiger, zum Teil deutlich komplexer geworden. Diese Botschaften gilt es zu vermitteln, um für die Adressat:innen eine möglichst gute Grundlage für ein individuell passendes und reflektiertes Risikomanagement vorzuhalten“, so Prof. Dr. Jürgen Rockstroh, Vorstand Aidshilfe Köln.

Auch der zu verurteilende Angriffskrieg auf die Ukraine wirkt sich bereits auf die Arbeit der Aidshilfe aus. Laut offiziellen Zahlen der Deutschen Aidshilfe leben bis zu 300.000 Menschen mit HIV in der Ukraine, wovon 180.000 nicht in Therapie sind. Viele von ihnen leben nun in Deutschland.

Damit die Aidshilfe auch für diese Menschen da sein kann, haben die Mitarbeitenden des Frauen- und Familienzentrums in den letzten Wochen ein Übersetzer:innen-Netzwerk aufgebaut, um bei Hilfebedarf reagieren zu können. Denn bereits vor dem Krieg hatte das Frauen- und Familienzentrum zahlreiche Klient:innen aus dem Ostblock. Dies wird sich jetzt noch verstärken.

Das neue Begegnungs- und Kontaktcafé wird den Namen „Café Bach“ in Gedenken an den verstorbenen Dirk Bach tragen. Foto: Aidshilfe

Das neue Begegnungs- und Kontaktcafé für Menschen mit und ohne HIV wird in Zukunft den Namen „Café Bach“ in Gedenken an Dirk Bach tragen. Seine beiden alten Weggefährten Bernd von Fehrn und Georg Uecker haben in den Café-Räumen den Namen sowie eine Vitrine zum Gedenken an den großartigen Unterstützer Dirk Bach im Rahmen der Veranstaltung enthüllt.

Dirk Bach setzte sich für die Aidshilfe ein

Der 2012 verstorbene Schauspieler hatte sich jahrelang für die Arbeit des Vereins eingesetzt. Ebenfalls anwesend bei der Enthüllung waren die Erben von Dirk Bachs Ehemann Thomas, die die Kosten für den Schriftzug des Cafés übernommen haben.       

In Zukunft sollen in den Café-Räumen auch neue Angebote für die Zielgruppen der Aidshilfe vorgehalten werden. Denn das Café wird Begegnungs- und Kontaktstelle für die Selbsthilfe, Klient:innen und Ehrenamtliche sein.

Hier kommen Menschen mit und ohne HIV ins Gespräch. So werden Vorurteile abgebaut. Dies kann vor allem auch bei der Neuauflage des Mittagstischangebots ab Sommer geschehen. In unregelmäßigen Abständen sind im Café auch Infoabende, Schulungen und kleinere Kulturveranstaltungen geplant.

„Ein toller Ort, um der für uns so wichtigen Verhältnisprävention gerecht zu werden und gegen Vorurteile und Stigmen rund um das Leben mit HIV anzukämpfen“, so Elfi Scho-Antwerpes.