Die Hahnenstraße in der Kölner City. Archivfoto: Eppinger

Köln | Bernd Imgrund gehört zu den Kölnern, die Einheimische und ihre Gäste zu Orten führen, die selbst Alteingesessene kaum kennen. Damit hat der Kölner Autor und Stadtführer unter anderem bereits bei seinen „111 Orten“-Bücher für Furore gesorgt und eine ganz neue Buchgattung begründet. Nun gibt es von Imgrund einen gerade im Greven-Verlag erschienenen Themenführer mit zehn spannenden Touren durch seine Heimatstadt.

„Die Idee war es, Sujets zu finden, die nicht im touristischen Fokus stehen und die auf unbekannten Wegen zu besonderen Orten führen. Diese kennen oft nur die Menschen, die direkt vor Ort wohnen. Dazu gehört die Gremberghovener Gartenstadt genauso wie die Merheimer Heide“, berichtet Imgrund von seinem Konzept.

Autor Bernd Imgrund (l.) und FC-Stadionsprecher Michael Trippel. Foto: Eppinger

Dass er damit auch Insider für sich einnimmt, zeigt FC-Stadionsprecher Michael Trippel, der zu den Erstlesern des neuen Buches gehörte. Naturgemäß ist für ihn das Kapitel mit einer Tour rund um den FC und seine Geschichte besonders spannend. Dabei geht der Experte mit seinen Trippel-Touren oder den FC-Stadtrundfahrten mit dem Originalbus und -fahrer des Erstligisten selbst regelmäßig mit seinen Gästen auf sportliche Erkundungstour durch die Domstadt.

„Was hier im Smartphone-Format daherkommt, ist nicht nur ein toller Anreiz, nach draußen zu gehen, sondern auch ein richtig schönes Designstück, das zeigt, wie ansprechend Reiseführer heute gestaltet sein können“, lobt Trippel das Werk. Der Autor selbst erinnert sich an seine Besuche als Jugendlicher im Stadion: „Die Karten gab es damals für fünf Mark und von meiner Mutter gab es eine Thermoskanne mit heißem Wasser und drei Würste für mich und meine Kumpels in der Südkurve.“

Besuch bei Hennes und beim Ort der FC-Gründung

Bei der Tour im Buch geht es natürlich zum Müngersdorfer Stadion mit dem Denkmal für die FC-Legende Heinz Flohe. Besucht wird aber auch der Südfriedhof mit den Gräbern von FC-Gründer Franz Kremer und dem früheren FC-Kapitän Hans Schäfer. Das Geißbockheim wird genauso in den Blick genommen wie die Lottoannahme- und FC-Vorverkaufsstelle des inzwischen verstorbenen FC-Spielers Leo Wilden, der zu den Meisterteams von 1962 und 1964 gehörte.

Eine Station ist außerdem das Haus Roggendorf an der Luxemburger Straße, wo der FC 1948 gegründet worden ist. Ein nicht ganz unwichtiger Ort – zumindest für das FC-Maskottchen Hennes – ist die Stele zur Erinnerung an den Williamsbau am Aachener Weiher, wo Zirkusdirektorin Carola Williams 1950 dem FC einen kleinen verwaisten Geißbock schenkte, der vom damaligen FC-Trainer Hennes Weisweiler seinen Vornamen erbte.

Die Hühner-Tour durch Köln

Teilweise hat Bernd Imgrund zu der Kölner Stadtgeschichte auch seine ganz eigenen Theorien. Das erkennt man im Kapitel „Kölsche Hühner.“ „Ich vermute, dass es in Köln so etwas wie einen unterschwelligen Hühnerkult gibt. Das merkt man, wenn man von der Huhnsgasse über die Hahnenstraße zur Hahnentor läuft. Am Heumarkt begegnet man die der Malzmühle mit dem früheren Höhnerstall und kommt zur Hühnergasse mit dem Hühnerfranz. An der Rückseite vom Jan-von-Werth-Brunnen pickt ein Huhn. Von da ist es nicht mehr weit bis zur Straße unter Fettenhennen. Nach einer Stärkung mit einem Halven Hahn im Brauhaus geht es dann mit Höhner-Musik im Auto zum Hahnwald.“

Der Herkulesberg ist Kölns höchster Trümmerberg. Foto: Eppinger

Besondere Orte sind die überall im Stadtgebiet verteilten Wetterpilze. Imgrund verfolgt diese auf der Schäl Sick von der Westhovener Aue über die Schmitzebud bis zur Merheimer Heide. Eine weitere Tour hat die Trümmerhügel im Blick. „Alle Hügel um den Aachener Weiher sind Aufschüttungen von Kriegstrümmern. Der höchste Trümmerberg ist mit seinen 70 Metern der Herkulesberg am Mediapark.“

Ein Ausflug führt den Stadtentdecker zu Orten des Schreckens und der Gewalt. Hier geht es von der Breite Straße bis zur Severinstorburg. Die Breite Straße wurde weltweit durch das „Gladbecker Geiseldrama“ bekannt, als Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski dort eine improvisierte „Pressekonferenz“ gaben. Weiter geht es zu St. Maria in der Kupfergasse, deren Geschichte einen sehr dunklen Fleck aufweist. Brutal abgeschlagen liegt der Kopf des hl. Gereons am Boden auf dem Gereonsdriesch. Im Inneren der romanischen Kirche steht die berüchtigte Blutsäule. Weitere Stationen sind das ehemalige Gefängnis Klüngelpütz und der Gülichplatz.

Blick auf die Isenburg im rechtsrheinischen Köln. Foto: Eppinger

Stadtspaziergänge der besonderen Art führen außerdem zu den Betonbauten des Brutalismus, zu französischen Straßenschildern, zu den Pumpensäulen und zur hl. Ursula. Eine schöne Tour bringt die Neugierigen zudem zu Schlössern, Burgen und Rittergütern mitten auf dem Gebiet der Großstadt. Dazu zählen der Herler Burg, das Gut Schlagbaum, die Isenburg, die Iddelsfelder Mühle, der Thurner Hof, das Schloss Röttgen und das Gut Leidenhausen.

Bernd Imgrund: Vom Wetterpilz zum Trümmerhügel. Thematische Touren durch Köln, Greven-Verlag, 128 Seiten, 10 Euro.