Köln | Um auf zukünftige Marktentwicklungen besser reagieren zu können, testen die Kölner Verkehrsbetriebe einen neuen Hybrid-Bus im Linienverkehr. Nach langen innerbetrieblichen Test- und Schulungsphasen konnte sich der elektronisch betriebene Bus heute erstmalig im Linienverkehr beweisen. Nach kleinen Startschwierigkeiten verlies der Hybrid-Bus (Linie 146) leicht und leise die Haltestelle „Deckstein“ in Richtung Innenstadt.

Seit über 35 Jahren arbeitet Joseph Gless nun schon als Busfahrer für die KVB. Aber zum ersten Mal darf er einen Hybrid-Bus fahren. Nach 3- bis 4 Stunden Schulung im Umgang mit der neuen Technik, wird Joseph Gless etwas nervös, als sich der Bus nicht von der Stelle bewegen möchte. Nach dem dritten Versuch läuft dann aber doch alles nach Plan und die erste Fahrt kann beginnen. Ungewohnt leise und leicht gleitet der Bus los – Ein Gefühl wie im Autoskooter. Ruckartige Starts lassen sich dank der kontinuierlichen Zugkraftverteilung durch den Elektroantrieb vermeiden und bieten somit einen deutlich besseren Fahrkomfort, sagt Busfahrer Gless.

Bremskraft wird gespeichert

Seit Oktober letzten Jahres befindet sich der Hybrid-Bus in der Testphase. Die Elektronik und der Umgang mit der neuen Technik stellte die Mitarbeiter der KVB erst einmal vor eine Herausforderung. Denn die spezielle Hybrid- Technik unterscheidet sich maßgeblich von der Technik, die hinter einem normalen Bus steckt. Im Hybrid-Bus wird der Antrieb klassischer Dieselmotoren mit dem von Elektromotoren kombiniert und zusätzlich bei Bremsvorgängen entstehende Reibungskraft gespeichert. Die gewonnene Energie kann in den ersten 200 Metern nach dem Start für den Antrieb genutzt werden. Erst dann schaltet sich der Dieselmotor ein.

Hybrid-Bus rentiert sich bei Stop-and-Go

Durch die spezielle Technologie rentiert sich der Einsatz des Busses besonders im Stadtverkehr, wo durch viele Stop-and-Goes viel Energie durch Bremsvorgänge gespeichert werden kann. Der Hersteller MAN LIO´s City verspricht eine Reduzierung des Dieselverbrauchs um 30 Prozent. „Aus den Erfahrungen von rund 70 eingesetzten Hybrid-Bussen von 38 Verkehrsunternehmen in Deutschland, kommen wir auf einen realistischen Wert von 15 bis 20 Prozent Ersparnis“, so Rüttler der Busbetriebe Köln. Neben dem heute eingesetzten Bus, befindet sich seit Freitag ein weiteres Modell im Testbetrieb. Dieser soll auch möglichst schnell im Linienverkehr eingesetzt werden.

Hybrid-Bus nicht wirtschaftlich aber zukunftorientiert

Wirtschaftlich rentiert sich der Hybrid-Bus noch nicht – Ziel der zweijährigen Testphase soll es vielmehr sein, auf zukünftige Veränderungen im Markt vorbereitet zu sein. „Unserer Mitarbeiter müssen erst einmal geschult werden, um mit der speziellen Technik umegehen zu können. Sollte eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge in Zukunft folgen, sind wir vorbereitet“, so Rüttler über die Gründe des Einsatzes von Hybrid- Bussen. Mit 350.000 Euro Anschaffungskosten ist der Hybrid-Bus rund 150.000 Euro teurer als ein normaler Bus und so rentiert sich der Einsatz mit den heutigen Spritkosten erst nach rund 4 Jahren. Daher haben sich die KVB- Betriebe vorerst für ein Leasingverfahren entschieden, so dass eine Testphase wirtschaftlich ermöglicht werden konnte.

Aerodynamische Form sorgt für Abkühlung

Von innen haben die Fahrgäste keine maßgeblichen Veränderungen zu erwarten. Nur das Cockpit sieht etwas anders aus – Eine spezielle Drehzahlanzeige zeigt dem Fahrer einen „grünen Bereich“ an. Befindet sich die Anzeige in dem grünen Bereich, kann der Bus hauptsächlich durch den Elektromotor betrieben werden und fährt somit besonders energiesparend. Von außen zeigt sich dann doch der Unterschied- Auf dem Dach des Busses ist eine Element aufgebaut, in dem sich ein Großteil der Elektronik befindet. Eingefügt in das Gesamtbild, schafft der Aufbau eine aerodynamische Form und ist auch noch praktisch. Vorne befinden sich Schlitze, die für die Kühlung der Elektronik sorgen soll.

Autor: Henriette Hohm