Die Zülpicher Straße am 11.11. Foto: privat

Köln | Der Sessionsauftakt bleibt Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt. Denn immer deutlicher wird, dass das Chaos auf der Zülpicher Straße mit Ansage geschah und schlimm hätte ausgehen können.

Polizeieinsätze gab es ohnehin zuhauf. In der Uni-Klinik gab es zudem vermehrt komplizierte OP´s wegen Fingerverletzungen, an den Bauzäunen hatten sich diverse junge Jecke im Gedränge geschnitten. Den Funktionsträgern der Stadt Köln werfen viele Karnevalisten und Feiernde vor, kein adäquates Sicherheitskonzept parat und so komplett versagt gehabt zu haben.

„Wer weiter jungen Leuten kein Angebot machen möchte an solchen Tagen, ist vollkommen realitätsfern“, postete etwa die bekannte Gastronomin Claudia Wecker („Das Ding“) zu den Ereignissen und forderte eine „von Profis organisierte Veranstaltung“.

So hatte es im Gespräch mit report-K auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn formuliert.

Mit Daniel Rabe spricht nicht nur ein Gastronom, sondern auch ein betroffener Vater nun aus, was seine Sorgen mit Blick auf Weiberfastnacht sind. Er wohnt unweit des Geschehens im Kwartier Latäng und beobachtete, wie er report-K schildert, am 11.11. stundenlang fassungslos mit, wie das Treiben in ungeordnete Bahnen geriet und ausartete.

Rabe lamentiert nicht larmoyant herum, sondern macht konkret Verbesserungsvorschläge. Hier seine Einschätzung:

Köln ist an einer mittelschweren Katastrophe vorbei geschliddert, völlig vorhersehbar und von allem gastronomische Verbänden und Veranstaltenden im Vorfeld deutlich und scharf ausgesprochen und kritisiert. Ich habe gestern fast in den Fernseher gebrochen, als ich gesehen habe, dass diejenigen aus der Stadtspitze, mit denen wir seit 6 Jahren am „Runden Tisch Kölner Karneval“ sitzen“, nun fordern, dass sich alle am besten mal an einen Tisch setzen.

Ich fordere Konsequenzen, härtester Gangart, weil klipp und klar war, was passieren kann. In Ignoranz und Arroganz aber wurde nicht auf die Menschen gehört, die sich damit auskennen.

Bitte schaut euch das Twitter-Video in den Kommentaren an. Dort sehen auch Laien was hätte passieren können. Dort steht ein Polizist auf nem Zaun und bittet die völlig unkontrollierte Menge, doch bitte Ruhe zu bewahren. Wären bei diesem Überrollen der völlig lächerlichen Sicherheitsschleusen, die bewacht wurden von 18 Jährigen Hänflingen in Warnwesten, Jugendliche gestürzt, dann hätte es sicher Verletzte gegeben. Vielleicht Tote.

Der „Zugang“ zur Zülp am 11.11. Foto: Krücken

Das hätte verhindert werden können, es wäre am Ende sogar noch günstiger gewesen und vor allem hätten wir meine 14 jährige Tochter und 100.000 andere Jugendliche nicht dieser immensen Gefahr ausgesetzt.

Und nur ganz kurz, um mich da nicht misszuverstehen, die jungen Leute können wir nicht aufhalten. Die wollen feiern, die möchten eskalieren, die testen ihre Grenzen aus, die messen sich, die verschätzen sich beim Alkohol und die pöbeln auch mal rum. Die gehen mir auch auf den Sack, aber ich war genau so. Ich bin jetzt 42 und ich verstehe das einfach nicht mehr, ich bin zu alt. Zu alt sind auch der Vorsitzende des Bürgervereins am Rathenauplatz und Bürgermeister Huppke, bei dem ich echt sauer werde, wenn er meine Tochter noch einmal als asoziale Ballermann-Sauftouristin bezeichnet. Manche hier haben komplett die sprachliche Orentierung verloren.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen gelenkt werden. Es bedarf großzügiger Flächen, einer KVB die nicht schon Mittags aufgibt und eines klar strukturierten Managements an einem solchen Tag. Ein paar der besten Veranstalter der Stadt standen um 10.30 Uhr auf der Lindenstraße. Die haben gesehen, dass das aufgrund des Zulaufes alles nicht passen kann und spätestens Mittags die Schleusen überlaufen werden. 3 Stunden später hat die Polizei reagiert, weil Kölner Ordnungskäfte und die Security komplett aufgeben mussten. Danke an die Polizei, die gehandelt hat.

Es gibt überhaupt keine 2 Meinungen darüber, dass hier jetzt sofort professionelle Veranstalter dran müssen. Und es gibt überhaupt keine 2 Meinungen darüber, dass Stadtdirektorin Blome denen endlich mal zuhören muss!!!

Dieses Foto schoss Daniel Rabe am 11.11. selbst. Foto: Rabe

Chaos auf der Zülp: Kölner Gastronom macht diese Verbesserungsvorschläge

Und das können wir alle sofort machen, dann wird es schon im Februar für alle Beteiligten erträglicher:

✊Glasverbot auf allen öffentlichen Flächen in der gesamten Kölner Innenstadt von Weiberfastnacht bis Rosenmontag. Ist juristisch heikel, aber auf nen Versuch kommt es an. Es gibt hundertfaches Bildmaterial, das argumentativ vor Gericht Wirkung erzielen könnte.

✊Kein Schnaps.

✊Offenes Festivalgelände auf dem Grüngürtel, 2-3 Bühnen, attraktives Programm, keine Bewerbung. Von Profis bespielt. Es gibt Leute die sehen das lieber auf dem Ring oder an der Deutzer Werft, vergesst es, die jungen Leute werden immer wieder in die Innenstadt kommen. Die sind da und desto mehr wir uns aufregen, desto mehr werden kommen.

✊Einen Planungsstab aus Stadt Köln, organisiertem Karneval, Veranstaltern, & Gastronominnen, AWB & Polizei. Lasst die Bürgergemeimschaften da raus, die verstehen die Denke und Logik von jungen Leuten meist nicht mehr.

✊An dem Tag die Schulpflicht aufheben. Das ist verrückt mit nem 6jährigen durch die Masse zu müssen.

✊500 Mülleimer aufstellen, überall. Wenn sich auf ner Wiese 20.000 Menschen zwei Mülleimer teilen, dann kann das nicht aufgehen, egal wie sehr wir uns aufregen.

✊Lasst Menschen Veranstaltungen machen. Wir waren am Baui. Wir hatten so krass viele Auflagen, die ein Schweinegeld gekostet haben, dass wir bei schlechtem Wetter hätten absagen müssen. Wie kann es sein, dass dort fitte Leute etwas Open Air anbieten, es aber fast an der Verwaltung scheitert, während die Stadt an anderen Stellen unkoprdiniert auseinanderfliegt.

✊Morgen damit beginnen. Nicht erst in 3 Monaten und nichts zerreden. Es ist machbar sicher zu feiern im öffentlichen Raum.

Wir müssen uns klar sein darüber, dass es ein Wunder ist, dass so viele Jahre nichts schwerwiegendes passiert ist. Wir dürfen nicht zulassen, dass es irgendwann so weit kommt. Nächster 11.11. ist ein Samstag.