„Wir freuen uns auf Karneval!“, betonten Julia (14) und Bettina (14). Die beiden jungen Frauen werden zwar erst im nächsten Jahr auf die Piste gehen und den Sessionsauftakt noch nicht aktiv feiern, doch an Vorfreude mangelt es ihnen nicht. Für ein Kostüm haben sie sich noch nicht entschieden. Im letzten Jahr war Bettina als Braut verkleidet, Julia trug ein selbst gebasteltes Hippie-Kostüm. Doch dieses Jahr soll es etwas Neues werden.


Foto: Bettina und Julia feiern erst nächstes Jahr, aber darauf freuen sie sich umso mehr

Kostüm? Na, klar!
Die Kostüme stehen für Nils (6)  und Yannick (8) bereits fest. Die beiden Jungs aus Niederrhein (38) haben einen klaren Favoriten: „Wir gehen als Cowboys!“ Das hat ihnen in den letzten Jahren so gut gefallen, dass ihnen diese Wahl nicht schwer fiel. Gefeiert wird zu Hause. Vater Johannes wird sich dann als Bierflasche verkleiden. „Wie immer.“, kommentiert der aufgeweckte Nils diese Entscheidung. Bei dem Streifzug über die Domplatte fällt auf, wie viele Ortsfremde sich hier aufhalten. Umso erfreulicher ist die Beliebtheit des Kölner Karnevals bei vielen der Gäste aus dem In- und Ausland.


Foto: Johannes wird
mit seinen Söhnen, Nils und Yannick am Niederrhein feiern

„Die Kölner sind einmalig“
„Wenn ich in Deutschland wohnen würde, dann in Köln.“, sagte Birgit (48). Am 11.11 habe sie leider keine Zeit, doch wenn es ihre Planung zulässt, feiert sie mit Begeisterung das Kölner Brauchtum. Die letzten Jahre war sie stets mit einer großen Gruppe in der Kölner Arena – natürlich in einheitlichen Kostümen. Davon besitze sie mittlerweile an die 20 Stück. Die kommende Session verkleiden sie sich als Langusten.


Foto: Sascha und John würden auch gern mitfeiern, müssen aber morgen schon abreisen

Der Kanadier Sascha (36) zeigt seinem Freund John (54) an diesem Tag die Stadt. Sascha war schon öfter in Köln, hatte bereits die Gelegenheit den Kölner Karneval mitzuerleben  – und war begeistert. Leider ist er dieses Mal nur geschäftlich in der Domstadt und reist bereits bald wieder ab. Doch wenn er könnte, würde er auch dieses Jahr wieder auf der Domplatte feiern.

Nicht nur Begeisterung
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Der 60-Jahre alte Hermann hat leider schlechte Erfahrungen gemacht. „Das ist ein einziges Besäufnis.“ Da wolle er nicht machen. Er würde sich höchstens an Fasching im Schwarzwald verkleiden. Aber an Karneval geht er nicht vor die Tür. Zumal er Angst vor Schlägereien hat. Auch manch andere Passanten huschen einfach vorbei, als sie nach ihren Plänen für den 11.11 gefragt werden. Die Meisten zeigen sich aber zumindest aufgeschlossen, so wie der Kölner Thomas (28), bei dem der Karnevalsvirus noch nicht so zugeschlagen hat. „Man sieht sich das mal an“, sagte er zum Thema Karnevalszug. Zwar ist Verkleidung nicht so seine Sache, aber er könnte sich durchaus vorstellen, angesteckt zu werden. Er fliehe nicht aus Köln, wenn die Stadt im karnevalistischen Ausnahmezustand ist.


Foto: Der gebürtige Hamburger Gert (links) freu sich auf Karneval. Brad muss leider früher abreisen.

Kamelle für den guten Zweck
Ganz anders sieht das bei Brad (36) aus Perth aus. „I’d love to stay für Karneval“, verriet der Australier. Etwas Vergleichbares gebe es in seiner Heimat nicht. Neben ihm steht Gert (68), der in der Nähe von Düsseldorf lebt. Die jecken Tage verbringt er aber lieber in Köln. Als gebürtiger Hamburger sei er zwar nicht besonders verkleidungsfreudig. Da er aber eine rheinische Frohnatur zur Frau habe, kümmere sich diese stets um die Kostüme. Die letzten Jahre ist er mal als Vampir, mal als Teufel oder als Clown verkleidet gewesen. Gert feiert jedoch nicht einfach, er kümmert sich darum, dass all die Kamelle, die nach den Karnevalszügen auf den Straßen liegen bleiben, nicht im Müll landen: Da er geschäftlich oft in Indien ist, nehme er ganze Tüten von Süßigkeiten mit nach Indien und verteile diese unter den Kindern dort.


Foto: Die gebürtige Düsseldorferin feiert dieses Jahr zum ersten Mal in Köln Karneval

Auch die 28-jährige Esther hat ihre Wurzeln in der Landeshauptsstadt und hat daher Karneval meist an der Düssel gefeiert. Da sie aber vor einem Monat nach Köln gezogen ist, hat sie sich vorgenommen den 11.11 dieses Mal auch in der Domstadt zu erleben. Mit welcher Verkleidung sie die Zülpicher Straße aufsuchen wird, konnte sie noch nicht sagen. „Das entscheide ich spontan“, sagte sie. In letzten Jahren war sie schon als Vampir, als Moulin Rouge Tänzerin und als Spinnenfrau verkleidet.


Foto: Monica (46) aus Zülpich ist schon immer ein großer Karnevalsfan gewesen. Allerdings feiert sie zu Hause.

Durch die Liebe bekehrt
Die Vorfreude ist also bei den meisten Befragten groß und wenn möglich wird bereits ab 11:11 Uhr mitgeschunkelt. Die Kostümfrage wird meist spontan entschieden, auch wenn viele bereits eine gewisse Auswahl im Schrank verstaut haben. Und wer nicht bereits eingefleischter Karnevalsfan ist, wird vielleicht noch durch die Liebe bekehrt. So wie Dennis (23) aus dem Münsterland, dessen Freundin aus dem Rheinland stammt und ihn zum Feiern mit zur Zülpicher Straße nehmen wird.

[bb, il]