Der Theaterregisseur Juergen Flimm am Samstagmorgen, 22. Juni 2019 im Dortmunder Konzerthaus nach seiner Bibelarbeit beim evangelischen Kirchentag. | Foto: IMAGO / epd

Köln | aktualisiert | In Köln geboren wurde Jürgen Flimm nicht, es war Gießen. Aber er wuchs in den Kölner Stadtteilen Mülheim und Dellbrück als Sohn eines Allgemeinmediziners auf. Am 4. Februar starb Flimm in Wischhafen Hamelwörden im Alter von 81 Jahren. Ausgestattet mit kölschem Temperament und Zungenschlag war er nicht nur Schauspielregisseur sondern reüssierte in Bayreuth und der New Yorker Met als Opernregisseur.

Flimm wuchs im rechtsrheinischen Köln als Arztsohn auf. In einem Interview vom 6. Mai 2011 mit der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt er aus diesen Jahren: „Er war Arzt, unsere Wohnung seine Praxis. Ich klappte jeden Morgen mein Bett hoch, und das Wohnzimmer wurde zum Wartezimmer: überall Patienten. Manchmal kam abends jemand vorbei, nach einem Unfall. Dann musste ich ran.“ Der Vater agierte auch als Theaterarzt, bekam Karten und Flimm durfte mit.

Im Interview mit der „SZ“ sagte Flimm zudem auf die Frage, was typisch rheinländisch an ihm sei, dass er Kölsch liebe und dass er als er zu Beginn seiner Karriere in München an Rosenmontag saß ganz traurig gewesen sei. Aber schon 2011 gab er zu, dass der Bezug zu Köln geschwunden sei.

Flimm studierte an der Kölner Universität Germanistik und Soziologie. Am Kölner Kellertheater ließ er sich zum Schauspieler ausbilden. Es folgte eine Zeit als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen, bevor er als Oberspielleiter ans Hamburger Thalia Theater fand. Fürs „WDR“-Fernsehen drehte Flimm den Film „Uns reicht das nicht“, der Jugendliche im Autoscooter zeigt. Dabei küssen sich eine junge Frau und ein junger Schauspieler. Es sind Herbert Grönemeyer und Anna Henkel. Die werden bei den Dreharbeiten ein Liebes- und später ein Paar. Der Film grandios und wer ihn kennt der dürfte die Szene nicht vergessen an dem Grönemeyer mit dem Paddel neben einem Kahn steht und „I am sailing“ singt. Mit von der Partie in dem Film auch Uwe Ochsenknecht und Eberhard Feik.

Flimm inszeniert in Bayreuth den Ring, wurde in Salzburg Chef und leitete die Ruhrtriennale. Flimm hatte einen Freundeskreis, der Wichtigen: Bundeskanzler Gerhard Schröder, Spiegel Verleger Rudolf Augstein, Dirigent Daniel Barenboim oder Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass.

Von 1979 bis 1985 war Flimm Intendant des Schauspielhauses der Stadt Köln, bevor er nach Hamburg ans Thalia wechselte. In den Kölner Jahren inszenierte er mit Rainer Werner Fassbinder oder Katharina Thalbach. Neben dem Bundesverdienstkreuz war Flimm Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen, der ihm 2006 verliehen wurde.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigt Flimm

„Jürgen Flimm war einer der herausragenden Theatermacher und Intendanten der Republik. Er war über die Jahre auf den wichtigsten Bühnen unterwegs und hinterlässt bedeutende künstlerische Spuren. Er hat immer das offene und humorvolle Naturell seiner rheinischen Heimat ausgestrahlt. Er wird uns sehr fehlen. In Gedanken sind wir bei seiner Frau, seinen Angehörigen und Weggefährt*innen“, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker.