Die Zeitzeugen schilderten was sie in der Zeit des Nationalsozialismus (üb)erlebten. Foto: Mark Benecke

Köln | Geigenklänge in der Ubierschänke. Und dann wieder ganz stille Momente.

Bewegender History-Abend in der beliebten Karnevals- und Fußballkneipe im Veedel. Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora war wie angekündigt zum Treffen mit „Zigeuner-Musiker“ Markus Reinhardt nach Köln gekommen, der Onkel vorstellte, die noch lebende Zeitzeugen der NS-Vernichtungslager sind.

HISTORISCHES TREFFEN ÜBER DIE ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS

Die Veranstaltung mit dem renommierten Historiker und Musiker war als ein Überhang zur Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ zu verstehen.

Jens Wagner (r.) berichtete von seinen Erfahrungen als Leiter der Gedenkstätte. Foto: Mark Benecke

Mit-Initiator Cornel Wachter nachher überglücklich zur Resonanz und Wirkung: „Dank an Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, der mit eindrucksvollen Worten den Abend eröffnete. Danke an Pfarrer Mathias Bonhoeffer für seinen Beitrag, auch zu seinem Großonkel Dietrich Bonhoeffer, im Gespräch mit Jens Wagner. Dank an Bonny Engelmann, der den Abend filmisch dokumentiert hat und Dank an Sonja Grupe von SüdstadtLeben e.V. für Equiment zum Drehen, es wird einen kurzen YouTube Film von Bonny geben.

Danke an die Diakonie Michaelshoven, die die Wanderausstellung von Kurator Andreas Pitz „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ unlängst in Michaelshoven und in der Kölner Innenstadt zeigte, zu deren Rahmenprogramm der gestrige Abend mit Jens, Markus und Mathias noch zählte.“

Jens Wagner, Cornel Wachter und Mark Benecke. Foto: Mark Benecke

Die Kneipe war fast überfüllt. Es war kein Abend zum – sondern gegen das Vergessen.

Denn man erfuhr viel. Informationen über die aktuelle wissenschaftliche und aufklärerische Arbeit um die KZ Gedenkstätte Buchenwald/Mittelbau Dora durch deren Stiftungsdirektor Prof. Dr. Jens-Christian Wagner.

Buchenwald? Richtig. Das einstige KZ, direkt über dem Klassiker-Epizentrum Weimar gelegen, was jedem gebildeten Menschen eine Träne mehr abringen sollte. Wo SS-Sadist Martin Sommer im „Arrestbunker“ die bemitleidenswürdigen Häftlinge, folterte, hinrichtete. Und die Begrüßung „Jedem das Seine“ am Stahltor zum berüchtigten Appellplatz jedem Opfer, das gerade vom „Caracho-Weg“ unter Schlägen und Schreien der SS-Bestien ins Lager getrieben wurde, zynisch begrüßte.

Ist das alles heute wirklich so weit weg, was vor ca. 80 Jahren auf unserem Boden geschah?

An einem ernsten Abend wurde auch mal gelacht. Wachter und die Musiker bei „Kunst trot(t) Ausgrenzung“ in der Ubierschänke. Foto: Mark Benecke

Wachter: „Herr Wagner berichtete, wie wichtig es ist sich mit Blick auf die deutsche Geschichte des Nationalsozialismus z.B. mit der Frage auseinander zu setzen, wie ähnlich heutzutage Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren. Wie Kriminalisierungsdiskurse gegenüber vermeintlich Fremden funktionieren und wie auch heute Verheißungen der Ungleichheit Menschen ins rechte Lager locken.“ Kein Hinweis ohne Hintergrund: In Thüringen rangiert aktuell die AfD in den Umfragen vorne.

Es war ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird. Die letzte von einem Dutzend Veranstaltungen des Rahmenprogramm zur Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ der Diakonie Michaelshoven im Kölner Süden.