Borys Filatow, Bürgermeister von Dnipro trug sich am 24. März 2023 in das Gästebuch der Stadt Köln ein. | Foto: Bopp.

Köln | Seit Dienstagabend ist eine siebenköpfige Delegation aus der Projektpartnerstadt Dnipro in Köln zu Besuch. Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung, angeführt von Borys Filatow, Bürgermeister von Dnipro, tauschten sich zu Themen wie etwa Wirtschaftsförderung, Brandschutz und Erste Hilfe  bei der Industrie- und Handelskammer, der Rheinenergie und der Feuerwehr Köln aus. Am heutigen Nachmittag trug sich Filatow auf Einladung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker in das Gästebuch der Stadt Köln ein.

„Die Freundschaft mit der Stadt Köln ist für die Stadt Dnipro unheimlich wertvoll. In dieser dunklen und schrecklichen Zeit, in der Russland seinen blutigen und brutalen Krieg gegen die Ukraine fortsetzt, sind verlässliche Partner in Deutschland für uns äußerst wichtig. Diese Zusammenarbeit trägt dazu bei, uns gegen den Feind der freien Welt zu verteidigen und kontinuierlich daran zu arbeiten, dass es für uns alle eine friedliche Zukunft gibt“, so Filatow bei seinem Besuch im Kölner Rathaus. Filatow verwies zudem auf eine Gemeinsamkeit beider befreundeter Städte: „Genauso wie die Stadt Köln ist Dnipro die Stadt der Studierenden. In unseren Hochschulen studieren rund 100.000 Frauen und Männer aus unterschiedlichen Ländern der Welt – Leider muss man eher von ’studierten‘ sprechen“, Filatow.

Die ukrainische, die europäische und deutsche Flagge am Kölner Rathaus. | Foto: Bopp.

„Dnipro hat vieles erlebt und durchgemacht“, so Filatow. Für Jahrhunderte habe Russland versucht alles ukrainische aus Dnipro zu verdrängen. Die Menschen in der Stadt galten als Arbeitskräfte, um die Reichen noch reicher zu machen. Zudem legte die Stadt mit der Zeit den Ruf der aussichtslosen provenzalischen Stadt ab. Dnipro habe Kriege und Revolutionen überlebt – doch erholte sich die Stadt jedes Mal aufs Neue. Die Stadt Dnipro galt als eines der wichtigsten Zentren der Kernenergie-, Waffen- und Raumfahrtindustrie der Sowjetunion. Russland versuche dies als ihre Werke darzustellen. Doch wurde all dies in Dnipro von ukrainischen Ingenieurinnen entwickelt. „Dnipro verzeiht keine Lügen. Es ist aber immer für seine Freunde offen und weiß die guten Sachen zu schätzen, die unsere Freunde für uns tun“, fügte Filatow hinzu.

„Fachbesuche wie diese sind extrem wichtig, um bedarfsgerecht Hilfe zu leisten und sich auf Augenhöhe miteinander zu verständigen,“ erklärte Reker. Sie freute sich über die persönliche Begegnung mit Filatow. Eine virtuelle Begegnung mit ihm wurde vor einigen Wochen kurzfristig von einem Luftalarm unterbrochen.

„Dnipro liegt in der Nähe der Front und ist daher leider ständiges Ziel russischer Angriffe“, betonte sie. Erst Mitte Januar traf eine Rakete ein großes Wohnhaus in Dnipro, dass 46 Menschen tötete, darunter auch 6 Kinder. „Russland führt Krieg gegen die Menschlichkeit, die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der Völker Europas“, so Reker am Nachmittag im Rathaus.

Ein Teil des zerstörten Hauses in Dnipro. Das Haus war am 14. Januar 2023 von einer russischen Rakete getroffen worden. Diese tötete 46 Menschen, 6 davon waren Kinder. | Foto: Bopp.

Die Stadt Köln nehme ihre Rolle als Partnerstadt sehr ernst. So haben sich in schnellster Zeit Menschen engagiert um den Menschen in der Ukraine zu helfen – so wie etwa die das Blau-Gelbe Kreuz. Was die Kölner:innen vom russischen Angriffskrieg hielten, zeigte sich bereits nur wenige Tage nach Kriegsbeginn in 2022, als 250.000 Menschen in den Kölner Straßen für Frieden demonstrierten. „Dies war die größte Demonstration in der Geschichte unserer Stadt“, so Reker. Seither hat Köln etwa 14.000 Ukrainerinnen aufgenommen. Reker hoffe zudem, dass die Partnerschaft der beiden Städte auch nach dem Krieg weiterhin Bestand haben wird.

Projektpartnerschaft Köln – Dnipro

Am 27. Oktober hat die Stadt Köln eine Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Dnipro geschlossen. Das Zeil ist es seitens der Stadt Köln humanitäre Hilfe zu leisten und entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu initiieren. Der Vertrag ist zunächst auf 3 Jahre befristet. Seit Sommer letzten Jahres hat die Stadt Köln sämtliche Hilfslieferungen nach Dnipro geschickt.

Zum Abschluss der Reise wird die Delegation am morgigen Samstag das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln besuchen, bevor sie am Sonntag nach Prag weiterreist.

agr, rs