Köln | Der Stadtsportbund Köln ist dabei, sich neu auszurichten. Im Interview mit report-K erläutert der Vorstandsvorsitzende Klaus Hoffmann, wo es in den nächsten Jahren mit dem SSBK hingehen soll. Außerdem nimmt er Stellung zur aktuellen Situation und Entwicklung der Kölner Sportvereine. Das Interview führte Andi Goral.

Herr Hoffmann, auf der kölschen Sportnaach haben Sie ein neues Logo vorgestellt und bestimmen derzeit die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit des Stadtsportbundes Köln für die nächsten Jahre neu. Können Sie uns schon erste Ansätze verraten?

Der Markenrelaunch mit neuem Logo hatte den Hintergrund, dass wir besser in der Stadt wahrgenommen werden wollen. Vorher hieß es immer der „SSBK“. Darunter können sich die wenigsten etwas vorstellen. Aber unter „Stadtsportbund Köln“ schon eher. Darüber möchten wir auch unsere Inhalte besser kommunizieren. Wir haben unsere Schwerpunktthemen in der Förderung der Qualifizierungsarbeit im Sport, Kinder- und Jugendsport, Bewegt älter werden und bewegt gesund bleiben sowie Inklusion gesetzt. Hier werden wir in den nächsten Monaten unsere Aktivitäten ausbauen und gemeinsam mit unseren Vereinen neue Akzente in der Stadt setzen.

Als Interessenvertretung sind sie die Stimme der Kölner Vereine gegenüber Rat und Verwaltung in Köln. Was läuft derzeit gut im Kölner Sport, was könnte besser sein?

Sicherlich könnte die Sportstättensituation besser sein. Viele Hallen sind sanierungsbedürftig. Sie müssen auch in einer angespannten Haushaltslage an den Bedürfnissen der Zukunft – die Einwohner werden immer älter – ausgerichtet sein. Zudem sind – gemessen an der Einwohnerzahl –  zu wenige Sporthallen in Köln vorhanden. Die Vereine haben so nur eingeschränkte Möglichkeiten, neue Programme anzubieten und umzusetzen. Wir müssen immer wieder als Sprachrohr des organisierten Sports darauf hinweisen. Der Austausch mit dem Dezernat für Jugend, Bildung und Sport und dem dazugehörigen Sportamt ist gut und findet regelmäßig statt. Aber auch mit anderen Ämtern der Stadtverwaltung stehen wir in Kontakt. Es gilt für die Zukunft noch mehr herauszuarbeiten, dass der organisierte Sport viele Schnittstellen zu den verschiedensten Verwaltungsbereichen hat. Daher kann es nicht sein, dass der Stadtsportbund Köln als Interessenvertreter für über 700 Vereine nur einen Gaststatus im Sportausschuss besitzt!

Der neue Haushalt ist in den Rat eingebracht, die Politik diskutiert derzeit über die Schwerpunkte der Kölner Finanzpolitik. Findet der Kölner Sport hier genügend Berücksichtigung? Gibt es Wünsche von Seiten des Stadtsportbundes?

Die Förderung des Sports ist ebenso wie die Förderung der Kultur eine freiwillige Aufgabe der Stadt. Allerdings hinkt der Vergleich zwischen Sportetat und Kulturetat. Da möchten wir schon gegenüber der Kultur aufholen. Seit Jahren fordert unsere Sportjugend beispielsweise eine deutliche Erhöhung der städtischen Jugendförderung für die Sportvereine. Wir befürworten zudem die erstmalige Einführung einer Seniorensportförderung für die Sportvereine. Der Stadtsportbund und die Sportvereine leisten einen sehr wichtigen Beitrag für ein lebendiges und bewegtes Köln. Eine Erhöhung der Sportförderung würde dem organisierten Sport zusätzliche Möglichkeiten geben, die Menschen zu bewegen. Aber auch eine weitsichtigere Planung von Sportstätten ist von Nöten. Andere Städte machen es vor. Die Planung von Doppelsporthallen anstelle einer einfachen Turnhalle sollte die Regel werden. Wir brauchen mehr gedeckte Sportstätten. Parallel zum Schulsport sollten auch gerade für die Best-Ager-Generation attraktive Bewegungsräume zur Verfügung stehen. Eine Sportstadt sollte sich auch die tägliche Bewegungsstunde für Grundschulen auf die Fahne schreiben.

Wie entwickelt sich die Situation in den Kölner Vereinen, vor dem Hintergrund, dass viele Menschen mehr auf individuelle Sportangebote etwa von Fitness-Studios setzen und die Zahl dieser Angebote weiter zunimmt?

Im Ein- und Mehrspartenverein werden die Grundlagen für den zukünftigen Leistungs- und Spitzensportler gelegt und sind somit auch die erste Heimatstätte zukünftiger Medaillenhoffnungen An den Schulsport anknüpfend ist gerade der Vereinssport die Grundlage für viele Menschen, lebenslang Sport zu treiben. Sportvereine sind weiterhin aufgrund ihrer niedrigschwelligen Zugangswege und ihrer Strukturen sowie ihrer flächendeckenden Lage die Sportanbieter Nr.1. Die Turn- und Sportvereine entwickeln sich ebenso weiter, wie der Fitnessmarkt. Sie können sich auf diesem Markt behaupten, müssen sich aber sicherlich professionalisieren, was ihre Strukturen und Strategien angeht. Und da kann der Stadtsportbund Köln unterstützen. Wir müssen uns nicht vor den Fitness-Studios verstecken. Der Fitnessmarkt ist im Grunde genommen auch übersättigt. Hier haben derzeit überwiegend die Billiganbieter Zuwächse. Das wird nicht unendlich so weiter gehen.

Man könnte als Beispiel auch die inflationäre Zahl der Laufevents nehmen?

Dies hat damit zu tun, dass Events ohnehin einen größeren Anteil in der Sportbewegung einnehmen, als früher. Der Eventcharakter ist heute wichtig, um auf dem Markt zu bestehen. Damit wird dann auch in immer neuere Dimensionen vorgestoßen. Zudem ist es Mode geworden, Sponsorenläufe, um für soziale Aspekte zu sammeln, durchzuführen. Das ist heutzutage sehr einfach.

Lassen Sie uns auch einmal über die Jugend sprechen. Wie wirken sich die Ganztagsangebote in den Schulen auf die Jugendangebote in den Kölner Sportvereinen aus?

2007 wurde bei der Sportjugend die“ Koordinierungsstelle Ganztag“ eingerichtet. Diese hat zum Ziel, Kölner Sportvereine als Sozialraumpartner und Kölner Schulen in ihrer Arbeit, schulisch und außerschulisch zu unterstützen. Kontakte werden geschaffen, Übungsleiter qualifiziert und vermittelt, neue Mitgliedschaftsmodelle entwickelt, uvm. Mittlerweile haben in Köln 4 Sportvereine, die komplette Trägerschaft einer oder sogar mehrerer Schulen übernommen, was einzigartig ist in NRW. Über 70 Sportvereine bieten im gesamten Stadtgebiet insgesamt über 1200 bewegungserzieherischen AG´s der unterschiedlichsten Ausrichtung an.  Die Bindung der Kinder durch die Schulen und die für Schulen und Vereine nicht ausreichenden Hallenkapazitäten v.a. im Nachmittagsbereich machen es trotz aller Hilfe verschiedenen Vereinen schwer, die Angebote zu halten. Mitgliederschwund und ein Rückgang der gemeldeten Kinder- und Jugendmannschaften der verschiedenen Fachschaften kann die Folge sein.

Wie steht es hier um die Breite der Sportangebote für die Jugend und Nachwuchstalente in Köln?

Grundsätzlich muss man sagen, dass alle Vereine ihr Bestes geben, aber die o.g. Rahmenbedingungen (Bindung der Kinder durch Ganztag, Hallensituation) bringen Schwierigkeiten mit sich. Aus diesem Grund haben wir für die Grundschulen ein neues Mitgliedschaftsmodell entwickelt, das Kindern ermöglichen soll, ihr Training bereits in der Schule zu absolvieren. Die Grundidee ist denkbar einfach. Schule, Schulträger, Sportjugend Köln und Verein treffen eine Vereinbarung, dass eine AG, die im Rahmen des Ganztags stattfindet, sportartspezifisch ausgerichtet ist. Die Kinder dieser AG können kostenlos Mitglied im Verein werden und haben ihr erstes Training bereits in der Schule absolviert. Dieses wird für Förderschulen derzeit erprobt und eine Ausweitung auf die weiterführenden Schulen ist für die nächsten Jahre geplant.

In Köln ist die Deutsche Sporthochschule zu Hause. Gibt es Kooperationen und eine Zusammenarbeit?

Ja es gibt durchaus gute Kontakte, einen Austausch mit verschiedenen Institutsmitarbeitern. Eins unserer Vorstandsmitglieder ist Mitarbeiterin am Institut für Sportgerontologie. – Dennoch: man kann die Kontakte intensivieren und Kooperationen anregen. Eine Kooperation, welche schon bereits seit Jahren besteht, ist die Gewinnung von Übungsleitern über die Vergabe der Übungsleiter C-Lizenz. Der Stadtsportbund  bietet dies den Sportstudentinnen und Sportstudenten durch den Besuch einer Veranstaltung an. Mit diesem Modul werden die bereits durch das Studium erworbene Lehrgangsinhalte für einen Lizenzerwerb ergänzt. 

In Köln gibt es einen Fußballverein, zu dem alle rennen und der oft genug auch durch bundesweit negative Schlagzeilen auffällt. Viele, zum Teil auch hochkarätige Sportveranstaltungen, finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Da kommen gerade noch nahe Freunde und Verwandte und feuern an. Wie kann man hier mehr Öffentlichkeit und Sportbegeisterung schaffen?

Hier muss jeder Verein seinen eigenen Weg gehen, seine Öffentlichkeitsarbeit verbessern, Marketingstrategien nutzen, insbesondere aus dem Eventmarketing. Wie man das machen kann, dazu bieten wir in der nahen Zukunft Seminare an. – Insgesamt wären wir froh, wenn wir mehr Sportbegeisterung schaffen könnten, so dass mehr Menschen aktives Mitglied in einem Kölner Sportverein werden.

Dies liegt sicherlich auch an der medialen Begleitung. Wollen Sie hier offensiver auf Medien zugehen?

Wir werden in erster Linie unseren Eventkalender, den wir derzeit auf unserer Homepage deaktiviert haben, wiederbeleben. Sicherlich ist eine zusätzliche mediale Begleitung sinn- und zweckmäßig.

Wenn Sie Schulnoten verteilen dürften, wo steht der Kölner Sport derzeit?

Diese Frage ist so zu pauschal. Wir müssten hier differenzieren und Teilnoten vergeben. Den Kölner Sport als Gesamtes zu bewerten würde an mancher Stelle Unrecht tun. Es gibt sicherlich die Notwendigkeit einiges zu optimieren. Aber schlecht steht der Kölner Sport nicht da.

Vielen Dank für das Interview.

Autor: Andi Goral | Foto: SSBK
Foto: Klaus Hoffmann, Vorstandsvorsitzender des SSBK.