Report-k.de: Sie sind selbst Brauerin und haben die Brauerei und das Brauhaus von Ihrem Vater übernommen. Wie ist es als Frau in dieser Branche? Wollen Sie die Tradition weiterführen oder wird es Modernisierungen geben?

Anna Heller, Braumeisterin und Leiterin des Hellers‘ Brauhaus: Es ist nie leicht mit Mitte zwanzig den väterlichen Betrieb zu übernehmen, egal ob Mann oder Frau. Als Frau hat man einfach nur andere Probleme, aber dafür auch manche Vorteile! Mir macht es auf jeden Fall sehr viel Spaß die Brauerei und die Gastronomie zu leiten. Tradition ist immer wichtig, aber man darf sich nicht darauf ausruhen. Auch wenn es nie große Veränderungen sind, sind sie trotzdem da. Modernisieren möchte ich nicht das Getränk, die Flasche oder das Etikett, aber die Technik wird immer wieder erneuert, um Energie zu sparen und den ökologischen Gedanken weiter zu leben.

Was macht Ihr Hellers Kölsch so besonders? Es ist ja das einzige ökologische Kölsch in Köln.  
Genau das macht es so besonders. Wir sind nun mal die einzige Bio-Kölschbrauerei der Welt. Ein weiterer großer Vorteil unseres Kölsch ist der Geschmack. Obwohl wir einen relativ hohen Anteil an Bittereinheiten in unserem Bier haben, schmeckt es immer noch sehr mild und ist sehr bekömmlich. Wir haben dadurch sehr viele „Fans“ bekommen, was unser Bier angeht. Zudem schmeckt es immer frisch. Und natürlich hoffe ich auch, dass es so weiter geht.

Sie brauen seit 1991 in Köln. Hat sich der Geschmack des Bieres und der Gäste seitdem verändert?
Das Bier hat sich in dieser Zeit definitiv verändert. Ich glaube im ersten Jahr war es kaum genießbar. Mein Vater hatte weniger Ahnung vom Brauen als vom Trinken (lacht). Mit der Zeit wurde das Bier immer besser und die Qualität konstanter. Aber bis heute schwankt der Geschmack. Da wir eine sehr kleine Brauerei sind und nur Bioprodukte verwenden, haben wir weniger Verschnittmöglichkeiten als die Großen. So kann sich der Geschmack schon mal ein wenig verändern. Aber die Qualität ist immer auf höchstem Niveau. Zu den Gästen kann ich nicht so viel sagen, da ich ja selber erst 26 Jahre alt bin. Aber ich kann sagen, dass wir kein Studentenbrauhaus mehr sind. Bei uns trifft sich Jung und Alt. Daraus schließe ich, dass unser Bier allen Generationen schmeckt.

Bieten Sie neben Ihrem Kölsch weitere Biersorten an? Welches Bier ist bei den Gästen das beliebteste?
Wir haben insgesamt 6 Biersorten im Angebot. Zu unserem Kölsch kommen noch Wiess, Weizen, Pils und die saisonalen Bockbiere hinzu. Im Sommer der Maibock und im Winter der Weizenbock. Bei den Gästen ist immer noch das Kölsch hoch im Kurs, aber auch das Wiess, ein unfiltriertes Kölsch mit vollmundigerem Geschmack, ist bei den Kennern sehr beliebt.

Bier-Getränke werden immer süßer und heute häufig mit nicht-alkoholischen Zutaten wie etwa Limonade gemischt. Wird es bald auch ein Hellers als Mixgetränk geben?
Nein! Einerseits haben wir nicht die technischen Möglichkeiten ein Mischgetränk in die Flasche zu bringen und andererseits sind wir ja eine Bierbrauerei! Andere Brauereien versuchen durch Mischgetränke ihre Verluste beim Bier zu kompensieren, das müssen wir zum Glück nicht. Und wer wirklich Limonade im Bier haben möchte, muss es sich dann selber mixen. Wir machen das Bier – und die Limonade überlassen wir denen, die es können.

Ist Ihr Bier nur im Brauhaus und im Biergarten am Volksgarten oder auch im freien Handel erhältlich?
Unser Bier ist natürlich in unserer Gastronomie erhältlich, kann aber auch im freien Handel erworben werden. Unter der Woche kann man in der Brauerei Bier erwerben. Zudem sind wir mit unseren Bieren in vielen Bio- und Hofläden und Supermärkten in Köln und Umgebung vertreten. Das Bier erfreut sich dort sehr großer Beliebtheit, was sicherlich auch an der Verpackung liegt. Wir füllen unser Bier in Bügelflaschen ab und liefern es zum Teil in Holzkisten aus. Da kann es durchaus passieren, dass diese nicht mehr zu uns zurück kommen. Ich habe in Sülz sogar mal ein Rad gesehen, was unsere Holzkiste als Körbchen vorne dran montiert hatte.

Ihr Brauhaus liegt mitten im "Kwartier Lateng". Was verbindet Sie mit dem Veedel?
Eine ganze Menge, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Neben der Gastronomie gibt es hier so unglaublich viel zu entdecken. Es gibt viele Theater, ein Kino, kleine Boutiquen von jungen Designern,  viele Künstler, die hier leben, und viele Generationen unter einem Dach.  Aber auch die Gastronomie ist sehr vielfältig. Hier findet man nicht nur Cocktailläden, sondern auch gut bürgerlich und gehobene Küche, sogar ein 1 Sterne Restaurant und natürlich eine Privatbrauerei. Da der Ruf leider nicht der beste ist, wurde im letzten Jahr die Interessengemeinschaft Kwartier Latäng gegründet. Hier haben sich Anwohner, Gastronomen und Gewerbetreibende zusammengeschlossen, um das Leben und die Kultur zu fördern. Ich selbst bin stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Unser erstes Projekt war der Karneval (Toilettenkonzept). Das war mir persönlich sehr wichtig, weil der Karneval nicht nur Trinken und Schunkeln bedeutet, sondern auch eine Kulturveranstaltung ist. Mein Vater hat vor über 20 Jahren die erste Nubbelverbrennung in der Kyffhäuserstraße veranstaltet. Doch die Straße wurde bald zu klein. Heut findet die Nubbelverbrennung auf der Roonstraße statt und zählt meiner Meinung nach zu einer der schönsten Veranstaltungen im Kölner Karneval. In dem Moment, wenn die Nubbel brennen und sich alle in den Armen liegen, fällt alles von einem ab. Das ist echte Gänsehautatmosphäre.

Am 17. September 2011 feiern Sie Ihr 20-jähriges Jubiläum. An diesem Abend wird auch die Kölner Band "Klüngelköpp" auftreten. Was erwartet die Besucher an diesem Abend?
Wir möchten in erster Linie einmal Danke sagen. Der Besucher soll einen schönen, kölschen Abend erleben und eine besondere Atmosphäre genießen. Schließlich wären wir ohne die ganzen Menschen heute nicht da, wo wir jetzt sind. Genau deswegen wird es auch keinen Eintritt kosten. Wir möchten offen für alle sein. Besonders freue ich mich natürlich auf den Auftritt der Band „Klüngelköpp“. Die Jungs machen richtig Spaß und werden das Brauhaus zum Kochen bringen. Die Musik spricht jedermann an, nicht umsonst waren die „Klüngelköpp“ bei Loss mer Singe 2011 mit ihrem Song „Brav“ mit unter den Top10. Ansonsten werden wir an diesem Abend ein besonderes neues Produkt vorstellen, was allerdings tatsächlich erst am 17.09. veröffentlicht wird. Ich kann aber versprechen, dass es etwas Besonderes ist.

Frau Heller, wir danken Ihnen für dieses Gespräch


Alle Infos zum Jubiläum findet man auch im Netz unter www.hellers-brauhaus.de


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