Die Schauspielerin Roxana Samadi ist in Köln aufgewachsen. Archivfoto: Eppinger

Köln An diesem Montag, 17. April, startet bei Warner TV Serie (20.15 Uhr) die zweite Staffel von „Para – Wir sind King“. Auf der Suche nach ihrem Platz im Leben jagen Rasaq (Roxana Samadi), Hajra (Soma Pysall), Jazz (Jeanne Goursaud)und Fanta (Jobel Mokonzi) im Berliner Sommer ihren Träumen hinterher und versuchen endlich „Para“ zu machen. Die Serie gibt es auch bei den Streamingdiensten Wow und Sky Go. Wir haben vorab mit der Kölner Schauspielerin Roxana Samadi gesprochen.

Am 17. April startet die zweite Staffel von „Para – Wir sind King“. Was erwartet die Zuschauer?

Roxana Samadi: Die Freundschaft von Rasaq, Hajra, Jazz und Fanta wird sehr krass auf die Probe gestellt. Jede Rolle hat sich weiterentwickelt, die Mädchen sind älter geworden. Es geht jetzt um existenziellere Fragen. Dazu kommen noch viele neue Ensemblemitglieder, die eine große Bereicherung darstellen.

Wie hat sich Ihre Rolle verändert?

Samadi: Am Ende der ersten Staffel hatte Rasaq einen Unfall und es war unklar, ob sie diesen überleben wird. Ihr Start in die zweite Staffel beginnt folgerichtig im Krankenhaus. Der Unfall hat das Leben von Rasaq verändert. Früher war sie das zurückhaltende Mäuschen und der Gegenpol von Hajra. Nun entdeckt sie sich selbst und gewinnt immer mehr Selbstvertrauen. Sie probiert sich aus, zieht sich cool an und trinkt auch Alkohol. Das hat sie vorher alles strikt abgelehnt. Jetzt tobt sie sich aus und experimentiert mit ihrem Leben. Sie schafft es auch, sich von falschen Prinzipien zu lösen, an die sie lange geglaubt hat. Jetzt hat sich ihr Horizont erweitert. Aber sie verliert dabei nicht ihre Moral. Die wird allerdings auf die Probe gestellt, denn sie muss eine Entscheidung treffen, bei der es um Leben und Tod geht.

„So eine Rolle über zwei Staffeln spielen zu können, ist großartig“

Ist die neue, selbstbewusste Rasaq Ihnen privat jetzt ähnlicher geworden?

Samadi: Uns unterscheidet, dass Rasaq mehr ein Kopfmensch ist, während ich mich eher von meinem Herzen und von meinem Bauchgefühl leiten lasse. Rasaq hat in ihrem Leben sehr krasse Prinzipien, die ihr Halt geben. Allerdings brechen die äußeren Umstände dieses Konstrukt auf und Rasaq droht, diesen Halt zu verlieren. Sie muss neue Wege beschreiten und kommt mir so als Person etwas näher. Aber der Unterschied ist immer noch groß. Das macht für mich als Schauspielerin aber auch den Reiz dieser Rolle aus, die sich weiterentwickelt und die sehr vielschichtig ist. Wir spielen Mädchen im Alter von 18 oder 19 Jahren. Da passiert im Leben extrem viel, was die Menschen dann prägt. So eine Rolle über zwei Staffeln spielen zu können, ist großartig.

Wie haben sich die Dreharbeiten im Berliner Wedding verändert?

Samadi: In der ersten Staffel haben alle Darstellerinnen wegen der Corona-Auflagen in einem Haus unter Quarantänebedingungen gelebt. Dort sind wir als Fremde eingezogen und zu Freundinnen geworden. Deshalb haben wir bei der zweiten Staffel die Bedingung gehabt, dass wir während der dreieinhalb Monate Drehzeit wieder zusammenleben. So konnten wir jeden Abend gemeinsam die Szenen für den kommenden Drehtag erarbeiten und standen dabei auch online in Kontakt mit unserem Regisseur. Das war eine superschöne Zeit für mich.

Ein Szenenfoto aus der Serie „Para – Wir sind King“. Foto: Turner Broadcasting System/Warner/W&W/André Kowalski

Sie leben inzwischen auch in Berlin.

Samadi: Ich bin inzwischen in den Wedding gezogen, weil ich mich während der Dreharbeiten in dieses Berliner Viertel verliebt habe. Ich pendele aber auch noch viel zwischen Köln und Berlin. An Berlin gefällt mir, dass man von Bezirk zu Bezirk in verschiedene Welten eintaucht. Bei einem Spaziergang auf der Sonnenallee fühle ich mich wie im Urlaub in Istanbul. Wenn ich zu einem alteingesessenen Italiener möchte, bin ich dagegen in Schöneberg gut aufgehoben. Wedding erinnert mich ein wenig an meine Kindheit, wenn es mit der Familie in den Iran ging. Das Gewusel macht mich glücklich. In Köln, wo ich aufgewachsen bin, war alles mehr behütet und ruhiger. Ich wollte aber mehr Leben und genau das finde ich in Berlin.

Die Wurzeln Ihrer Familie liegen im Iran. Wie erleben Sie die Situation dort?

Samadi: Das Land ist seit sechs Monaten in einem Ausnahmezustand. Mit dem, was dort passiert, beschäftige ich mich täglich. Ich will ein Sprachrohr für die Menschen dort sein. Einerseits ist es extrem schmerzhaft, zu sehen, was da passiert. Aber wir können von der Bewegung dort für „Frauen. Leben und Freiheit“ auch sehr viel lernen. Es ist ein Geschenk und eine Bereicherung, wenn man diese Bewegung beobachtet. Es geht darum, füreinander einzustehen und Empathie für andere Menschen zu entwickeln. Da gehen Männer für Frauen auf die Straße, Frauen unterstützen die LGBTQ-Bewegung und Junge setzen sich für Alte ein. Auch der Dialog zwischen den Menschen im Land und den Menschen im Exil ist sehr wichtig. Da werden wichtige Energien ausgetauscht. Das ist eine Bewegung für die Zukunft und ich bin zuversichtlich, dass sich im Iran nachhaltig etwas verändern wird. Das alte Regime hat dort keinen Halt mehr.

„Mit zwei Kulturen zu leben, empfinde ich als eine sehr große Bereicherung“

Wie wichtig ist eine Serie wie „Para“ für Themen wie Migration und Integration?

Samadi: Was die Serie unter anderem ausmacht, ist glaube ich, dass diese Themen existieren aber nicht mit dem Finger auf sie gezeigt wird. Migration und Sexualität werden als Themen ganz natürlich eingebettet. So will Rasaq eine arrangierte Ehe eingehen, weil sie sich in den Mann, den ihre Familie ausgesucht hat, verliebt hat. Sie tut das aus freien Stücken. So werden Klischees bedient und gleichzeitig wieder aufgebrochen. Fanta dagegen erkundet ihre Sexualität und lebt offen lesbisch. Wir haben in unserer Gesellschaft Menschen mit ganz unterschiedlichen ethnischen und sexuellen Hintergründen, was schön und wichtig ist. Bei uns in der Serie fühlen sich diese Leute gesehen und werden so zum normalen Teil der Gesellschaft. Da geht es auch um eine neue Normalität, die in Filmen und Serien unbedingt häufiger gezeigt werden sollte.

Sie haben sich auch als Comedian mit diesen Themen auseinandergesetzt.

Samadi: In meinen Clips ging es darum, wie sich ein Mensch fühlt, der halb Deutscher und halb Iraner ist. Es geht um die Suche nach Zugehörigkeit, die nicht immer einfach ist. Im Iran werde ich wegen meines deutschen Akzents als Touristin angesehen und in Deutschland hält man mich wegen meines Aussehens für eine Ausländerin. In den Clips habe ich erzählt, was das mit einem Menschen macht. Dabei vermischt sich gerade alles in unserer Gesellschaft und es geht primär darum, ein Mensch zu sein. Und mit verschiedenen Kulturen zu leben, empfinde ich als eine sehr große Bereicherung.