Köln Sowohl der traditionelle als auch der alternative Karneval ist nach der langen Corona-Zwangspause endlich wieder auf die Bühnen der Stadt zurückgekehrt. So feiert die Stunksitzung im Mülheimer E-Werk an der Schanzenstraße mit ihrem aktuellen Programm derzeit große Erfolge und blickt Abend für Abend auf eine sehr gut gefüllte Halle. Einen besonderen Besuch gab es am Donnerstagabend für Sitzungspräsidentin Biggi Wanninger und ihr Team: Das Traditionskorps der Nippeser Bürgerwehr war mit ihrer Marie Christina Pohl in Mülheim zu Gast und stellte für einen Abend den Elferrat. Berührungsängste zwischen den Stunkern und den Appelsinefunke gab es dabei nicht. Die Bürgerwehr ist nach den Roten Funken das zweite Kölner Traditionskorps, das von den alternativen Karnevalisten zur Stunksitzung eingeladen worden ist.
In der Session 1950/51 wurde in der großen Kassenhalle der Kreissparkasse am Neumarkt jeck gefeiert – 30 Karnevalssitzungen fanden damals im „Kleinen Gürzenich“ statt, da der große Gürzenich nach den Zerstörungen im Krieg nicht zur Verfügung stand. Am Donnerstagabend kehrte das jecke Treiben wieder einmal dorthin zurück. Noch bis zum 3. Februar wird am Neumarkt die Ausstellung „200 Jahre Kölsche Funke rut-wieß“ gezeigt, die ihre Besucher auf eine kleine Zeitreise mitnimmt. Anhand von 220 Exponaten vom Foto über Bücher bis zu Orden und Fahnen können Interessierte die wechselhafte und spannende Historie des ältesten Kölner Traditionskorps anschaulich erleben. Auf 16 Zeittafeln lässt sich die jecke Geschichte aus zwei Jahrhunderten zudem auch nachlesen. Über einen Bildschirm werden die Besucher außerdem virtuell in das Quartier der Roten Funken, in die Ülepooz, mitgenommen. Bei der Eröffnung waren zahlreiche Aktive mit ihrem Präsidenten Heinz-Günther Hunold zu Gast in der großen Kassenhalle. Begrüßt wurden sie dort vom Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse, Alexander Wüerst: „Der Kölner Karneval gehört untrennbar zur Domstadt und den umliegenden Landkreisen, in denen den die Kreissparkasse Köln seit 170 Jahren fest verankert ist. Daher freuen wir uns auch sehr, die Jubiläumsausstellung der Roten Funken hier im kleinen Gürzenich zeigen zu können.“ Zu Gast war am Abend neben den aktiven Funken auch das Dreigestirn, das in diesem Jahr vom Traditionskorps gestellt wird.
Gut beschützt traf sich die KG Rocholomäus zu ihrem Mützenappell mit gut 100 Gästen im Marsiliussaal des Gürzenichs. Grund für den Polizeischutz vor dem Eingang war der vom Börsensaal in den großen Saal des Gürzenichs verlegte Neujahrsempfang der IHK mit Ministerpräsident Hendrik Wüst und US-Botschafterin Amy Gutmann. Beim Mützenappell konnte der neue Präsident Benedikt Conin Stammgäste wie die kölsche Musiklegende Ludwig Sebus genauso begrüßen wie das aktuelle Dreigestirn. Zur KG gehören aktuell 30 Mitglieder sowie 103 Mitglieder des Freundeskreises – darunter zahlreiche aktive und frühere Präsidenten aus dem Kölner Karneval. Neben dem Prager Saftschinken als Hauptgang gab es zum Dessert den traditionellen Halven Hahn.
Gefeiert wurde am Abend auch im Maritim, wo die Prinzen-Garde zur Kostümsitzung eingeladen hatte. Zu den ersten Rednern auf der Bühne des Ballsaals gehörte Guido Cantz. „Ich habe den Eindruck, dass die Menschen in Sachen Karneval großen Nachholbedarf haben. Überrascht hat mich die Disziplin des Publikums, das auch zu später Stunde und bei allen Sitzungsformaten uns Rednern aufmerksam zuhört. Das ist für mich nach all den Jahren im Karneval eine tolle Erfahrung. Und man sieht deutlich, dass die Leute wirklich Spaß haben“, berichtet der Kölner Comedian und Moderator, bevor er in den sehr gut gefüllten Saal geht, wo er mit viel Jubel empfangen wird. In der kommenden Woche steht der Prinzen-Garde etwas Besonderes bevor: Am 21. Januar feiert das Traditionskorps zeitgleich im Gürzenich und im Maritim je eine große Kostümsitzung. Für beide Veranstaltungen gibt es noch Restkarten.