Köln | Bis 2028 soll es in den städtischen Amtsstuben nie mehr piepsen, drucken und Papier in grauen Plastikmaschinen zu finden sein. Die Politik im Digitalisierungsausschuss des Rates der Stadt Köln zwingt die Stadt zur Abschaffung und Verschrottung aller analogen Faxgeräte bis 2028. Aber „Faxen machen“ bleibt in Kölle erlaubt.
Eine Ära geht zu Ende
72 Jahre nachdem das Faxgerät von der Xerox Corporation in den USA vorgestellt wurde, soll es endgültig aus dem Dienst der Stadtverwaltung Köln ausscheiden. So wollen es die Kölner Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Wie immer hing Deutschland ein wenig hinterher und die ersten Dinger standen in der Bundesrepublik seit Anfang der 1970er Jahr rum. Allerdings hießen die noch nicht „Fax“, sondern „Fernkopierer“. Und es gab auch noch nicht Sätze wie „Ich geh dann mal faxen“, was ja bekanntermaßen im Deutschen zweideutig ist. Schließlich können wir ja auch „Faxen machen“. Da ist es doch für die deutsch-bürokratische Seele weniger verwirrend zu sagen „Ich geh dann mal fernkopieren“. Dabei ist die Erfindung viel älter: Halten Sie sich fest, im Geburtsjahr von Buffalo Bill und zwei Jahre vor der ersten Frankfurter Nationalversammlung erfand der schottische Erfinder und Konstrukteur Alexander Bain, das erste Faxgerät und konnte dies unter Laborbedingungen nutzen. Aber das Fax ist immer noch nicht aus der Mode. So suchte die Bundesnetzagentur im Jahr 2023 noch einen neuen Fax-Dienstleister.
In Kölle wird ab 2028 nicht mehr gefaxt
Es sind die demokratischen Parteien im Kölner Stadtrat, die sich im Digitalisierungsausschuss zu einer Phalanx gegen das faxen zusammengeschlossen haben und mutig den Antrag mit der Nummer 1586/2023 stellten mit dem Titel: „Abschaffung analoger Faxgeräte der Stadtverwaltung“. In allen Dezernaten und Ämtern bis Ende 2028 abzuschaffen. Ab dem ersten Quartal 2024 soll auf die Anschaffung neuer Geräte vollständig verzichtet werden. Dies rief allerdings Bedenken bei der städtischen Verwaltung hervor, die eine schriftliche Stellungnahme zu dem Antrag der Politik abgab und schreibt in Bürokraten-Poesie: „Die Arbeitsplatz- und IT-Ausstattung wird dabei stets an den Erfordernissen der Verwaltung und der Mitarbeitenden ausgerichtet. Deshalb muss geprüft werden, ob und inwieweit die genannten Zeitfenster zur Umsetzung (ab Q I/2024 Verzicht von Neuanschaffungen bei der Neuausstattung von Gebäuden und bis Ende 2028 Abschaffung sämtlicher Faxgeräte) eingehalten werden können. Grund für die Notwendigkeit einer Prüfung ist, dass das Amt für Informationsverarbeitung zum aktuellen Zeitpunkt über keine Informationen verfügt, ob in Einzelfällen fachliche Gründe auf Seiten des Empfängers oder Senders bestehen, die einen zwingenden Grund für den Einsatz eines klassischen Faxgerätes darstellen. In diesen seltenen Einzelfällen sollten die notwendigen Arbeitsmittel bereitgestellt werden bis diese Gründe entfallen.“
Aber die Politik ist unerbittlich und fordert die Umstellung vor dem Hintergrund der neuen technischen Möglichkeiten. Sie will, dass die Stadtverwaltung die technische Möglichkeit eines Online-Faxdienstes nutzt. Mit mehreren Vorteilen: klimagerechter, effizienter und optimaler für den Datenschutz. Zudem ist das Faxen teuer. Wie teuer wird nur nichtöffentlich behandelt.
Ausgefaxt
David Lutz, Digitalpolitischer Sprecher der Grünen im Kölner Rat, in einem schriftlichen Statement: „Es hat sich endlich ausgefaxt! Das freut uns Grüne im Kölner Rat, denn es gibt viele gute Gründe, auf das Faxgerät zu verzichten: Faxgeräte sind teuer in Anschaffung und Entsorgung, und der Einsatz von Papier, Strom und Tinte belastet die Umwelt. Digitale Alternativen punkten hingegen mit geringeren Kosten und weniger Umweltbelastung. Außerdem bieten sie höhere Standards beim Datenschutz und helfen dabei, unsere Verwaltung durch automatisierte Abläufe effizienter und schneller zu machen. Wir freuen uns daher, die bisherigen Bemühungen der Verwaltung durch unseren Antrag zu verstärken und mit einer Deadline versehen zu können.“
Aber es ist weiter gestattet in Kölle „Faxen zu machen“
Auch wenn die Stadtverwaltung bald nicht mehr faxen darf, ist in Köln das „Faxen machen“, also „Unsinn treiben“ weiterhin erlaubt, denn die Kölschen lassen sich das Jecksein nicht verbieten. Auch wenn das Wort „Faxe“ nicht mehr so geläufig ist, wie „Späße“, „Unfug“ oder „Dummheiten“. Nur eines wird schwieriger, das Erzählen eines Witzes: „Was macht ein Clown im Büro? – Faxen“.
ag