"Manche Misstrauen der Zukunft", sagte er in seiner Grundsatzrede im Bundestag. Aber das sei nicht die richtige Antwort. Er könne allerdings verstehen, dass manche sein Thema "Freiheit" nicht als Verheißen verstehen, sondern dass es nur Verunsicherung auslöse. Doch Freiheit sei eine Bedingung für Gerechtigkeit, so Gauck. Deutschland sei für ihn ein Demokratiewunder. Zuvor hatten Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Bundesratspräsident Horst Seehofer lobende Worte gesprochen. "Mit ihrer Wahl schreibt die deutsche Einheitsgeschichte ein neues Kapitel", sagte Lammert. Im Anschluss an die Vereinigung findet die Begrüßung Gaucks mit militärischen Ehren im Park von Schloss Bellevue statt. Gauck ist der elfte Präsident der Bundesrepublik Deutschland und mit 72 Jahren das bisher älteste Staatsoberhaupt bei Amtsantritt. Er ist Nachfolger von Christian Wulff, der nach nur 20 Monaten im Amt zurückgetreten war. Der DDR-Bürgerrechtler wurde von einer breiten Koalition aus Union, SPD, Grünen und FDP nominiert und am 18. März von der Bundesversammlung gewählt.

Türkische Gemeinde lobt Gauck-Rede
Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat die Antrittsrede des Bundespräsidenten Joachim Gauck mit viel Wohlwollen aufgenommen. "Es war eine sehr gute Rede", sagte der Bundesvorsitzende Kenan Kolat der Tageszeitung "Die Welt". "Gauck hat der unwürdigen Integrationsdebatte eine Absage erteilt, indem er sagte, jeder habe das Recht in diesem Land zu leben. Er will den Weg von Christian Wulff weitergehen und dafür verdient er Respekt." Anfangs hatte Kolat Gauck wegen seiner Aussagen zu dem Buch des früheren Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab" kritisiert. "Joachim Gauck hat mit seiner heutigen Rede alle Missverständnisse ausgeräumt, er will keine populistischen Töne haben. Er ist nun auch unser Bundespräsident."

[dts]