Seit einem Jahr kümmern sich die Agentur für Arbeit Köln und die Stadt Köln gemeinsam als Jobcenter Köln um arbeitslose oder hilfsbedürftige Kölner. 2011 erhielten rund 115.000 Menschen Unterstützung. In diesem Jahr wurden nun erneut die Fördermittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gekürzt. Dadurch werden wohl einige Projekte gestrichen werden müssen.

112.000 Kölner brauchen Hilfe

„Der Arbeitsmarkt in Köln ist robust“, betonte heute Roswirtha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. In allen Bereichen hätten 2011 sinkende Zahlen festgestellt werden können. So gab es etwa drei Prozent weniger Hilfeempfänger im Vergleich zu 2010 und rund fünf Prozent weniger Langzeitarbeitslose. Eine weitere erfreuliche Zahl: Mit 475.000 Menschen waren im Sommer 2011 so viele Kölner wie noch nie sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Insgesamt 17.000 Menschen hätten 2011 wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Das sind über 1.000 mehr als noch 2010. „Das sind gute Nachrichten“, sagte heute Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker. Und auch für 2012 erwartet sie einen weiteren Rückgang der Arbeitslosen.

Dennoch gab es Ende 2011 immerhin noch über 112.000 Menschen, die auf Unterstützung vom Jobcenter angewiesen sind. Dazu zählen neben Arbeitslosen auch etwa so genannte „Aufstocker“, Menschen, die von ihrem Einkommen nicht leben können. Sie erhalten etwa Zuschüsse für ihre Unterkunftskosten. Deren Zahl ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen und betrug im Oktober 2011 knapp 20.900. Dieser Trend, so prognostizierte Stock heute, werde sich auch 2012 weiter fortsetzen. Auch die Zahl der Alleinerziehenden, die finanzielle Hilfe erhalten, ist 2011 um über 100 Personen angestiegen. Bei den rund 10.300 Alleinerziehenden handelt es sich bei rund 93 Prozent um Mütter.

Fördermittel 2012 um 25 Prozent gekürzt

Insgesamt betrug der Gesamtetat des Jobcenters 2011 rund 736 Millionen Euro. Die meisten Kosten fallen dabei mit fast 275 Millionen Euro für passive Leistungen an. Das sind Lebensunterhaltskosten wie etwa das Sozialgeld oder Arbeitslosengeld II. Weitere über 293 Millionen Euro wurden für Unterkunftskosten ausgegeben und etwa 90 Millionen für Verwaltungskosten. Eine deutliche Kürzung zu 2010 musste das Jobcenter bei den Fördermitteln hinnehmen. So wurde das Budget für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen von 97 Millionen Euro auf etwa 75 Millionen Euro gekürzt. Davon flossen rund 35 Prozent (26 Millionen Euro) in die Vermittlung und berufliche Eingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt. Mit etwa 13 Millionen Euro (17 Prozent) wurden Qualifizierungen und Weiterbildungen bezahlt. 2012 wurden die Fördergelder vom Bund nun erneut gekürzt. In diesem Jahr stehen dem Kölner Jobcenter noch 56 Millionen Euro zur Verfügung – etwa 25 Prozent weniger als 2011.

Weniger Plätze in der Qualifizierung

Zu spüren werden das nicht nur die Kölner selbst, sondern auch die Freien Träger bekommen. Denn die meisten Maßnahmen werden von Freien Trägern durchgeführt. Aufgrund der Kürzungen sollen 2012 einige Projekte gestrichen werden, kündigte Stefan Kulozik, Geschäftsführer des Jobcenters Köln, heute an. Welche genau das sein werde, werde derzeit noch geprüft. Zudem sollen einige Maßnahmen zeitlich gekürzt werden. Darüber hinaus werden wohl weniger Plätze etwa in Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden können. Möglichst gering sollen dabei Kürzungen in Weiterbildungsangeboten ausfallen. Denn diese sind laut Kulozik besonders effektiv, um Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Rund 40 bis 60 Prozent der Menschen, die eine Weiterbildung besuchten, finden anschließend wieder einen Job. Von den Langzeitarbeitslosen haben wiederum 70 Prozent keine Berufsausbildung. Kulozik will darum vor allem dafür sorgen, dass alle Jugendlichen eine Ausbildung erhalten. Dazu dürften Berater im Jobcenter nicht nur auf die Defizite der Jugendlichen schauen, stattdessen müssten die Stärken gefunden werden. Denn nur damit könnten Motivation und Chancen für eine Integration in den Arbeitsmarkt erhöht werden.

Autor: Cornelia Schlösser