Putzmunter turnen die kleinen Tiger durch das Stroh. Am 6. November 2011 wurden sie von der siebenjährigen Amurtigerin „Hanya“ aus dem African Safari Park in Südfrankreich geboren. Im Frühjahr 2011 war Hanya zusammen mit dem 3-jährigen Tigerkater „Altai“ aus dem Howletts Wild Animal Park in Südengland nach Köln umgezogen. Ende Juli kam es dann zum Deckakt. 109 Tage später kamen Anfang November schließlich vier junge Tiger in der Domstadt zur Welt. Während drei Jungtiere nun gesund durch das Gehege turnen, starb das vierte Jungtier wohl aus Erschöpfung sechs Tage nach der Geburt. Das ist laut dem Kölner Zoo nicht ungewöhnlich, denn im Durchschnitt werden meist nur zwei Jungtiere im Freiland bei der Mutter beobachtet, sobald sie die Aufzuchthöhle verlassen.

Erster Nachwuchs in Köln seit 20 Jahren
Tiger wiegen bei ihrer Geburt durchschnittlich 1.300 bis 1.500 Gramm, heute dürften die drei Kölner nun schon rund 4.000 Gramm auf die Waage bringen. Auch Augen und Ohrmuscheln sind inzwischen geöffnet und die Sehschärfe ist mit nun 3,5 Wochen vollständig ausgebildet. Die ersten Milchzähne sind durchgebrochen. Da der Zoo keine Störung der Mutterinstinkte bei der erstgebärenden Tigerin riskieren wollte, wurden die Jungtiere bisher noch nicht in der Hand genommen, um zum Beispiel das Geschlecht zu bestimmen. Um die Gesundheit von Mutter und Nachwuchs sicherzustellen, lässt der Zoo das Gehege jedoch bereits weit zwei Wochen vor der Geburt mit einer Kamera überwachen. Die erste Impfung wird mit etwa 6 – 8 Wochen erfolgen und die Nachimpfung steht dann weitere vier Wochen später an. So lange der Impfschutz nicht gegeben ist und auch die motorischen Fähigkeiten, mit dem steilen Gelände und dem tiefen Wassergraben der Außenanlage zurecht zu kommen, können die Jungtiere der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt. Wohl Anfang Februar 2012 können Besucher den wilden Nachwuchs dann wohl endlich sehen. Zuletzt zog eine Amur- oder Sibirische Tigerin Nachwuchs vor 20 Jahren, d.h. im Jahr 1991 im Kölner Zoo auf.

Infobox: Der Sibirische Tiger von Ausrottung bedroht
Der Sibirische Tiger, besser Amurtiger genannt, kommt im Amur- und Ussurigebiet des russischen Fernen Ostens, nahe der Hafenstadt Wladiwostok vor. Nach einem Rückgang dieser Tiger-Unterart auf nur noch ca. 50 Tiere um 1940 haben sich die frei lebenden Bestände durch konsequente Schutzmaßnahmen durch die russische Regierung auf ca. 400 erhöht. Ihnen droht aber, wie allen Tigern weltweit, weiterhin die Ausrottung durch Lebensraumzerstörung, Überjagung ihrer natürlichen Beute, Krankheitsübertragung durch Haushunde und besonders der Wilderei zur Verwendung in der Traditionellen Chinesischen Heilmedizin. In letzterer wird jedem Körperteil des Tigers heilenden Wirkung zugesprochen.

Inzwischen schätzt man den Gesamtbestand freilebender Tiger auf nur noch ca. 4.000 Tiere. Auf jeden freilebenden Tiger kommen in Asien inzwischen über 825.000 Menschen, da er in den von Menschen am dichtesten besiedelten Gebieten vorkommt. Zoos leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Tiger durch koordinierte Zuchtprogramme, wie etwa das 1985 ins Leben gerufene Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP), in dem momentan 280 Amurtiger in 90 Haltungen koordiniert werden. Aber auch durch die Aufklärung der weltweit jährlich 600 Millionen Zoobesucher, das Sammeln von Spenden für Schutzmaßnahmen, jährlich ca. 6 Millionen US$, und die Bereitstellung von Fachwissen und aktiver Hilfe, versuchen Zoos, dem Tiger zu helfen.

[cs, Foto: A. Silwa | Zoo Köln]