Zwölf Schüler des Max-Planck-Gymnasiums, die Schülerfirma Düsselrein betreiben, machen aus Altbier eine Seife. Foto: Eppinger

Köln | Die Pandemie bringt nicht nur Probleme, sondern macht auch erfinderisch: „Während Corona mussten die Brauereien viel abgelaufenes Bier wegschütten. Gleichzeitig wurde die Handhygiene immer wichtiger. Da lag die Idee nahe, aus dem Bier, dessen Inhaltsstoffe gut für Haut und Haare sind, eine Seife zu produzieren“, sagt Tim Kunkel, Geschäftsführer der Düsseldorfer Schülerfirma Düsselrein.

Genutzt wurde für die Geschäftsidee das Altbier von Schumacher, der ältesten Hausbrauerei der Landeshauptstadt. Zusammen mit Fetten aus Kokos- und Olivenöl stellten die zwölf Schüler des Max-Planck-Gymnasiums ihre besonderen Produkte her.

„Es hat mehrere Versuche gebraucht, bis wir das richtige Rezept entwickelt hatten. Uns war es wichtig, ein regionales und nachhaltiges Produkt zu haben. Hergestellt haben wir die Seifen in einem eigenen Produktionsraum in der Schule. Alles geschieht in Handarbeit von der Herrstellung der Seife bis zur Verpackung“, berichtet der Marketingchef Till Huhn.

Inzwischen hat das junge Unternehmen bundesweit 450 Kunden. Seit Anfang Dezember wurden bereits bis zu 5000 Seifen hergestellt und verkauft. Mit der Idee holten die Elftklässler jetzt beim Bundeswettbewerb „Bestes Juniorunternehmen 2022“ im Kölner Stadion den zweiten Platz.

„Wir denken schon ans Weitermachen, eventuell auch bundesweit mit den jeweiligen Partnerbrauereien. Jetzt steht aber zunächst einmal eine Pause fürs Abi an. Für uns war das Projekt ein wichtiger Impuls und eine gute Erfahrung mit der realen Wirtschaft jenseits des Schulalltags. Dafür haben wir neben der Schule oft 40 Stunden in der Woche investiert“, sagt Kunkel.

16 Schülerteams waren beim Junior Wettbewerb dabei

Insgesamt 16 Schülerteams aus ganz Deutschland waren in Müngersdorf mit ihren Ideen und Schülerunternehmen beim vom Institut der deutschen Wirtschaft ausgerichteten Wettbewerb angetreten. Die Ideen reichten vom Kinderbuch über inklusive Mode bis zu veganen Cookies. Aus Rheinland-Pfalz kommt „Jail.“, ein Schülerunternehmen, das besondere Handyhüllen auf den Markt gebracht hat.

„Unsere Handyhüllen, die es in verschiedenen Ausführungen gibt, reinigen mit ihren Mikrofasern das Smartphone beim Reinstecken bzw. beim Rausziehen von Fingerabdrücken und von Bakterien. Zum Einsatz kommt ein PET-Filz. Dazu werden geschredderte PET-Flaschen zu einem Stoff verarbeitet, den wir über einen Händler beziehen. Die Hüllen stellen wir dann selbst in Handarbeit her und versehen diese mit unserem Label. Der Name Jail ist entstanden, da Handys in der Hülle wie in einem Gefängnis stecken. Er setzt sich aber auch aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der vier Gründer zusammen“, erklärt Mirja Deffner, die für das Marketing und den Kundenservice zuständig ist.

Vertrieben werden die Hüllen über den eigenen Onlineshop, der auch auf den sozialen Medien beworben wird. Dazu kommen Schulevents als Verkaufsplattform. „Bislang haben wir etwa 250 Hüllen verkauft. Der Erlös war auch für den Erhalt unseres Gymnasiums gedacht, die auf der Insel Nonnenwerth jetzt geschlossen werden soll. Allen Lehrern wurde gekündigt. Das gilt auch für die Verträge, die unsere Eltern für uns Schüler mit der Privatschule abgeschlossen hatten“, sagt Lennart Alfter von der Produktion.

Light it up macht duftende Sojawachskerzen

Aus den badischen Städten Ettlingen und Karlsbad sind die Schüler von „Light it up“ nach Köln gekommen. Ihr Produkt sind duftende und farbige Sojawachskerzen, die man mit Drucken individualisieren kann. „Sojawachs ist vegan, biologisch abbaubar und brennt länger als normale Paraffinkerzen. Mit einem Teil des Erlöses unterstützen wir den Bienenzüchterverein Ettlingen und Albgau sowie den Nabu Deutschland. Das war uns sehr wichtig“, betont Lara Neumann aus der Produktion.

Vertrieben werden die Kerzen, die es auch in sommerlichen Düften wie Mango-Papaya oder Zitronengras gibt, in regionalen Supermärkten oder in Buchläden vor Ort. „Das Projekt war eine tolle Erfahrung für uns. Noch ist es offen, wie es mit unserem Unternehmen weitergeht“, sagt Neumann.

Ein außergewöhnliches Produkt haben die Schülerinnen vom Mädchengymnasium Borbeck aus Essen mit an den Rhein gebracht. „WUNSCH.Glas“ heißt ihr junges Unternehmen. „Die Idee entstand aus dem Wissen, dass jeden Tag viele Glasbehälter weggeworfen werden. Wir wollten diese neu nutzen und so ein nachhaltiges Produkt schaffen“, sagt Charlotte Prante, die für das Marketing zuständig ist.

Ein außergewöhnliches Produkt haben die Schülerinnen vom Mädchengymnasium Borbeck aus Essen mitgebracht. Foto: Eppinger

So wurden die Deckel mit Solarzellen und einer kleinen Leuchte versehen. Ins Glas kommen verschiedene dekorative Produkte. Diese reichen von der selbst gesammelten Pusteblume bis zum Kohleförderturm aus dem 3D-Drucker bis zum Logo des Fußballklubs Rot-Weiss Essen.

„Das Kohleglas ist aktuell unser Verkaufsschlager. Wir können den Förderturm mit einem individuellen Schriftzug versehen. Das gilt auch für die kleinen Figuren unter dem Turm. Da hat auch schon mal ein Brautpaar seinen Platz“, berichtet Prante.

Um das Logo des künftigen Drittligisten nutzen zu können, waren Verhandlungen mit dem Klub notwendig. „So konnten wir wichtige Erfahrungen sammeln. Es geht bei unserem Projekt darum, Verantwortung zu übernehmen, Teamgeist zu zeigen und darum, die eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen“, erläutert die Vorstandsvorsitzende Juliana Schwefel. Vertrieben werden die Gläser über den eigenen Onlineshop, aber auch über den stationären Einzelhandel. Dazu kommt das Marketing auf den sozialen Plattformen.

Gesiegt haben beim Bundeswettbewerb „Carducation“ aus Hessen, die ein Klimaspiel auf den Markt gebracht haben. Sie werden nun im Juli am Europafinale der Schülerfirmen teilnehmen und gegen Teams aus 40 Nationen antreten.

„Die letzten beiden Wettbewerbe konnten wegen der Pandemie nur digital durchgeführt werden. Heute merkt man, dass dies viel schlechter funktioniert, als der Wettbewerb vor Ort in Köln. Dort springt der Funke viel besser über und Emotionen werden sichtbar. Die Geschäftsberichte waren in diesem Jahr zwar etwas schwächer, dafür gab es großartige Präsentationen auf der Bühne und tolle innovative Geschäftsideen“, sagt Junior-Geschäftsführerin, Kerstin Vorberg.

Der Wettbewerb biete einen großen Mehrwert, da die Schüler immer ein Ziel vor Augen hätten. „Das motiviert diese für ihr zusätzliches Engagement neben dem Schulalltag. Sie lernen hier auch, wie wichtig Netzwerke für die Arbeit von Unternehmen sind. Damit kann man gar nicht früh genug beginnen. Das zeigen auch die Erfahrungen mit unseren Alumni. Da konnten wir auch schon einige Unternehmensgründungen verzeichnen. Eine gute Gründungskultur ist wichtig für eine nachhaltige Zukunft.“