Köln | aktualisiert | Es ist kurz nach 7:00 Uhr morgens. Mit Blaulicht fahren Zoll, städtisches Ordnungsamt und Polizei in Humboldt-Gremberg vor einem Metall- und Schrotthandel vor. In der kleinen Zufahrtstraße parken schon mehr als 12 Sprinter, aber auch Kombis und sogar Limousinen, voll geladen mit Metallschrott aller Art, vom Heizkörper über Badewannen bis hin zu Gerüstteilen. Das Tor zum Schrotthandel hinter dem ein riesiger Berg aus Metallen zu sehen ist, ist noch geschlossen, wie auch ein Schild verkündet.

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Die Bilanz der Polizei nach einem Tag

Nach dem Aktionstag zog die Kölner Polizei Bilanz. Im Kölner Stadtgebiet wurden 123 Fahrzeuge überprüft, darunter 37 Metalltransporter. Insgesamt gab es vier Festnahmen, davon hatten zwei einen direkten Bezug zum Metalldiebstahl. Fünf Straftaten wurden festgestellt und auch hier zweimal mti dem Stichwort Metalldiebstahl. Von den 214 überprüften Personen wurden zwei erkennungsdienstlich behandelt und ein mit Metallschrott beladener Transporter wurde komplett von der Polizei sichergestellt. Die eingesetzten Beamten von Stadt, Polizei und Zoll stellten fünf Verkehrs- und 72 weitere Ordnungswidrigkeiten unter anderem im Bereich Umwelt und Gewerberecht fest.

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Zum Hintergrund der Aktion

Hintergrund der Aktion, so Polizeisprecher Flassnöcker vor Ort, sei ein Schwerpunkteinsatz gegen den Metalldiebstahl, den die europäische Polizeibehörde EUROPOL am 27. und 28. Mai 2013 initiiert habe. Flassnöcker: „Dabei soll mit Nutzung der europaweiten Informationswege in den teilnehmenden Ländern bei verschiedenen Kontrollmaßnahmen Täter auf frischer Tat festgenommen, Transportrouten festgestellt und mögliche Hehler erkannt werden. In Nordrhein-Westfalen beteiligen sich neben der Polizei Köln die Kreispolizeibehörden Märkischer Kreis und Siegen-Wittgenstein an dieser Aktion.“

Die Kontrolle des Händlers in Kalk geschehe, weil dieser bekannt dafür sei Metallschrott ohne Kontrolle anzunehmen. Das Unternehmen sei daher, so die Kölner Polizei, besonders beliebt bei rumänischen und bulgarischen Schrottsammlern. Gegen den Firmeninhaber sind bereits mehrere Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Hehlerei und Umweltdelikten geführt worden. Anliefernde Fahrzeuge verstießen bisher nahezu ausnahmslos gegen verkehrsrechtliche Bestimmungen. Hinzu kommen umwelt- und gewerberechtliche Verstöße.
Auch der Zoll ist vor Ort und kontrolliert gemeinsam mit der Gewerbeaufsicht der Stadt Köln, ob die anliefernden Händler auch die nötigen Genehmigungen haben. Wer etwa sich in Deutschland rechtmässig aufhalte, aber über keine Arbeitserlaubnis habe, der handele ordnungswidrig und müsse ein Verwarnungsgeld bezahlen. Auch werde kontrolliert ob Menschen schwarz arbeiten. Auch hier droht ein Verwarngeld wegen einer Ordnungswidrigkeit, auch für den Arbeitgeber. Erst am vergangenen Wochenende haben Metalldiebe die Sprinkler der Wasserspiele im Brunnengarten des Rheinparkes demontiert. In Leverkusen wurden schon Bronzeplastiken geraubt. Die Diebe machen auch nicht vor Kulturgütern halt.

Die Kontrollen und Ermittlungen werden intensiv fortgeführt, kündigte die Kölner Polizei an. Ergebnisse aus den Aktionen will man morgen bekannt geben. Bei der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV) begrüßt man die Kontrollen und freut sich darüber dass man dem Metalldiebstahl Grenzen aufzeigen will. So haben die Mitgliedsunternehmen des BDSV mittlerweile auch mit großen deutschen Unternehmen wie der Deutschen Bahn Sicherheitspartnerschaften geschlossen. Die Recyclingunternehmen müssten sich mittlerweile absichern wie Juweliere, denn auch dort häuften sich die Diebstähle und mittlerweile werden ganze LKW´s mit aufgearbeitetem Metallschrott gestohlen, wie der Geschäftsführer des BDSV Ulrich Leuning gegenüber report-k.de erläuterte. Das liegt sicher auch daran, dass die Preise für Stahlschrottsorten in Deutschland gestiegen sind, wie eine Grafik des BDSV zeigt. So stieg der Preis für Schrott der Sorte 1 von rund 160 Euro in 2009 auf 240 Euro in 2013 und erreichte 2011 sogar einen Wert von rund 320 Euro, also eine Verdoppelung.

Autor: ag, ots