Mit Unterstützung des Vereins „grenzenlos gärten“ hat sich ein seit langem brachliegende Gelände in der Neuerburgstraße (Köln-Kalk) in einen mobilen Gemeinschaftsgarten verwandelt. Unter dem Projektnamen „pflanzstelle“ wurde seit einem Monat zum Pflanzen sowie zum interkulturellen Austausch aber auch zum Verweilen eingeladen. Zusammen mit Freiwilligen und Interessierten wird auf dem Gelände in der Neuerburgstraße seit Juli Gemüse in transportablen Pflanzmodulen angebaut. Dadurch ist der Garten mobil und kann auch auf versiegelten oder belasteten Flächen wie auf Parkhausdächern, in alten Industriehallen oder auf einer der zahlreichen Brachflächen im Stadtgebiet grüne Oasen schaffen. Jetzt steht das mobile Vorhaben, bei dem es sich nach eigenen Angaben ausdrücklich und ausschließlich um ein Projekt handelt, dass zur Zwischennutzung verödeter oder brach liegender Grundstücke initiiert wurde, vor einem abrupten Ende. Die Stadt Köln fordert die sofortige Aufgabe und einen schnellen Abzug. Der Zeitpunkt könnte für die Verantwortlichen kaum ungünstiger sein: die Ernte steht unmittelbar bevor.

Ungeklärte Nutzungsverhältnisse seit erstem Tag
Der in das Projekt involvierte Verein berichtete gegenüber Report-k, dass man seit längerem versucht habe von der Stadt ein geeignetes Grundstück zu erhalten. Hier sei es jedoch, obwohl es sich um ein von der EU gefördertes Vorhaben handelte, lange zu keiner konstruktiven Entwicklung gekommen. Der Verein erklärte weiter, dass es auch bei dem vorliegenden Grundstück keine klaren Nutzungsverhältnisse gebe. Hier hätte es bis zuletzt keine eindeutige Klärung der Zuständigkeiten sowohl zwischen den städtischen Ämtern, als auch dem Schauspielhaus Köln und der Stadt gegeben. Zwar hätte das Schauspielhaus das Projekt geduldet, jedoch gebe es nach Angaben von „grenzenlos gärten“ einen Investor für das viel beachtete Grundstück. Das Amt für Wirtschaftsförderung und das Liegenschaftsamt der Stadt hätten diesen Umstand an das Projekt herangetragen und seit gestern liegt der „pflanzstelle“ eine Forderung zur Räumung des Geländes innerhalb von sieben Tagen vor. Anschließend solle es gerodet und planiert werden.

Stadt bezieht noch keine Stellung
Auf Nachfragen von Report-k konnte oder wollte die Stadt Köln heute zur aktuellen Situation noch keine Angaben machen. Der Verein seinerseits bezeichnet die Räumungsfrist als „nicht zumutbar“. Gerade weil das Projekt auf Spenden basiere und die Pflanzen kurz vor der Ernte stehen, befinde man sich in einer schwierigen Situation. Kritik wurde in diesem Zusammenhang an den „widersprechenden Aussagen der Stadt“ und dem „kaum gebotenen Verhandlungsspielraum“ geäußert. Dazu Julian Brenner von "grenzenlos gärten":„Trotz der vielerorts bekannten Probleme bei Zwischennutzungsanträgen für Brachflächen und der Erfolgsgeschichte der mobilen „Prinzessinnengärten“ in Berlin zeigt sich leider, daß die Stadt Köln nicht flexibel auf junge Projekte reagiert oder offen für eine ökologische Aufwertung von Industriebrachen ist. Wir finden diese Situation äußerst bedauerlich und wünschen uns klare Zuständigkeiten und einen Mietvertrag für diesen Sommer."  Es gibt jedoch immer noch optimistische Positionen unter den Verantwortlichen des Projektes. So hoffe man nach den jüngsten Gesprächen mit den zuständigen Ämtern, in denen die Inhalte und Arbeitsweisen von „pflanzstelle“ erstmal angemessen reflektiert worden seien, doch noch auf einen Kompromiss, der eine erntereiche Beendigung des Projektes ermöglichen könnte.

Infobox „pflanzstelle“
Ort: Neuerburgstraße in Köln-Kalk
Öffnungszeiten: Di., Do., Sa. 14:00 – 21:00 Uhr .
Der Garten ist öffentlich zugänglich und verfolgt ein anderes Konzept als die Schrebergärten. Diese Form des Gartens schafft eine offene Begegnungsstätte, die zum gemeinsamen Gärtnern, Zeit verbringen, Austausch, Lernen und Essen einlädt. Durch Gartenbauaktionen, eine “Gartensprechstunde” sowie Bildungs- und Kulturangebote werden  unterschiedliche Menschen über gesellschaftliche Grenzen hinweg aktiv in den Garten eingebunden. So können Familien ihren Kindern die Natur näher bringen ohne weit fahren zu müssen. Senioren und Rollstuhlfahrer haben es durch die Hochbeete leichter. Und Gärtnerinnen und Gärtner ohne eigenen Garten können hier kostenlos ihrem Hobby nachgehen.

Infobox  Verein „grenzenlos gärten“
Der junge Verein grenzenlos gärten ist gemeinnützig und thematisiert sozio-kulturelle und ökologische Landwirtschaft in der Stadt. Die Investitionskosten des Projekts wurden mit Unterstützung der Europäischen Union, durch das Programm JUGEND IN AKTION, finanziert. Zusätzlich ist der Verein auf Spenden angewiesen.

[asch, Foto: Sebatsian Edlich]