Köln | report-k-Fotograf Eddi Bopp portraitiert immer wieder bekannte Kölner. Hier schildert seinen Erlebnisbericht von einem Shooting mit einer Größe des Kölschen Fasteleer…
Dienstag morgen, 11:00 Uhr Foto-Termin mit JP Weber auf dem Dach vom Maritim. Ich kenne ihn schon lange, aber eigentlich kenne ich JP nicht. Privat haben wir selten gesprochen, das ist ja aber auch nicht zwingend nötig, wenn man jemanden fotografisch porträtiert.
Ich weiß, dass er ein Kölner Musiker ist und Moderator vom Stadt-Talk Loss mer schwade. Da ich wie immer eher wenig Zeit habe, wird dieser Termin quick and dirty gemacht, so beschreiben wir Fotografen die schnelle Arbeit. Das Fotomotiv steht vorher schon, JP im Anzug mit Fliege, seine Flitsch in der Hand, von hinten Richtung Dom fotografiert. In Siegerpose streckt er das Instrument in den blauen Vormittagshimmel, Dom leicht unscharf. Das war der Plan.
Vor dem Maritim sitzt ein Mann, den ich aus dem Augenwinkel sehe, in rot-schwarzem Jogginganzug mit Goldkette, einer fetten Uhr am Handgelenk und einem goldenen Ring an der rechten Hand. Er sieht nett aus, wie ein älterer Gangster-Rapper, der in der Sonne eine Kippe raucht. Ich gehe vorbei und er ruft: „Eddi!“. Ich drehe mich um, es ist JP Weber. Nicht im Anzug und ohne seine Flitsch. Mein quick-and-dirty-Motiv war somit schon pulverisiert und ich wusste es muss improvisiert werden. Ich hatte keine Ahnung wie ich den Herrn in der Jogginghose vernünftig fotografieren soll.
Auf dem Dach vom Maritim sitzt er nun an einem weißgedeckten Tisch mit einer Tasse Kaffee und einer Flasche Mineralwasser. Der Dom im Hintergrund ist nahe und sieht mächtig aus. „Ich bin eigentlich ein Assi“, sagt JP und fängt an ohne Punkt und Komma zu reden. Privates, sehr privates und Anekdötchen aus seinem Leben.
JP Weber spricht über „seine“ Altstadt
Und er redet über seine Altstadt. „Hier bin ich zu Hause, hier kennt mich jeder. Der Taxi-Mann, der Postbote, die Kioskbesitzer. Hier kann ich mit Jogginghose rumlaufen und es interessiert einfach keinen. Herrlich.“ Netterweise spricht er weitgehend hochdeutsch, damit ich als gebürtiger Pfälzer auch was verstehe.
Er redet und redet und redet und das ist gut für einen Fotografen. Ich muss kein Bild stellen, ich porträtiere ihn während seines Redeschwalls, so wie er ist, so wir er wirklich aussieht. Keine Pose, einfach privat. Er ist authentisch und ich merke schnell, dass wir am Ende des Shootings beide froh über sehr schöne und ungewöhnliche Fotos sind.
Nach anderthalb Stunden fotografieren setze ich mich zu ihm und trinke meinen inzwischen kalten Kaffee aus. Ich weiß jetzt viel über ihn, er auch über mich. Das bleibt aber alles am Tisch, haben wir vereinbart.
Es wurden tatsächlich ungewöhnliche Bilder und es war ein sehr sehr cooler Vormittag mit dem Gangster-Flitschen-Mann.