Köln | Über 100 künstlerische Arbeiten und 80 Filme zeigt die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) bei ihrem diesjährigen Rundgang am kommenden Wochenende. Produziert wurden all diese Werke im vergangenen Jahr von den Kölner Studenten. Die Jahres-Ausstellung überzeugt durch ihre Vielfältigkeit und zeigt etwa Tornado-Tische und zerlegte Wohnzimmer der Eltern.

Alfons Knogl lässt in seinen Möbeln das Design der 50er-Jahre in Verbindung mit Naturgewalten neu aufleben. Für sein Diplom baute er ein Tisch-Ensemble in Tornado-Form, das sich an die Nierentische der 50er anlehnt. Die Beine formte er dabei zu Windrosen, die Tischplatte ist aus Plexiglas gestaltet. Felix Contzen wagte für seine Abschlussarbeit dagegen einen Selbstversuch. Vier Wochen reiste der Student allein nach Namibia und begab sich in der dortigen Wüstenlandschaft auf eine Suche nach dem Nichts. Dass er dabei dem Tod so nahe kommen würde, hätte er selbst nicht gedacht: Am letzten Tag seiner Reise hatte er einen schweren Autounfall, „eine Art Nahtoderfahrung“, berichtete Contzen heute. Aus seinen Erlebnissen entwickelte er eine Installation bestehend aus einer Wüsten-Wandtapete, einer Fotografie seines zerstörten Autos und vier Filmen, in denen er allmählich in der Natur verschwindet.

Kunst mit Säge

Recht brutal ging Johannes Post vor: Er baute das Wohnzimmer seiner Eltern mit den alten Original-Möbeln nach und zersägte die Einrichtung Schicht für Schicht in 25 je zehn Zentimeter dicke Scheiben – ähnlich einer medizinischen Aufnahme. So werden allmählich die Innereien des Wohnzimmer sichtbar – vom Sofa über das Regal bis hin zu dem Klavier. Jede Ansicht hielt Post dabei in einer Fotografie fest und entwickelte daraus ein Buch. Fünf Fotografien zeigt er im Rahmen des Rundgangs nun in der Trinitatiskirche. Seine Eltern waren von dem Projekt zunächst wenig begeistert, räumte der Student heute ein. „Ich habe ihnen jedoch versprochen, dass sie ein Bild bekommen“, so Post. Und die Möbel seien von ihnen schön längst aussortiert gewesen.

Insgesamt zeigt der Rundgang der KHM in diesem Jahr über 100 künstlerische Arbeiten von den Kölner Studenten. Dazu gehören neben zahlreichen Diplom-Projekten Werke aus der Bildenden Kunst, Medienkunst, Film und Video, Sound, Performance und Szenografie. Erstmals wird für den Rundgang ein „OpenLab-Jam“ präsentiert, in dem die Studenten auf einer offenen Bühne Performances und Live-Aktionen aufführen. Das Programm steht dabei auch den Besuchern zur Mitgestaltung offen und soll sich im Verlauf des Prozesses neu entwickeln.

Film-Programm mit „Louisa“ – Kampf gegen die Stille

Neben der Ausstellung präsentiert die KHM vom 12. bis 15 Juli 2012 zudem ein vielfältiges Film-Programm. Dazu gehören über 40 Filme von Studenten, die teilweise bereits preisgekrönt sind. So wurde etwa die Dokumentation „Louisa“ von Katharina Pethke über die gleichnamige Titelheldin mit der Goldenen Traube und dem Deutsche Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Pethke dokumentiert darin den Kampf von der 23-jährigen Louisa mit ihrer einsetzenden Gehörlosigkeit. Ergänzend zu den Programmblöcken zeigt die KHM 30 Filme von jüngeren Studenten aus Seminaren und Workshops. Diese Filme dienen meist allein den Übungszwecken und werden sonst keiner Öffentlichkeit gezeigt. In ihnen experimentieren die Studenten etwa mit Kamera-Einstellungen und verschiedenen Materialien und Formaten. Die Film-Blöcke werden jeweils von Professoren und Mitarbeitern moderiert.

Infobox

KHM Rundgang 2012
12. bis 15. Juli 2012
Die Ausstellungsfläche erstreckt sich über verschiedene Räumlichkeiten rund um den Campus der KHM, die benachbarte Trinitatiskirche, die Bibliothek, die Ateliers, Studios und Labore entlang des Filzengrabens bis zum Peter-Welter-Platz

Öffnungszeiten: 14 bis 20 Uhr
Infopoint: Filzengraben 2, 50676 Köln

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Tisch-Werk von Alfons Krogl