Entwicklungen an Schulen
Gymnasien und Gesamtschulen erleben Zulauf
Morgen starten rund 100.000 Kölner Kinder in ihren Schulalltag. Rund ein Drittel von ihnen wird eine Grundschule besuchen. Bei den weiterführenden Schulen bleibt auch in diesem Schuljahr das Gymnasium die Schulform mit den meisten Schülern. Insgesamt fast 27.000 haben einen Platz an einem der 35 Gymnasien erhalten – etwa 400 mehr als noch im vergangenen Schuljahr. Gefolgt wird das Gymnasium von der Realschule mit knapp 12.000 Schülern und der Gesamtschule mit über 11.000 Schülern. Während die Gesamtschulen einen Schüleranstieg verzeichnen, ist die nachfrage an den Realschulen ebenso wie an den Hauptschulen gesunken. Besuchten im vergangenen Schuljahr noch gut 8.400 Schüler eine Hauptschule, meldeten sich in diesem Jahr nur noch etwa 7.800 Schüler. Vier Hauptschulen hat die Stadt aufgrund der sinkenden Nachfrage zum Schulstart geschlossen. Das Interesse an den Förderschulen  ist dagegen gestiegen. In diesem Schuljahr besuchen nun rund 5.500 Pänz eine Förderschule.

Ungebrochen ist der Trend der Schulen hin zu Ganztagsschulen. Im Bereich der Grundschulen baute die Stadt die Versorgungsquote auf 64 Prozent aus. Und auch in den weiterführenden Schulen starten nun 52 Prozent der Kölner Schulen im Ganztagsbetrieb. Sechs weitere Schulen sollen folgen, denn der Trend hin zur Ganztagsschule ist laut Klein ungebrochen. Kölns Bildungsdezernentin rechnet damit, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage weiter steigen wird und  wohl alle Schulen im Ganztag unterrichten werden.

Gemeinschaftsschulen starten – "So sollte Schule sein"
Neu sind in diesem Jahr die beiden Gemeinschaftsschulen. Die neue Schule in der Ferdinandstr in Mülheim und in der Wuppertaler Str. in Buchheim sollen erproben, wie durch längeres gemeinsames Lernen, Kinder zu besseren Schulabschlüssen geführt werden können. Heute stellten beide Schulen erste Eckpunkte ihres neuen Konzeptes vor. Die Montessori-Gemeinschaftsschule in Buchheim stellt jeder Klasse in diesem Jahr etwa zwei oder sogar drei Klassenlehrer zur Verfügung. Darüber hinaus wird jeder Klasse neben dem klassischen Unterricht auch Zeit für andere Lernformen eingeräumt. Montags und Dienstags wird in den letzten Stunden etwa der Unterrichtsstoff noch einmal vertieft. Dafür soll es keine üblichen Hausaufgaben mehr geben. Weitere Stunden werden etwa für Methoden-Lernen – etwa zur Heftführung – oder für Sozialtraining zur Verfügung gestellt. Die letzte Schulstunde am Freitag gehört dem Klassenrat.

Kompetenzen statt Noten
Die Gemeinschaftsschule Buchheim will neben den klassischen Fächern auch Lerngemeinschaften anbieten, in denen Schüler nach ihren eigenen Stärken lernen sollen. Zudem soll an jedem Dienstag ein fächerübergreifender Projekttag stattfinden. Die Ergebnisse der Projekttage sowie weitere Arbeitsprodukte sollen anschließend an jedem Freitag nach dem Mittagessen Lehrern und Schülern präsentiert werden. Zu diesem Treff will sich die Schule auch weiteren Interessierten, Eltern und Nachbarn öffnen. Durch die Präsentation soll die Arbeit der Schüler mehr Würdigung erfahren, als es oftmals im Schulalltag geschieht. Darüber hinaus will die Schule in den ersten drei Jahren auf Notenzeugnisse verzichten und stattdessen Kompetenz-Entwicklungsberichte auf Basis der Kernlehrpläne verfassen.

Keine weiteren Gemeinschaftsschulen für Köln
Klein zeigte sich von den Konzepten heute beeindruckt: "Wenn man das so hört, denkt man – so sollte Schule sein", sagte Kölns Bildungsdezernentin. Dennoch wird es erst einmal keine weiteren Gemeinschaftsschulen in Köln geben. Schuld daran ist der Kompromiss der Landesregierung, nach dem weitere Gemeinschaftsschulen nicht rechtsgültig erklärt werden könnten. Der Kompromiss sei "dem Grunde nach eine positive Entwicklung", betonte Klein. Schließlich wären einige Aspekte der Gemeinschaftsschulen mit aufgenommen worden. Abgewartete werden müsse nun, welche Änderungen im Schulgesetz tatsächlich vorgenommen würden, so Klein. Darüber will die Landesregierung im Herbst beraten. Danach will Klein entscheiden, ob das Konzept für Kölner schulen sinnvoll ist. Die Planungen, Gemeinschaftsschulen an den jetzigen Standorten der Konrad-Adenauer-Schule, der Hauptschule in Weiden und der Montessori-Hauptschule Rochusstraße, sollen zunächst eingestellt werden. Klein will prüfen, ob sie sich als Standorte für Sekundarschulen bewerben sollen

Inklusion – "Individualität jedes Kindes zu akzeptieren"
Ausbauen will Klein auch den inklusiven Unterricht. In diesem Schuljahr bieten weitere neun Schulen Unterricht für Kinder mit und ohne Förderbedarf an. Insgesamt gibt es in Köln damit 30 Grundschulen, vier Gesamtschulen, drei Hauptschulen, zwei Gemeinschaftsschulen und eine Realschule mit Inklusion an. Inklusive Gymnasien gibt es derzeit noch nicht, auch wenn sie in Einzelfällen bereits Kinder mit Förderbedarf aufgenommen haben. Im kommenden Jahr will die Verwaltung der Kölner Politik einen Inklusionsplan vorlegen. Wesentliches Ziel dieser Neuausrichtung soll es sein, "die Individualität jedes Kindes zu akzeptieren", so Klein. Das gelte ebenso für hochbegabte Kinder wie für Kinder mit Förderbedarf. Um dieses Ziel realisieren zu können, soll auch die Schulsozialarbeit erweitert werden. Dank des Bildungspaketes können in diesem Jahr 87 neue Stellen geschaffen werden. Die sollen vornehmlich an Grundschulen und Realschulen eingerichtet werden. Eine Vorlage zu diesem Ausbau will Klein im Oktober dem Rat der Stadt Köln vorlegen.

Entwicklungen an Kölner Kitas
U3-Ausbau in Köln – Grundstücke dringend gesucht
Köln ist eine geburtenfreudige Stadt. Jährlich erblicken in der Domstadt rund 10.000 Kinder das Licht der Welt. Damit ihre Eltern früher wieder in die Arbeitswelt einsteigen können, will Köln für mindestens 40 Prozent der Unterdreijährigen einen Betreuungsplatz anbieten. Derzeit können etwa 30 Prozent der Kinder eine Kita oder Tagespflege besuchen. "Das ist noch längst nicht genug", betonte Klein heute. Bis 2013/ 2014 will sie weitere 50 Kitas mit 2.800 neuen Plätzen schaffen. Dafür sucht Kölns Bildungsdezernentin derzeit dringend Investoren und Grundstücke. Weil sich die Suche als schwierig erweist, will die Stadt nun verstärkt auf Tagesmütter setzen. Statt wie ursprünglich geplant, künftig 20 Prozent der Betreuungsplätze in der Tagespflege anzubieten, sollen es nun 30 Prozent werden. So könne der Bedarf an U3-Plätzen schneller und flexibler bedient werden.

Gesucht werden weitere Betreuungsplätze auch für die Kölner Pänz zwischen drei und sechs Jahren. Zwar kann die Stadt jedem Kind einen Platz anbieten und damit den Rechtsanspruch erfüllen. Nicht alle Kinder finden jedoch Platz in ihrer Wunsch-Kita. Um auch diese Erwartung der Eltern künftig zu erfüllen, baute die Stadt im vergangenen Jahr 25 neue Kitas.

"Bildung fängt nicht erst in der Schule an"
Neben dem quantitativen Ausbau will die Stadt auch die Qualität der Kitas weiter verbessern. Denn "Bildung fängt nicht erst in der Schule an", so Klein. So will die Stadt die Kita-Kinder in diesem Jahr an die so genannten "Mint"-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) heranführen. In 22 Fortbildungen wurden die Erzieher dafür bereits weitergebildet. Darüber hinas soll kontinuierlich auch das Sportangebot an den Kitas erweitert werden. Heute bieten bereits über 80 Kitas eine Bewegungsförderung an, 50 Kitas arbeiten dafür mit einem Sportverein zusammen und immerhin sechs Kitas gehen einmal in der Woche mit ihren Pänz sogar schwimmen.

Vor Probleme werden die Kitas weiterhin in der Sprachförderung gestellt. Rund 5.200 Kinder in Köln haben derzeit einen Sprachförderbedarf. Für sie erhält die Stadt von der Landesregierung etwa 1,8 Millionen Euro. Die sollen vorrangig nicht für Einzelmaßnahmen, sondern vor allem für eine Sprachförderung in der Gruppe genutzt werden. Seit April 2011 erhalten 64 Kitas in Köln zudem weitere insgesamt sechs Millionen Euro für die Sprach- und Integrationsförderung. Von den finanziellen Mitteln wird eine Fachkraft im Rahmen des Projekts "Frühe Chance" bezahlt. Um die Sprachfähigkeit der Kinder zu fördern, plant Klein zudem den Ausbau von bilingualen Kitas. Momentan gibt es 19 Kitas, in denen neben Deutsch eine weitere Sprache gesprochen wird.

[cs; Foto: Jahreis/ www.pixelio.de]