Köln | Der Aufsichtsrat der Kliniken der Stadt Köln hat sich für Holger Baumann aus Hannover als Interimsgeschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln ausgesprochen. Der Finanzausschuss nahm diesen Entschluss auf seiner gestrigen Sitzung zur Kenntnis.

Der 60-Jährige war bis Ende vergangenen Jahres Vorsitzender der Geschäftsleitung die Insel Gruppe in Bern, das nach eigenen Angaben größte und führende medizinische Versorgungssystem der Schweiz mit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Auch zuvor war er bereits in Deutschland in verantwortlichen Position tätig. Von 2000 bis 2014 war Baumann Vizepräsident und Finanzchef der Medizinischen Hochschule Hannover, von 1996 bis 2000 Kaufmännischer Direktor einer Klinik in Hamburg, einem akademischen Lehrkrankenhaus mit 23 Fachabteilungen.

Baumann gilt als kompetenter und erfahrener Krankenhausmanager. „Ich freue mich, insbesondere auch für die Kolleginnen und Kollegen der Kliniken, dass Herr Baumann als Interimsgeschäftsführer diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt. Er gilt als erfahrener Klinikmanager und bringt die nötige Kompetenz für eine erfolgreiche wirtschaftliche Sanierung und Weiterentwicklung der Kliniken mit“, so Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Die Gesellschaft Kliniken der Stadt Köln war unter dessen vormaligen Geschäftsführer tief in die Verlustzone geraten. Noch vor einem Monat erhöhte sich der Finanzbedarf für den städtischen Klinikbetrieb nach Berichten Kölner Zeitungen auf 40 Millionen Euro alleine für das laufende Jahr, nachdem zuvor der Stadtrat bereits eine erste Tranche aus einem neuen Gesellschafterdarlehen beschlossen hatte. Der vormalige Vorsitzende der Geschäftsführung Roman Lovenfosse-Gehrt wurde Anfang April dieses Jahres nach Bekanntwerden der finanziellen Schieflage entlassen. Im Mai dieses Jahres sollte Peter Jung Interimsgeschäftsführer werden, wurde aber nach massiver Kritik an dieser Personalie nicht berücksichtigt.

Die städtische Klinikgesellschaft umfasst drei Krankenhäuser, die Kliniken in Merheim und Holweide sowie das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln-Riehl. Die drei Häuser haben insgesamt rund 1.500 Betten, rund 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 650 Ärztinnen und Ärzte, die pro Jahr rund 60.000 Personen stationär und etwa doppelt so viele ambulant behandeln. Ende 2017 brachte Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Idee ins Spiel, die drei städtischen Krankenhäuser in einen großen Klinikverbund mit der Universitätsklinik einzubringen.

Autor: bfl
Foto: Blick auf das jüngst erweiterte Klinikum Merheim. Der Neubau gilt wegen der hohen Kosten als ein Verursacher für die finanzielle Schieflage der städtischen Klinikgesellschaft.  Bild: Kliniken der Stadt Köln gGmbH