Putzig: Gerlinde Heimann zieht Eichhörnchen seit zehn Jahren groß. Foto: Heimann

Bergisch Gladbach | Mühsam ernährt sich bekanntlich das Eichhörnchen.

Zu dieser Jahreszeit suchen die kleinen, geschickten und pelzigen Kobolde vor allen in Städten die Nähe zum Menschen und versuchen in Gärten und auf Balkonen Nüsse, Kerne und sonstige Leckereien zu schnappen – und einen Vorrat für den Winter anzulegen.

Gerlinde Heimann weiß das nur zu gut. Die gelernte Bürokauffrau hat ihre Freizeit den Nagern verschrieben und eine Eichhörnchenhilfe gegründet. Zu ihr werden vor allem verletzte Tiere gebracht.

Eichhörnchen mögen Walnüsse, Haselnüsse und Sonnenblumenkerne am liebsten

„Ich habe vor 40 Jahren mit der Wildtierpflege angefangen, da waren es ausschließlich Igel“, beginnt die Tierfreundin im Gespräch mit report-K zu erzählen, „Seit nunmehr 10 Jahren pflege ich Eichhörnchen. Alles fing mit Bounty an, der mit seiner Finderin plötzlich vor meiner Türe stand. Schnell stellte ich fest, dass es ganz wenig Pflegestellen für Eichhörnchen gibt. So kam es dazu, dass ich mich über diese Tiere und deren Bedürfnisse schlau machte, alles Notwendige zur Pflege, Aufzucht und Auswilderung der Tiere anschaffte und mich den Eichhörnchen widmete.“

Zurzeit kommen um die 100 Eichhörnchen pro Jahr bei der „Eichhörnchen-Mama“ aus dem Kölner Umland an, die, wenn sie stabil sind, auch auf andere Pflegestellen gehen.

„Ich selber pflege und ziehe im Schnitt 60 bis 80 Eichhörnchen pro Jahr groß“, schildert sie, „Dabei handelt es sich meistens um Baumfällopfer, Tiere nach Vogel- oder Katzenangriffen oder Autounfällen. Dazu kommen leider auch immer mehr Tiere, die völlig unterernährt sind und Eichhörnchen mit Infektionskrankheiten. Die kleinsten Eichhörnchen werden oft schon im Alter von 3 bis 5 Tagen gebracht, dann heißt es alle 1,5 Stunden füttern rund um die Uhr. Wenn die Tiere mit 4 1/2 Wochen die Augen aufmachen, entspannt es sich etwas, da die dann auch zwischendurch aus dem Schälchen trinken. Die Jungtiere bleiben bis zum Alter von ca. 15 Wochen hier und werden wieder über Volieren ausgewildert.“

Eichhörnchen suchen in Städten vermehrt den Kontakt zum Menschen. Foto: Heimann

Sie gibt Tipps, wie man sich richtig verhält, wenn die putzigen Racker auf einmal vor der Balkontür umherhüpfen. „Jeder einzelne von uns kann diesen kleinen Kobolden helfen, indem man ihnen Futter in Form von Sonnenblumenkerne, Haselnüssen und Walnüssen anbietet. Bitte im Sommer auch immer Trinkwasser hinstellen.“

Heimann weiß: „Eichhörnchen suchen den Kontakt zum Menschen und auch zu Hund oder Katze, wenn sie Hilfe benötigen. Eichhörnchenkinder laufen dem Menschen dann hinterher und versuchen sogar an ihm hoch zu klettern. Dann bitte unbedingt eingreifen und die Tiere erstmal in einen Karton mit Luftlöchern, darin ein Handtuch, unterbringen. Je kleiner das Eichhörnchen ist, desto mehr Wärme benötigt es, daher Jungtiere immer warm halten. Gerade nackte Eichhörnchen brauchen dazu eine Wärmequelle, Wärmflasche ca. 38 Grad warm oder PET Flasche mit warmem Wasser.

Dann nimmt man einen Karton, legt dort ein Handtuch rein, Wärmflasche oder PET Flaschen drauf, darauf nochmal ein Handtuch und dann das Eichhörnchen drauf legen und mit einem dünnen Tuch zudecken. Wenn man diese kleinen Tiere irgendwo unterwegs findet, bitte in den Pullover oder in die Jackentasche tun und versuchen durch Körperwärme warm zu halten. Dann eine Auffangstation kontaktieren. Der Eichhörnchen Schutz e. V. hat bundesweit Pflegestellen.

Bitte auch nicht versuchen diese Tiere zu füttern oder gar alleine groß zu ziehen, sie brauchen geeignete Aufzuchtmilch und Gesellschaft. Es braucht Erfahrung wie man die Tiere artgerecht versorgen muss, denn das Ziel sollte immer sein, die Tiere wieder gesund und lebensfähig in die Natur zu entlassen.“

Auf Futtersuche auf dem Balkon: Eichhörnchen mögen Kerne, Walnüsse und Haselnüsse am liebsten. Foto: Krücken

Denn sonst sei Vorsicht geboten, mahnt die Expertin: „Gerade Eichhörnchen, die isoliert von anderen Artgenossen aufgezogen werden, können anschließend kaum noch Kontakt zu anderen Hörnchen aufnehmen. Dazu kommt, dass diese Tiere so auf den Menschen geprägt wurden, dass sie in der Freiheit nicht mehr alleine zurecht kommen und die Nähe des Menschen suchen.

Oft bekommen wir solche Hörnchen die hier erstmal richtig trauern, da ihre Bezugperson weg ist, oft haben die auch Angst vor anderen Eichhörnchen, dazu müssen viele sich dann auch noch an artgerechtes Futter gewöhnen und verbringen dadurch unnötig lange Zeit in den Stationen. Fazit, auch wenn die noch so niedlich sind, jedes Eichhörnchen wird mal erwachsen und dann beißt es, macht alles kaputt und fängt an zu riechen, daher bitte in fachmännische Hände abgeben.“